Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
haben, um Gloucester zu entmachten und sein Protektorat gewaltsam zu beenden.
    »William Hastings?«, fragte Julian ungläubig, als Lucas ihm die Nachricht brachte. »Aber das ist vollkommen absurd. Hastings und Elizabeth können einander nicht ausstehen. Immerhin war er derjenige, der Edward of March ewig neue Mädchen besorgt hat und …«
    »Nun, mit Hastings’ Ausschweifungen ist es vorbei, Julian«, unterbrach sein Ritter grimmig. »Gloucester hat ihn noch während der Ratssitzung im Tower verhaften, hinausführen und ihm den Kopf abschlagen lassen. Ohne Prozess. Ohne Parlamentsbeschluss.« Er breitete hilflos die Hände aus. »Ohne alles.«
    »Oh mein Gott …« Julian bekreuzigte sich und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Er stieß gegen eine dicke steinerne Säule und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Sie hatten sich in der großen St.-Paul’s-Kathedrale getroffen, denn Julian wollte nicht, dass irgendwer Lucas Durham sein Haus betreten sah. Die Durham waren zu bekannt in London.
    »Und Bischof Morton?«, fragte er.
    »Gloucester hat auch ihn festnehmen lassen, aber natürlich nicht gewagt, mit ihm genauso zu verfahren. Morton wird seiner Ämter enthoben und dem Duke of Buckingham als Gefangener überstellt.«
    Julian schüttelte wie benommen den Kopf. Blicklos starrte erauf die Statue John of Gaunts hinab, an dessen Grab sie standen, und dachte an Hastings. So auf Anhieb fiel ihm nicht eine einzige gute Erinnerung an seinen Schwager ein. Dennoch schloss er einen Moment die Augen und betete für dessen Seele. Das war er seiner Frau schuldig. Julian wusste, trotz allem, was vorgefallen war, würde diese Nachricht Janet schwer treffen.
    »Was, denkst du, hat das zu bedeuten, Julian?«, fragte Lucas. Er klang nervös, und sein Blick glitt zu den beiden jungen Kaplänen hinüber, die die Altarkerzen für die Abendmesse anzündeten. Die Kathedrale war alt, wuchtig und dämmrig. Aber nach und nach wurde das Halbdunkel vom warmen Schimmer der Kerzen zurückgedrängt.
    Julian fuhr sich mit der Rechten über Kinn und Hals, während er nachdachte. Die Vorwürfe gegen Bischof Morton und William Hastings waren absurd, Hastings’ Hinrichtung – die eigentlich eine Ermordung war – eine Ungeheuerlichkeit. Aber Richard of Gloucester tat niemals irgendetwas, ohne eine bestimmte Absicht zu verfolgen. Er war ein Mann, der sein Ziel nie aus den Augen verlor, wusste Julian. Also gab es einen Grund für diese blutige Farce. Welchen? Warum ausgerechnet diese beiden Männer?
    »Bischof Morton ist Edwards Nachlassverwalter«, sagte er langsam. »Der Mann, der das Testament des toten Königs am besten kennt und über seine Einhaltung wacht. William Hastings war Edwards engster Freund. Zugegeben, er und die Königin können einander nicht ausstehen, aber er würde mit seinem letzten Atemzug dafür eintreten, dass Edwards Sohn zu seinem Recht kommt, nicht wahr? Vermutlich hat er genau das getan.« Julian sah Lucas an, ein freudloses Lächeln auf den Lippen. »Was sagt dir all das?«
    Lucas’ Augen hatten sich geweitet. »Du denkst … du meinst, Gloucester will …? Aber wie? Wie will er das anstellen? Damit kommt er niemals durch.«
    Julian dachte immer noch nach. Schneller jetzt, beinah fieberhaft. »Ich reite nach Westminster«, eröffnete er seinem Ritter schließlich.
    »Julian, das kannst du nicht«, widersprach Lucas ungeduldig. »Irgendwer dort wird dich erkennen. Sie werden dich verhaften, und niemandem ist damit gedient, wenn heute auch noch dein Kopf rollt.«
    Julian winkte ungeduldig ab. »Niemand wird mich in dieser Aufmachung erkennen.« Wie immer, wenn er sein Haus verließ, trug er seine schäbige Franziskanerkutte. »Ich muss mit der Königin reden, und zwar sofort.«
    Er wandte sich ab und wollte den Mittelgang des langen Hauptschiffes einschlagen, als er aus dem Augenwinkel einen der Kapläne vom Altar auf sich zukommen sah. Noch ehe er begriffen hatte, wieso, spürte Julian ein warnendes Kribbeln auf Nacken und Schultern, packte Lucas am Ellbogen und raunte ihm zu: »Lauf!«
    Lucas warf ihm einen verwirrten Blick zu, verschwendete aber keine Zeit mit Fragen. Seite an Seite rannten sie Richtung Westportal.
    »Ich glaub, es ist Waringham!«, brüllte der Kaplan plötzlich in ihrem Rücken. »Haltet sie auf!«
    Ein Wurfmesser schnellte an Julians Kopf vorbei und landete schlitternd vor ihm auf den steinernen Fliesen. Im Laufen bückte er sich und hob es auf, und als er wieder nach vorn schaute,

Weitere Kostenlose Bücher