Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
bisschen schneller, sei so gut. Was ist mit Janet und den Kindern? Ich hoffe, ihr Bruder ist höflich zu ihr? Und was ist mit Kate und deiner Familie?«
»Lady Janet und deine Kinder sind nicht mehr in Waringham, Julian. Ich habe sie weggeschickt. Janet wollte nicht, weil das Baby jetzt jeden Tag kommen kann, aber sie hat schließlich eingesehen, dass es das Beste ist. Ich habe den jungen Aimhurst mit ihr geschickt und gesagt, sie soll irgendwo ins Asyl gehen, wo sie sich sicher fühlt.«
»Aber du wolltest nicht wissen, wo.«
Lucas nickte unglücklich. »Was wir nicht wissen, kann uns niemand entlocken, nicht wahr? Deine Kinder haben Lancaster-Blut in den Adern. Unmöglich zu sagen, was Edward und vor allem seine Brüder jetzt tun werden, um den Thron endgültig für York zu sichern. Es schien mir das Beste, kein Risiko einzugehen.«
»Du hast völlig richtig gehandelt«, versicherte Julian. Es klang nüchtern, aber in Wahrheit konnte er den Gedanken kaum aushalten, dass Janet und die Kinder aus Waringham vertrieben waren. Er war einigermaßen sicher, dass er wusste, wohin sie gegangen waren. St. Thomas gehörte zu den größtenund mächtigsten Klöstern in England. Es konnte ihnen Schutz bieten. Es lag nicht weit von Waringham entfernt. Und außerdem lebte Janets kleiner Bastard dort. Aber was nützte ihm dieses Wissen? Er war hier eingesperrt, und Gott allein mochte wissen, ob und wann er seine Familie je wiedersehen würde.
»Deine Schwester wollte sich auf ihr Gut in Lincolnshire zurückziehen, aber dort wäre sie ganz allein gewesen«, fuhr Lucas fort. »Ich habe sie und Martha und unseren Jonah nach Sevenelms gebracht. Da ist Platz genug, und mein Bruder und seine Frau haben immer gern das Haus voll. Deine Ritter haben sich zerstreut, soweit sie nicht gefallen sind. Nur Roland ist in Waringham geblieben. Du kennst ihn ja. Er sagt, der Grund und Boden des Gestüts sei sein Eigentum, und wenn die Yorkisten ihm sein Eigentum stehlen wollten, sollten sie nur kommen, aber freiwillig gehe er nicht.«
»Gut möglich, dass sie es ihm lassen. Edward ist kein Despot, er achtet das Recht. Roland hat nie Waffen gegen ihn geführt, sie haben keine Grundlage für eine Anklage.« Julian lauschte seinen vernünftigen Worten mit Befremden und einer eigentümlichen Distanz. Es kam ihm vor, als wäre es ein anderer, der sprach. Er hatte seine Familie verloren. Er hatte seinen Prinzen verloren. Und er hatte Waringham verloren. Seine Wurzeln, sein Zuhause, seine Zukunft. In gewisser Weise hatte er sich selbst verloren. Und er spürte, wie ein gähnender Abgrund sich vor ihm auftat und er ins Leere stürzte.
»Eins solltest du noch wissen«, sagte Lucas nach einem kurzen Schweigen. »Als Janet von Tewkesbury gehört hat, hat sie all deine Pferde in Hetfield versteckt und von dort aus verkauft. Die Bücher hat sie verbrannt und ihrem Bruder weisgemacht, ihr hättet euch schon vor Jahren aus der Zucht zurückgezogen. Das Geld hat sie mir gegeben – es waren zwei Truhen voll – und gesagt, ich solle es meinem Cousin bringen. Ich weiß, es ist ein schwacher Trost, aber du bist immer noch ein ziemlich reicher Mann, Julian.«
Diese Eröffnung berührte Julian nicht, doch sie entlockte ihm zumindest ein mattes Lächeln. »Meine gescheite Frau …«
»Das ist sie«, bestätigte Lucas mit unverhohlener Bewunderung. »Was soll mit dem Geld passieren?«
Zu den unüberschaubar vielfältigen Geschäften, die die Durham in London betrieben, gehörte auch ein florierendes Bankhaus. Julian hob die unverletzte Schulter. »Dein Cousin soll es so anlegen, wie er für sinnvoll hält.«
Lucas nickte, legte das angebissene Stück Früchtebrot zurück auf den Teller und rieb trübsinnig über ein Fleckchen auf dem Ärmel seines kostbaren Gewands. »Tja. Als Nächstes sollten wir versuchen, dich aus diesem Loch herauszubekommen. Schließlich bist du ein Lord, nicht einmal die Yorkisten haben das Recht, dich hier unten einzupferchen.«
Sie können mit mir machen, was immer sie wollen, fuhr es Julian durch den Kopf. Niemand wird sie hindern können, ich am allerwenigsten. »Mach dir um mich keine Sorgen. Ich komm schon zurecht«, versicherte er.
»Doch, ich mach mir eine Menge Sorgen um dich, Julian. Gloucester und Clarence trachten dir nach dem Leben und du selbst ebenfalls. Das ist eine gefährliche Kombination. Aber komm ja nicht auf komische Gedanken, das sag ich dir. Ich habe nicht fünfzehn Jahre meines Lebens damit vertan, dir den
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