Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
zu. »Ihr habt Euch kaum hierher bemüht, um mir nur das zu berichten. Also nehme ich an, es gibt noch weitere Unerfreulichkeiten?«
»Der Earl of Warwick bittet Euch, mich nach Middleham Castle zu begleiten, Sire.«
»Ah«, machte Edward. »Haftverschärfung. Jetzt gleich?«
»Wann immer es Euch beliebt.«
Edward lachte leise und stand unvermittelt auf. »Sir Ralph, seid so gut, geht hinüber zum Caesar’s Tower und weist mein Gefolge an zu packen. Waringham, würdet Ihr mich ein Stück begleiten?« Er ignorierte Robert Welles vollkommen.
Julian erhob sich und schloss sich dem König an, der ihn durch die kleine Pforte in der Burgmauer und bis ans Ufer des Avon führte. Sie schauten erst zur Turnierwiese hinüber, aber unweigerlich wanderten ihre Blicke weiter zur Mühle, trafen sich dann, und die beiden Männer grinsten flegelhaft.
»Sie ist ein sehr begabtes Mädchen«, bemerkte Edward.
Julian nickte. »Das hat sie von ihrer Mutter.«
Dann rief er sich zur Ordnung. Das Letzte, was er wollte, war, schlüpfrige Anekdoten mit dem Mann auszutauschen, der seine Frau entehrt hatte. »Ich nehme an, Ihr wollt michnach Hause schicken oder Ähnliches? Die Antwort lautet nein«, eröffnete er Edward brüsk.
»Es ist mein Wunsch, dass Ihr nach Süden reitet und mich nicht nach Middleham begleitet. Ich befehle es als Euer König.«
»Ihr seid aber nicht mein König«, gab Julian unbeeindruckt zurück. »Middleham ist eine düstere, eherne Festung mitten im Nirgendwo – ich habe nie verstanden, was Warwick daran findet. Ihr werdet ein bisschen Unterhaltung brauchen, glaubt mir.«
»Was hätte ich dann ausgerechnet von Euch? Ihr könnt ja nicht einmal vernünftig Schach spielen«, gab Edward ungehalten zurück.
»Na ja, das ist wahr«, musste Julian einräumen.
»Außerdem, so furchtbar ist Middleham nun auch wieder nicht. Mein Bruder Gloucester ist dort ausgebildet worden, und er hat immer in höchsten Tönen davon gesprochen.«
»Euer Bruder war Warwicks Knappe?«, fragte Julian.
»Natürlich. Das wusstet Ihr nicht?«
Julian schüttelte den Kopf. »Muss bitter für ihn sein.«
»Oh ja. Das ist es. Bitterer als für mich, schätze ich. Aber wie dem auch sei: Ihr seid Lancastrianer, wie Ihr vorhin so treffend bemerktet, und was immer in Middleham geschehen wird, ich will nicht, dass Ihr darin verwickelt werdet. Das hier ist nicht Euer Problem.«
»Ihr macht es gerade dazu«, protestierte Julian. »Nachdem Ihr das gesagt habt, kann ich unmöglich gehen. Dabei würde ich gerne, wisst Ihr. Ich bin weder versessen auf Eure Gesellschaft noch auf Middleham Castle oder darauf, zwischen zwei yorkistische Fronten zu geraten.«
»Nein, darauf wette ich. Aber Ihr macht Euch unnötige Sorgen. Warwick wird mich nicht in aller Stille ermorden lassen.«
»Das könnt Ihr überhaupt nicht wissen«, konterte Julian.
Der König winkte ab. »Noch braucht er mich. Zumindest eine Weile. Bis seine Tochter meinem Bruder einen Sohn schenkt. Danach kann er erst mich, dann Clarence aus demWeg schaffen und sein Enkelchen auf den Thron setzen. Aber bis dahin kann vieles passieren.«
»Mylord, ich …«
Der König brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Jetzt werdet mir nur nicht rührselig, Waringham. Wenn Warwick auf die Idee verfallen wäre, unseren bedauernswerten, schwachsinnigen Cousin Henry wieder auf den Thron zu setzen, wäret Ihr der Erste, der mir freudestrahlend den Kopf abschlagen würde, um dort Platz zu schaffen.«
Julian zuckte die Schultern. »Na ja. Vielleicht nicht gerade freudestrahlend …«
Edward lachte leise. Dann sahen sie sich an, ratlos, wie sie fortfahren sollten. Schließlich schaute der König auf den Fluss und sagte: »›Was mag passieren, wenn sich das nächste Mal eine Hand voll Lords zusammenrottet, die mit der Regentschaft des Königs unzufrieden sind?‹, habt Ihr mich kurz nach meiner Krönung gefragt.«
Julian war erstaunt. »Das wisst Ihr noch?«
»Es gehört nicht zu den Dingen, die ein junger König so schnell vergisst. Aber ich habe nicht geglaubt, dass es dazu kommen könnte. Jetzt ist es geschehen, und bald werden wir die Antwort auf Eure Frage erfahren. Ich will, dass Ihr in den Süden zurückkehrt, Waringham, und Euch um die Königin und meine Töchter kümmert. Elizabeth hat … nur Feinde. Warwick hasst sie, meine Lords misstrauen ihr, die Lancastrianer nennen sie eine Verräterin. Es würde mich beruhigen, zu wissen, dass irgendwer sich ihrer annimmt und sie und die Mädchen
Weitere Kostenlose Bücher