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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Megan.
    »Davon habe ich gar nichts gehört.«
    »Wie die meisten hier«, brummte Julian. »England hat seine ungeliebte Königin schnell vergessen.«
    »Wo liegt sie begraben?«
    »In der Kathedrale von Angers. Wenigstens im Tod hat König Louis seine Cousine standesgemäß behandelt.«
    Der König von Frankreich hatte Marguerite den Yorkisten vor einigen Jahren abgekauft und ihr ein sicheres Plätzchen geboten, wenn sie im Gegenzug auf alle Erbansprüche auf französischem Gebiet verzichtete. Marguerite hatte eingewilligt, weil ihr keine andere Wahl geblieben war. Und vermutlich auch, dachte Julian, weil ihr alles im Leben so gleichgültig geworden war, dass es sie nicht gekümmert hatte, um ihre Ländereien und Titel betrogen zu werden. Einsam und in sehr bescheidenen Verhältnissen hatte sie auf einer Burg in der Nähe von Angers ihre letzten Jahre gefristet. Doch als Julian einmal die Loire hinaufgesegelt war, um sie zu besuchen, hatte sie ihn abgewiesen. Sie habe kein Verlangen, den Mörder ihres Sohnes zu sehen, hatte sie ihm ausrichten lassen. Die Jahre der Trauer und der Einsamkeit hatten sie nicht milder oder gar langmütiger gemacht, hatte er ohne Überraschung festgestellt und war deprimiert in die Bretagne zurückgekehrt. Doch wenigstens bei ihrer Beerdigung hatte sie ihn nicht davonjagen können.
    Julian legte das Messer aus der Hand und trank einen Schluck, als könne er die düsteren Gedanken damit fortspülen. Dann fragte er Megan: »Sag, dieser Buckingham. Wer ist er eigentlich? Aus welchem Loch ist er plötzlich gekrochen, und wieso hat Richard of Gloucester ihn so in sein Herz geschlossen?«
    »Er ist aus keinem Loch gekrochen, Julian«, antwortete sie mit leisem Tadel. »Er steht mir verwandtschaftlich sehr nah, denn seine Mutter war meine Cousine Margaret Beaufort, und sein Vater war Humphrey Stafford, der Bruder meines zweitenGemahls. Humphrey starb, als der kleine Buckingham drei Jahre alt war, und der Junge wurde ein Mündel der Königin.«
    »Ah«, machte Julian vielsagend. »Eine fette Beute für die raffgierigen Woodvilles. Und? Mit wem ihrer weitverzweigten Verwandtschaft hat sie ihr Mündel verheiratet?«
    »Mit ihrer Schwester Katherine. Es ist … keine sehr glückliche Ehe, fürchte ich.«
    »Buckingham verabscheut seine Frau und die ganze Sippschaft der Königin«, übersetzte Julian. »Und das macht ihn und Gloucester zu Verbündeten?«
    Megan nickte. »Ich kann mir nichts sonst vorstellen, was sie gemeinsam haben könnten.«
    Julian nahm sein Messer wieder auf und werkelte eine Weile schweigend am Bug der Karavelle herum. »Schade, dass wir es versäumt haben, aus Buckingham einen Lancastrianer zu machen«, sagte er schließlich. »Immerhin ist sein Großvater für unsere Sache bei Northampton gefallen. Und nun steigt er zu Gloucester ins Boot. Eine Schande ist das …«
    »Nun, vielleicht ist es ja noch nicht zu spät, Buckingham auf unsere Seite zurückzuholen«, gab Vater Christopher zu bedenken.
    »Vielleicht nicht«, stimmte Megan zu. »Aber wir sollten gut überlegen, ob wir ihn auch kontrollieren könnten, wenn wir ihn haben. Er ist ein sehr ehrgeiziger junger Mann. Und er stammt ebenso unmittelbar von König Edward III. ab wie jeder York und jeder Lancaster.«
     
    Früher als üblich brach eine Hitzewelle über London herein. Die Abfälle auf den Straßen und der Fluss stanken zum Himmel, und eine eigentümliche Trägheit legte sich über die sonst so betriebsame Metropole, als habe sie den Kopf eingezogen und warte auf das erlösende Gewitter.
    Geordnet und mit Umsicht bereitete der Duke of Gloucester die Krönung seines Neffen und den Beginn des anschließenden Parlaments vor. Allein die Londoner Schneider und Tuchhändler wurden allmählich nervös, da niemand kam, um dieKrönungsroben für den jungen König und seinen Hofstaat in Auftrag zu geben. Lucas Durham erzählte, es gehe ein Gerücht in Tuchhändlerkreisen, Gloucester wolle diesen fetten Auftrag an die Gilden von York vergeben, denn eine enge Freundschaft verband den Lord Protector mit der großen Stadt im Norden.
    Es war nicht das ersehnte Gewitter, sondern ein Skandal, der London und Westminster schließlich aus dem Schlummer riss: Am 13. Juni bezichtigte Gloucester im Kronrat zwei seiner engsten Vertrauten des Hochverrats. John Morton – der höchst ehrwürdige Bischof von Ely − und ausgerechnet Julians Schwager Lord Hastings wurden beschuldigt, mit der verwitweten Königin in Westminster intrigiert zu

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