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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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der Reihe, nahm neben Julian Aufstellung und schwang die mörderische Waffe weit über die rechte Schulter, um auszuholen. Doch noch ehe er zur Abwärtsbewegung ansetzte, löste sich die Klinge vom Schaft und trat einen gänzlich unvorhergesehenen Flug ins Publikum an. Ein Schrei der Überraschung und des Protests erhob sich unter den Schaulustigen, sie duckten sich und zogen die Köpfe ein, und die scharfe Klinge prallte mit einem dumpfen Klirren auf einen Helm. Der Getroffene hatte Glück: Das tödliche Geschoss erwischte ihn nur mit der stumpfen Seite. Er ging benommen in die Knie, aber Helm und Schädel blieben intakt.
    Julian wartete mit geschlossenen Augen. Als nichts geschah und das Raunen zunahm, hob er stirnrunzelnd den Kopf.
    Auf dem Richtplatz drohte ein Tumult auszubrechen. Alle redeten durcheinander, gestikulierten wild und sahen mit angstvollen Mienen zum Himmel auf.
    Der Henker nutzte den Moment der Verwirrung, um sich zu Julian hinunterzubeugen und ihm zuzuflüstern: »Das war ich Euch schuldig, Mylord.«
    »Adam …«
    »Schsch. Seid still, wenn Ihr nicht wollt, dass es uns beide erwischt.«
    Die empörten Stimmen verstummten nach und nach; unsicheresSchweigen breitete sich auf dem Platz aus. Alle blickten zu König Edward.
    Dessen Bruder Clarence nickte dem Henker zu. »Worauf wartest du? Nimm eine neue Axt. Du hast doch genug.«
    Doch der König hob die Rechte zu einer gebieterischen Geste. »Wir werden Gottes Urteil nicht missachten, Gentlemen.«
    Julian, immer noch auf den Knien, wandte sich zu ihm um. »Gott hatte nichts damit zu tun.«
    Edward tat, als habe er ihn nicht gehört. »Waringham soll weiterleben«, sagte er zu seinen Brüdern.
    »Aber Sire …«, begann Gloucester zu protestieren.
    Der König schüttelte den Kopf. »Wie ich sagte, wir beugen uns Gottes Urteil. Und mir ist gleich, was du davon hältst, Gloucester.«
    Der jüngere Bruder errötete ob dieser öffentlichen Zurechtweisung, erhob aber keine Einwände mehr.
    Julian stand auf, streifte den gesichtslosen Henker mit einem gehetzten Blick, drehte sich dann zu Edward um und sagte: »Ich habe weit weniger Recht, weiterzuleben, als jeder dieser Männer hier.«
    Der König hob die Schultern. »Das zu entscheiden liegt nicht in Eurer Hand.«
    »Mylord … Ihr tut mir keinen Gefallen.«
    »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gleichgültig mir das ist.«
    »Wenn Ihr mich leben lasst, werde ich der Welt kundtun, dass Ihr einen siebzehnjährigen Knaben ermordet habt. Ich werde es in Frankreich und Burgund bekannt machen und in Rom. Das könnt Ihr Euch nicht leisten.«
    Edward schüttelte langsam den Kopf. »Edouard wurde nicht ermordet, er fiel in der Schlacht.«
    »Er wurde gejagt und abgeschlachtet, nachdem er sein Schwert weggeworfen und um Gnade gefleht hatte. Ich habe es gesehen!«
    »Wie mein Bruder Rutland, als die Lancastrianer ihn an der Brücke von Wakefield erschlugen, nicht wahr? Er war genausoalt, Mylord. Auch er hat um Gnade gefleht und keine bekommen. Und wart nicht Ihr derjenige, der einmal gesagt hat, es habe keinen Sinn, dass wir uns gegenseitig unsere Toten vorwerfen?«
    »Sire, er ist der Earl of Waringham«, gab Clarence zu bedenken. »Seine Stimme hat an jedem Hof der Christenheit Gewicht. Wir können uns nicht erlauben, dass er uns beim Papst verleumdet.«
    »Verleumdet?« , wiederholte Julian wütend. »Das hab ich gar nicht nötig. Euch hat er um Hilfe angerufen, ehe vier sich auf ihn stürzten und …« Er verstummte abrupt, als ihm klar wurde, warum Edouard in seiner Todesangst ausgerechnet den Namen seines Schwagers gerufen hatte. Jetzt erkannte er auch die kostbare Rüstung wieder. » Ihr wart es«, sagte er, so erschüttert, dass er einen Schritt zurückwich und um ein Haar über den Block gestolpert wäre. »Ihr habt den Jungen abgeschlachtet. Euren eigenen Schwager …«
    »Den Mann, der nach der Krone meines Bruders trachtete«, verbesserte Clarence unbeeindruckt.
    »So wie Ihr selbst es noch vor einem halben Jahr getan habt, nicht wahr?«, konterte Julian.
    Clarence fuhr zu Edward herum. »Sire, dieser Mann kann nicht am Leben bleiben!«
    »Ich glaube, ich habe meine Wünsche klar geäußert«, antwortete der König, ohne ihn anzusehen.
    Gloucester bedachte Clarence mit einem mokanten Lächeln. »Ich nehme an, das soll heißen, dass die Wahrheit nicht verschwindet, wenn man den Mann tötet, der sie ausspricht, Bruder«, bemerkte er, und Julian dachte nicht zum ersten Mal, dass Gloucester und nicht

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