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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wie Zweiglein.«
    »Entschuldige …« Julian keuchte, und noch ehe er sich hinreichend erholt hatte, strich dieser verfluchte Doktor ihm irgendeine Salbe auf die Wunde. Julian fuhr zusammen, hielt aber still und stellte bald fest, dass die Salbe kühl war und das Brennen linderte.
    Er stützte die Hände auf die Knie, atmete ein paar Mal tief durch und nickte. »Habt Dank, Master Woodroff.«
    Der Doktor brummte, löschte sein Messer im Wasserkrug und begann, seine Siebensachen einzupacken.
    Mortimer kam zurück und reichte dem Patienten wortlos einen Zinnbecher.
    Julian trank durstig. Es war ein junger fruchtiger Rotwein – zu sauer, um als »ordentlich« durchzugehen, aber Julian war nicht wählerisch. »Tut gut. Danke, mein Junge.«
    Mortimer nahm ihm den leeren Becher ab und setzte sich vor ihm im Schneidersitz ins schmuddelige Stroh. »Und was nun?«
    Julian schloss die Lider und streckte sich vorsichtig auf der Seite aus. Es tat weh, aber dieser Schmerz war besser als das Pochen und Fressen des Wundbrands. Er fühlte sich irgendwie gesünder an. »Tja. Ihr habt mir das Leben gerettet – möglicherweise jedenfalls –, also seht zu, was ihr damit anfangt.«
     
    Zwei Tage blieb das Fieber unverändert hoch, aber Doktor Woodroff, der täglich kam und den Verband wechselte, hatte Lucas versichert, dass die Wunde sich nicht wieder entzündet hatte, sondern sauber abzuheilen begann.
    Als Lucas am dritten Tag in Julians Verlies kam, fand er seinen Dienstherrn wach und vergleichsweise munter vor: Julian saß im Stroh, hielt einen Holzteller auf dem Schoß und aß. Lustlos, aber immerhin.
    Lucas sah ihm prüfend in die Augen. »Kein Fieber mehr«, bemerkte er befriedigt.
    Julian schüttelte den Kopf, lud ihn mit einer Geste ein, Platzzu nehmen, und hielt ihm den Teller hin. Mehr aus Höflichkeit nahm der Ritter ein Stück Früchtebrot. »Das ist gut!«, bekundete er verblüfft, nachdem er gekostet hatte.
    »Hm. Genießbares Essen, reines Stroh, Licht, Decken, saubere Kleider. Alles dein Werk, nehme ich an.«
    Lucas lächelte geheimnisvoll. »Ich habe den Verdacht, Gloucester hat den Wachen ausrichten lassen, dass er nicht böse wäre, wenn du Himmelfahrt nicht erlebst. Aber glücklicherweise haben die Wachen vor mir mehr Angst als vor ihm.«
    »So wie der gute Doktor. Was sind die dunklen Bruderschaften, Lucas?«
    »Die Gilden der Londoner Diebe, Falschmünzer, Beutelschneider, Meuchelmörder und so weiter. Sie sind in gleicher Weise organisiert wie die Handwerker und Kaufleute. So wie die anständigen Londoner einen Lord Mayor wählen, hat auch das lichtscheue Gesindel ein Oberhaupt, das sich der König der Diebe nennt. Und seit fast hundertfünfzig Jahren halten die Durham und der jeweilige König der Diebe eine lose, freundschaftliche Verbindung, weil sie einander gelegentlich nützlich sind. Darum wird nie ein Durham Sheriff von London.«
    Julian lauschte fasziniert. »Aber dein Vater war Sheriff von Kent.«
    »Das ist etwas anderes. Die dunklen Bruderschaften operieren nicht außerhalb der Stadtgrenzen. Es gab also keinen … Interessenkonflikt.«
    »Erzähl mir mehr darüber.«
    Aber Lucas schüttelte den Kopf. »Ich hab dir schon mehr gesagt, als ich eigentlich darf. Es ist ein sehr brisantes Familiengeheimnis, wie du dir vorstellen kannst.«
    »Schade.« Das Thema hatte verhindert, dass er all die Fragen stellte, die ihn quälten, deren Antworten er aber noch nicht ins Auge blicken konnte.
    Lucas wusste das natürlich genau. Er betrachtete Julian mit unzureichend verborgenem Mitgefühl und schien selbst noch nicht den Mut zu finden, davon anzufangen. »Ich schicke dir Mortimer, damit er dich rasiert. Auch wenn du nach der derzeitigenpolitischen Lage ein verurteilter Verräter bist, musst du ja nicht unbedingt auch so aussehen, richtig?«
    Julian schnaubte und wandte den Blick ab. »Die derzeitige politische Lage? Ich denke, wir alle tun gut daran, uns mit ihr vertraut zu machen.«
    Jetzt war es passiert. Sie waren an dem Punkt angelangt, vor dem ihnen beiden gegraut hatte.
    Unbewusst straffte Julian seine Haltung. »Raus damit. Du warst in Waringham, nehme ich an?«
    Lucas nickte und sah ihm in die Augen. »Lord Hastings’ Bruder Ralph hat die Burg in Besitz genommen, aber er wird sie nicht behalten, hat er mir gesagt. Das nächste Parlament wird dich enteignen und verurteilen. Dann fällt Waringham an den Duke of Gloucester.«
    Julian zuckte zusammen, als hätte Lucas ihn geohrfeigt. »Weiter. Mach ein

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