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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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versperrten ihm zwei Wachen in der Livree des Bischofs von London die Tür.
    Er tauschte einen Blick und ein Nicken mit seinem Ritter. Lucas zog sein Schwert, Julian warf einen Lidschlag später das Messer. Es traf den kleineren der Männer in die linke Brust, der lautlos zusammenbrach. Sein Kamerad blickte erschrocken auf den Toten hinab – bischöfliche Wachen hatten es selten mit dem bitteren Geschäft des Blutvergießens zu tun – und ergriff die Flucht.
    Lucas und Julian verlangsamten ihr Tempo nicht, denn hinter sich hörten sie laufende Schritte näher kommen. Schritte in schweren Stiefeln.
    Sie preschten durch das offene Kirchenportal auf den Vorplatz der Kathedrale, wo der getrocknete Staub der Erde imAbendlicht rötlich schimmerte. Einige frühe Kirchgänger stoben vor den laufenden Männern auseinander und brachten sich hastig in Sicherheit.
    Ehe sie ihre Pferde erreichten, wirbelten Julian und Lucas herum, weil sie hörten, dass ihre Verfolger sie eingeholt hatten. Die beiden Kapläne hatten höchst unpriesterliche Schwerter gezogen. Der Linke griff Lucas an, während der andere sich bedenkenlos auf Julian stürzte, obwohl dieser nun unbewaffnet war.
    »Was ist nur aus den Regeln des ritterlichen Zweikampfs geworden?«, knurrte Julian und machte einen Satz nach hinten, um der niederfahrenden Klinge auszuweichen. Lange würde er ohne Waffe gegen diesen wehrhaften Pfaffen nicht aushalten, so viel stand fest. Aber noch ehe er auch nur einen Tropfen Blut verloren hatte, entwaffnete Lucas seinen Gegner, dessen Schwert praktisch vor Julians Füßen landete. Der hob es auf, durchbrach die Deckung seines Widersachers ohne große Mühe und rammte ihm die Klinge in die Kehle.
    Die Kirchgänger applaudierten gut gelaunt.
    Julian und Lucas saßen auf und preschten die Old Dean’s Lane hinauf, ehe irgendwer auf die Idee verfallen konnte, sie aufzuhalten und nach dem Sheriff zu rufen.
    »Woher hast du’s gewusst?«, fragte Lucas, als sie tief genug in das Gassengewirr von Cheapside eingetaucht waren, um sich fürs Erste sicher zu fühlen.
    »Der Kerl hat sich vom Altar abgewandt, ohne das Knie zu beugen«, antwortete Julian. »Das hab ich noch nie einen Priester tun sehen.«
    Lucas schüttelte mit einem grimmigen Lächeln den Kopf. »Gott sei gepriesen für deinen Scharfblick. Aber wieso haben sie ausgerechnet in der Kathedrale gelauert? Wie konnten sie ahnen, dass wir uns dort treffen würden? Ich habe keiner Menschenseele etwas davon gesagt.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Julian. Er überlegte einen Moment. »Vermutlich war es eine Dummheit, sich ausgerechnet am Grab des Gründervaters der Lancaster zu verabreden«,sagte er schließlich. »Wahrscheinlich lässt Gloucester die Kathedrale Tag und Nacht bewachen.«
    »Er muss ja große Angst vor uns haben«, spottete Lucas.
    »Wenn er das vorhat, was ich glaube, muss er vor jedem Schatten Angst haben«, gab Julian zurück.
    »Und was nun?«
    »Hol meine Kinder aus Waringham, Lucas«, bat Julian. »Versteck Alice bei deinem Bruder in Sevenelms und kehr mit Edmund in die Bretagne zurück. Du musst Janet berichten, was mit ihrem Bruder geschehen ist.«
    Lucas seufzte, nickte aber bereitwillig. »Und du?«
    »Wie ich sagte. Ich reite nach Westminster. Vielleicht wäre es keine dumme Idee, wenn ich dort ins Asyl ginge.«
     
    Dank seiner Verkleidung gelangte er unangefochten in die Benediktinerabtei zu Westminster, und als er den Bruder Pförtner bat, nach Owen Tudor zu schicken, erregte das keinerlei Argwohn. Alle Welt wusste, dass die Tudor eine besonders enge Bindung an den Franziskanerorden hatten.
    Als der rothaarige Mönch in den Hof an der Pforte kam, erkannte er sofort, wer sich unter der weiten Kapuze verbarg, und er winkte Julian schweigend, ihm zu folgen. Er brachte ihn in die große Klosterkirche, wo die Mönche sich bereits zur Komplet einfanden, denn der Tag ging zu Ende.
    In der Marienkapelle hielt Bruder Owen an. »Bist du verrückt geworden, Julian?«, fragte er zur Begrüßung.
    Julian schlug die Kapuze zurück und streifte Owen mit einem verlegenen Blick. »Ich erbitte Asyl«, sagte er förmlich, kniete nieder und legte die Hand auf den Altar.
    Owen verschränkte die Arme – eine Geste der Ungeduld, die Julian von Owens Bruder Jasper nur zu gut kannte.
    »Das Kirchenasyl ist zu heilig, um Späße damit zu treiben«, erklärte Bruder Owen streng.
    Julian stand wieder auf. »Mir ist nicht zum Spaßen zumute, glaub mir.«
    »Aber du bist ein

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