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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wollte.
    »Komm her, Alice of Waringham«, murmelte er, nahm sie beinah sanft bei den Händen und führte beide hinter ihren Rücken, wo er sie mit einer seiner Pranken zusammenhielt.
    Alice starrte ihn an, und als sein Mund näher kam, drehte sie den Kopf weg und kniff die Augen zu. »Sir, besinnt Euch, ich bitte Euch.« Sie bemühte sich, ruhig und vernünftig zu sprechen. »Ihr … Ihr seid betrunken und …«
    »Oh nein, ich bin nicht betrunken, mein Engel. Ich wünschte, es wäre so. Aber das bin ich nicht.«
    Plötzlich graute ihr so sehr vor ihm – vor dem, was er getan hatte −, dass sie versuchte, sich loszureißen. Die Hand, die ihre beiden hielt, schien ihre Haut zu verbrennen. Blut klebte daran, das wusste sie, auch wenn man nichts mehr davon sehen konnte. Sie wand sich, drehte sich zur Seite, und tatsächlich gelang es ihr, eine ihrer Hände zu befreien.
    »Oh, Alice«, schalt er nachsichtig. »Warum bist du so spröde?«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und rang darum, auch ihre zweite Hand loszureißen. »Als ob Ihr das nicht ganz genau wüsstet.«
    »Aber du brauchst gar keine Angst vor mir zu haben, weißt du. Die Wahrheit ist nämlich, ich kann gar nicht tun, wozu ich eigentlich hergekommen war. Hier.« Er führte die Hand, die er immer noch festhielt, an seinen Schritt. »Nichts. Spürst du’s?«
    Mit einem kleinen, halb erstickten Schrei des Abscheus stieß sie ihn von sich und wandte ihm den Rücken zu.
    Malachy legte von hinten die Arme um sie. »Lass mich dich nur einen Moment anfassen. Du bist so … warm. So lebendig. Und lass mich dir erzählen, wie es war, Alice. Du ahnst ja nicht, wie unheimlich es nachts im Tower ist.« Sie spürte ihn schaudern.
    Alice fing an zu weinen. »Nein. Bitte nicht, Sir, sprecht nicht weiter …«
    »Der Größere hat es einfach verschlafen. Es war ganz leicht. Ich hab ein Kissen genommen. Vielleicht ist er aufgewacht, keine Ahnung, aber gezappelt hat er nicht. Oder kaum. Aber der Kleine …« Er lachte, ein schauriger Laut gleich an ihrem Ohr, und endlich begriff Alice, dass Malachy Devereux tatsächlich nicht betrunken war. »Der Kleinere war ein echter Löwe. Er hat es doch tatsächlich geschafft, meinen … wie soll ich ihn nennen? Meinen Mordkomplizen?« Er schien einen Moment zu überlegen. »Ja. Ich denke, das ist ein gutes Wort. Der kleine Kerl hat es doch tatsächlich fertiggebracht, sich von ihm und dem Kissen zu befreien, und fing an zu schreien. Da hab ich ihm mit dem Schwertknauf den Schädel eingeschlagen, Alice. Ich musste es tun, weißt du. Eh irgendwer ihn hörte. Das durfte einfach nicht schiefgehen, der König hätte mir nie verziehen. So viel Blut.« Seine Stimme klang wie ein Seufzen. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Blut in so einem kleinen Schädel …«
    »Hört auf!« Alice hatte zu schluchzen begonnen. Die Fassung, um die sie so eisern gerungen hatte, war dahin. Seine Nähe, die starken Arme, die sie umfangen hielten, fühlten sich an wie die schleimigen Tentakel eines Seeungeheuers. »Bitte, Sir, hört auf damit.« Vage war ihr bewusst, wie würdelos undundamenhaft ihr Flehen war, aber sie war überzeugt, wenn er auch nur ein Wort mehr sagte, würde sie den Verstand verlieren wie er.
    »Aber ich tu dir doch gar nichts«, entgegnete er beschwichtigend.
    »Da hast du verdammt Recht, du gottverfluchter Hurensohn«, hörte Alice ihren Vater sagen. »Du wirst ihr kein Haar mehr krümmen.«
    Die Tentakel glitten von ihr ab, und Alice wurde vorwärtsgeschleudert. Sie taumelte einen Schritt, fing ihren Sturz an der Kante des schweren Tisches ab und fuhr herum.
    Malachy lag auf dem Rücken und sah starr zu ihrem Vater hoch, der ihn offenbar zu Boden geschlagen hatte. Julians Stiefel stand auf der rechten Hand des jüngeren Mannes, und seine Schwertspitze ruhte nicht über dessen Kehle, sondern über dem Schritt.
    »Hat er dich angerührt?«, fragte er seine Tochter.
    Alice hatte ihren Vater schon oft wütend erlebt. Sein Zorn war schnell entflammt – das sei sein Lancaster-Temperament, sagte ihre Tante Blanche gern. Ihr Bruder Robin und ihre Mutter schienen ein besonderes Talent zu besitzen, ihn in Rage zu bringen, aber der Sturm legte sich immer so rasch, wie er losbrach. So wie heute hatte sie ihn jedoch noch nie gesehen. Zum ersten Mal im Leben fürchtete sie sich vor ihrem Vater.
    »Alice, hat er dich angerührt?«, fragte er nochmals.
    Nicht so, wie du meinst. Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Er ließ das Schwert

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