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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Schur, und da die Schafzucht in Waringham inzwischen beinah den gleichen Stellenwert hatte wie die Pferdezucht, fand Julian sich im gleichen Maße davon in Anspruch genommen. Adam, der einzige Bauer, dessen Herde größer war als Julians, erwies sich als fachkundiger Berater, und Julian hockte manches Mal bis in die Nacht mit ihm und seinem Steward zusammen, und sie rechneten, machten Pläne und tranken unbescheidene Mengen Bier dabei.
    Und ehe die Schur vorüber war, begann die Ernte.
    »Hatten wir immer schon so viel Arbeit, oder kommt es mir nur so vor, weil ich mich mit siebenundzwanzig allmählich dem Greisenalter nähere?«, fragte Julian und fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn.
    Frederic und Lucas, die mit ihm die Heuballen in seiner Scheune zählten, tauschten ein Grinsen.
    »Ich schätze, es liegt eher daran, dass du versuchst, alles selbst zu machen«, mutmaßte Lucas. »Du scherst die Schafe wie ein Bauer, du zählst Heuballen wie ein Reeve, reitest deine Gäule an wie ein Stallmeister, führst die Bücher wie ein Steward. Nur wie ein Lord benimmst du dich auffallend selten. Du gibst keine Jagden, keine Festmähler, du meidest den Hof und die Politik und reitest zu keinem Turnier.«
    »Du weißt verdammt gut, warum«, gab Julian zurück und notierte die Zahl, die er ermittelt hatte, auf seiner Tafel, ehe er sie vergessen konnte. »Unter einem yorkistischen König bin ich lieber Bauer, Stallmeister oder Steward als Lord. Ich meide seinen Hof, damit er mich vergisst, und ich gebe keine Gesellschaften, weil meine Freunde, die ich gern einladen würde, entweder tot oder untergetaucht sind.«
    »Welch beklagenswertes Los«, bemerkte Lucas. »Wie ist es nur möglich, dass ich das Gefühl habe, dich nie zuvor zufriedener gesehen zu haben?«
    Julian grinste und warf sein Täfelchen nach ihm, aber Lucas fing es mühelos auf.
    »Es stimmt«, gestand der Earl. »Waringham tut mir gut, und die Schinderei ebenso. Es scheint etwas zu sein, das mir liegt. Vermutlich wäre es viel besser gewesen, Scrope hätte meinen Cousin Robert nicht ermordet. Ich hätte Edmund Tudors Steward auf einem seiner Güter werden und dort friedlich bis ans Ende meiner Tage zwischen Schafen und Schweinen mein Dasein fristen können, ohne mir je den Kopf über Politik zerbrechen zu müssen. Dann wäre ich ein glücklicherer Mann.«
    »Aber Waringham gewiss kein glücklicherer Ort«, gab Lucas zu bedenken.
    »Nein«, musste Julian zustimmen. Und sich selbst gestand er, dass ihm das nicht gleichgültig gewesen wäre. Irgendwo in der Fremde das Land eines anderen zu verwalten, während Robert die Menschen in Waringham in den Staub trat, hätte ihn auch nicht zufriedengestellt.
    Frederic sammelte die Tafeln ein, addierte mühelos die ermittelten Summen und schrieb auf die Rückseite einer der kleinen Schieferplatten: Genug Heu für Gestüt und Gut. Du kannst ein Fünftel verkaufen, wenn du mich fragst.
    Julian runzelte verblüfft die Stirn. »Verkaufen?«
    Frederic nickte nachdrücklich, aber es war Lucas, der erklärte: »Auf dem Heumarkt in London kannst du ein kleines Vermögen damit machen. Die Menschen in London halten Vieh, aber sie haben keine Wiesen.«
    »Großartig. Kümmere dich darum, Frederic, sei so gut.«
    Der Steward schrieb grinsend: Wenn du nicht aufpasst, wirst du noch richtig reich.
    Aber Julian schüttelte den Kopf. »Wenn ich irgendwann einmal ein Schiff besitze und unsere Wolle nach Burgund bringen kann, dann vielleicht.«
    Ein Kronvasall als Wollexporteur? , erkundigte sich Frederic mit ungläubig gefurchter Stirn. Wie anstößig.
    »Mag sein. Aber der yorkistische Thronräuber tut es auch, und der Erfolg gibt ihm Recht. Die Zeiten ändern sich, Frederic. Wenn der Adel nicht von den Kaufleuten lernt, wird er seine Macht eines Tages an sie verlieren.«
    »Es wird die Kaufleute nicht entzücken, wenn sie feststellen, dass der Adel das endlich begriffen hat«, bemerkte Lucas trocken.
     
    Trotz all seiner Pflichten fand Julian noch Zeit für seine Familie, und er genoss die Mußestunden, die er bei unverändert herrlichem Spätsommerwetter mit seiner Schwester, seinen Nichten, seiner Frau und seinem Sohn im Rosengarten verbrachte. Robin entwickelte sich prächtig. Er war ein wonniger kleiner Kerl, weinte selten, strahlte jeden, der in seine Nähe kam, aus seinen großen meergrauen Augen an, und als er zu krabbeln begann, eroberte er die Welt im Galopptempo.
    »Es ist schon ein bisschen kränkend, dass er immer in solcher

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