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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Mutter gesprochen. Aber der alte Piers ist nach Canterbury geritten.«
    »Piers? Der Torwächter?« Das wurde immer verrückter.
    Adam nickte. »Meine Mutter hat die Torwachen und alle anderen auf dem Gewissen, die in der Nacht hier gestorben sind. Sie hat Miles hinters Licht geführt und diesen Scrope in die Burg geschleust. Sie schuldet ihr Leben, sagt Piers. Und er hat ja auch Recht.« Zorn und Mutlosigkeit rangen in den Zügen des jungen Mannes um die Oberhand.
    Julian nahm ihn beim Arm, führte ihn in den Winkel neben der Burgkapelle, wohin sie sich als Bengel verzogen hatten, wenn sie unbeobachtet sein wollten, und wie früher setzten sie sich nebeneinander auf einen Mauervorsprung des steinernen kleinen Gotteshauses.
    »Warum?«, fragte Julian und biss von seinem erbeuteten Brot ab, ehe er sich besann, das Stück in zwei Hälften brach und eine Adam in die Finger drückte.
    Der Knecht nickte dankbar und antwortete mit einer Gegenfrage. »Wisst Ihr, wer mein Vater war?«
    »Natürlich«, gab Julian mit einem ungeduldigen Schulterzucken zurück. »Ich bin ja nicht blind. Und deswegen hat sie diesen Scrope hier hereingeschmuggelt? Sie wollte, dass er Robert tötet, weil der ihr ein paar Bälger gemacht hat?« Julianversuchte, seine Stimme neutral zu halten, aber seinem Gesicht war anzusehen, dass er das für keine ausreichende Rechtfertigung hielt.
    Adam schüttelte den Kopf, biss lustlos in sein Brot und stierte darauf hinab. Schließlich gab er sich einen Ruck. »Er war ihr Bruder. Na ja, Halbbruder.«
    »Was? Wer?«
    »Seine Lordschaft. Euer Cousin Robert«, erklärte der junge Knecht geduldig. »Er war der Halbbruder meiner Mutter. Sein Vater konnte die Finger auch nicht von den Mägden lassen.«
    Julian wurde flau. »Oh, Jesus …« Das war widerlich. Und er fand es ungeheuer mutig von Adam, ihm diese Tatsache zu eröffnen. Wie musste es sich anfühlen, in Blutschande gezeugt zu sein? Er unterdrückte mit Mühe ein Schaudern. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich glaube, jetzt wird mir so einiges klar. Und natürlich kannst du zu deiner Mutter gehen, Adam. Frag sie, ob sie mit Vater Michael sprechen will, dann schicken wir nach ihm.«
    »Aber sie lassen mich nicht zu ihr. Piers und die anderen.«
    Dann weiß ich auch nicht, was wir machen sollen, dachte Julian, ehe ihm wieder einfiel, wer er neuerdings war. Die Erkenntnis ging immer mit heißen Stichen im Magen einher, aber davon ließ er sich nichts anmerken. Er stand auf. »Komm. Und lass uns irgendwas zu essen und zu trinken mitnehmen. Ich glaube, das macht man so, wenn man jemanden besucht, der eingesperrt ist.«
    Dankbar folgte Adam ihm zum Bergfried hinüber und auf einem Umweg über die Küche die Treppe zum Kellergeschoss hinab. Trotz der Sommerhitze war es dort unten kühl und dumpfig. Kaum Licht drang von oben hierher, aber ein Stück den Gang entlang steckte eine Fackel in einem Ring neben einer der Türen. Die beiden jungen Männer hielten darauf zu.
    Vor der verschlossenen Tür aus dicken Eichenbohlen stand ein jüngerer Angehöriger der Wachmannschaft von Waringham Castle. Julian sann einen Moment auf seinen Namen. »Andrew.«
    »Mylord.« Der Mann nickte höflich.
    »Lass uns rein, sei so gut.«
    Andrew zögerte einen Augenblick. Aber natürlich blieb ihm nichts anderes übrig, ganz gleich, wie groß der Groll der Torwachen gegen Alys war. Widerspruchslos trat Andrew beiseite und zog den Riegel zurück.
    Es hat unbestreitbar seine praktischen Seiten, der Earl of Waringham zu sein, erkannte Julian, drückte Adam den Krug in die Hand, den er getragen hatte, und trat den geordneten Rückzug an, weil ihm ein bisschen davor graute, der armen Sünderin in die Augen zu schauen.
     
    Die Sache mit Alys und die Abgründe, die Adam ihm offenbart hatte, deprimierten Julian. Er fühlte sich rastlos und gleichzeitig eigentümlich lethargisch. Eine Weile streifte er im Burghof umher und redete sich ein, den Zustand von Wirtschaftsgebäuden und Verteidigungsanlagen zu inspizieren. In Wahrheit war er mit seinen Gedanken bei seiner Schwester, bei Megan und Edmund, und er wünschte, er wäre dort. In Bletsoe oder in Gottes Namen auch bei Hofe. Er vermisste sie und beneidete sie darum, dass sie beisammen waren, während er allein nach Waringham hatte zurückkehren müssen. Wie ein Verbannter kam er sich vor.
    Er merkte kaum, wohin seine Füße ihn trugen, und war verwundert und ein wenig erschrocken, sich schließlich auf dem kleinen Friedhof hinter der Kapelle

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