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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Eile von uns wegkrabbelt«, bemerkte Janet verdrossen, als sie ihn wieder einmal an der Mauer am Ende des Gartens aufgelesenhatte und zu der Bank zurücktrug, wo sie im Schatten eines verblühten Rosenbusches ihren Stickrahmen aufgestellt hatte.
    »Er ist neugierig«, entgegnete Julian. »Wie alle Waringham.«
    »Neugierig und freiheitsdurstig«, spöttelte sie.
    Julian ließ sein Schnitzmesser in den Schoß sinken und betrachtete seinen Sohn. Immer wenn er das tat, zog seine Brust sich zusammen, überkam ihn eine Mischung aus Stolz und Zärtlichkeit, deren Heftigkeit ihn manchmal erschreckte. Robin steuerte glucksend auf ihn zu, machte dann kehrt und ging wieder auf Entdeckungsreise. Julian lachte in sich hinein.
    Janet stemmte die Hände in die Seiten. »Ist das zu fassen?«
    »Lass ihn doch. Hier im Garten kann ihm nichts geschehen, oder?«
    »Du hast ja keine Ahnung, Mylord. Er steckt alles in den Mund, was nur irgendwie hineinpasst.«
    Julian pfiff zur Amme hinüber, die mit der fetten alten Berit auf dem Pfad stand und vermutlich mit ihr über Säuglingspflege fachsimpelte. »Mary, geh ihm nach und sieh zu, dass er keinen Schaden nimmt!«, rief er. »Und ich würde es begrüßen, wenn man dich nicht ständig an deine Pflichten erinnern müsste.«
    Sie riss erschrocken die Augen auf, denn es kam nicht oft vor, dass er einen Tadel aussprach, knickste hastig und lief ihrem umtriebigen Schützling hinterher.
    »Setz dich, Janet«, forderte Julian seine Frau auf.
    »Aber sollte ich nicht lieber …«
    »Du sollst dich setzen«, wiederholte er mit Nachdruck. »Es schickt sich nicht, wenn du der Amme die Arbeit abnimmst, und es ist nicht gut für die Moral unter dem Gesinde.«
    Wortlos kehrte sie an ihren Stickrahmen zurück und nahm die Arbeit wieder auf. Es war schwer zu sagen, ob sie ihm seine Worte übel nahm. Nach altbewährter Methode gaukelte sie ihm Schüchternheit und Fügsamkeit vor, und was hinter ihrer Stirn vorging, konnte er nicht einmal erahnen.
    »Ich meine es nur gut mit dir«, stellte er klar. »Du hast esnicht nötig, dich mit der Sorge um ihn abzuplagen, und die Mägde werden den Respekt vor dir verlieren, wenn du es trotzdem tust.«
    »Ich weiß«, gab sie zurück, den Blick auf den Goldfaden gerichtet, mit welchem sie kunstvolle Ranken in ein Altartuch für die Burgkapelle stickte. »Ich glaube, ich versuche, an ihm gutzumachen, was ich an seinem Bruder versäumt habe. Unfreiwillig.«
    Es war das erste Mal, dass sie in seiner Gegenwart von ihrem Bastard sprach. Eine scharfe Erwiderung lag Julian auf der Zunge, aber sie wollte nicht so recht heraus. Er wusste sehr wohl, dass der Junge bald zwei Jahre alt werden würde. Und dass Janet lange geschwiegen hatte, ehe sie ihn an das Versprechen erinnerte, das er noch nicht eingelöst hatte.
    Er legte einen Augenblick die Hand auf ihr Knie. »Am Sonntag reiten wir hin.«
    Sie hob abrupt den Kopf und blickte ihn an. Ihre Lippen bewegten sich, als sei sie im Begriff, etwas zu sagen, das ihr im entscheidenden Moment entfallen war. Er sah, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten, aber wie meistens zwang sie sie zurück. Ihre Beherrschung hatte ihm von Anfang an imponiert, und er hatte sie schon manches Mal darum beneidet, denn das war ganz und gar nicht seine starke Seite.
    »Das ist … sehr großzügig, Mylord«, sagte sie leise.
    »Oh, nun sei nicht so demütig«, wehrte er grantig ab. »Ich weiß genau, dass du das nur tust, um mir ein schlechtes Gewissen zu machen.«
    »Na ja, das ist wahr«, musste sie einräumen. »Aber ich meine trotzdem, was ich gesagt habe. Es ist großzügig. Die wenigsten Männer würden so etwas tun.«
    Er brummte missvergnügt und sann auf ein anderes Thema. Er war nicht erpicht darauf, nach St. Thomas zu reiten und ihre Augen strahlen zu sehen, wenn ihr Blick auf Edwards Bastard fiel. Schon bei der Vorstellung wurde ihm flau vor Eifersucht, und er verspürte das Bedürfnis, irgendetwas zu zertrümmern, vorzugsweise etwas, das viel Radau machte, wenn es zerbrach.Gleichzeitig wollte er dieses Strahlen in ihren Augen sehen und derjenige sein, der es hineingezaubert hatte. Doch eher hätte er sich im Tain ersäuft, als Janet auch nur ahnen zu lassen, was diese törichte Anwandlung über seine Gefühle verriet. Schlimm genug, dass er selbst es wusste. Es erschreckte ihn halb zu Tode, und es beschämte ihn.
    Er griff wieder nach dem Schnitzmesser und dem begonnenen Werk, warf einen Blick gen Himmel und bemerkte: »Sieht so aus,

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