Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
in die Arme. »Glück und Gottes Segen für euch beide, Alice.«
Die Braut strahlte nicht, aber ihr Lächeln war voller Zuversicht. »Danke, Tante.«
Dann trat Blanche zurück und sah zu, wie endlich auch die Brauteltern Gelegenheit bekamen, dem Paar zu gratulieren.
»Alice ist in England erwachsen geworden«, bemerkte sie.
Jasper lehnte mit verschränkten Armen an der hölzernen Kirchenwand und nickte. »Das ist kein Wunder, bedenkt man, was ihr dort geschehen ist.«
»Ein Wunder ist höchstens, dass das Mädchen nicht schwermütig, ängstlich und verschlossen geworden ist.« Blanche fand, Julian hatte eine unverzeihliche Torheit begangen, indem er seine Tochter nach Waringham gebracht hatte, aber was immerer getan hatte, um es wiedergutzumachen, war ihm gründlich gelungen.
»Auf jeden Fall war es richtig, sie wieder herzubringen«, befand Jasper. »In England hätten die yorkistischen Bluthunde sie früher oder später gefunden, auch hinter Klostermauern.«
Ganz sicher, dachte Blanche. König Richard konnte es sich kaum leisten, eine Zeugin seines Mordkomplotts leben zu lassen. Aus genau diesem Grund hatte Julian seine Tochter vor die Wahl gestellt: ein Kloster in Frankreich, ein Aufenthalt von unbestimmter Dauer in der Obhut seines vertrauten Ritters Tristan Fitzalan, der mit seiner Familie nach dem Fiasko von Tewkesbury ins lancasterfreundliche Portugal geflohen war, oder eine Ehe mit einem ihrer Ritter in der Bretagne. Blanche beglückwünschte Alice zu ihrer Klugheit, dass sie sich für Andrew Devereux entschieden hatte.
Sie kehrten zu dem Haus unweit der Kathedrale zurück, welches die herzogliche Verwaltung ihnen dieses Mal zugewiesen hatte. Es war bescheiden und wie üblich zu klein, aber wie immer kamen sie zurecht. Julian hatte für diesen Tag eine Köchin und Mägde engagiert und ein kleines Vermögen springen lassen, um die Hochzeit seiner Tochter angemessen zu feiern.
Also schmausten sie und schwelgten im ungewohnten Überfluss, und als das Mahl endlich vorüber war, kam der Spielmann in die Halle, den Richmond heimlich angeheuert hatte, und spielte mit seiner Fidel zum Tanz auf. Enthusiastisch räumten die jungen Leute Tische und Bänke beiseite.
Blanche saß mit ihrem Bruder und dessen Frau auf dem Fenstersitz und schaute dem wilden Treiben zu, als Mortimer zu ihnen trat.
Er räusperte sich. »Kann ich Euch einen Augenblick sprechen, Mylord?«, bat er Julian.
Der betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Junge, Junge. Ich fing langsam an zu befürchten, du würdest niemals den Mund aufmachen.«
Mortimer schoss das Blut in die Wangen. »Ich …« Er senkteden Blick, hob ihn wieder. »Ich wollte Euch um Julianas Hand bitten.«
»Was du nicht sagst.«
»Aber ich dachte, ich sollte warten, bis Alice verheiratet ist, weil sie doch die Ältere ist.« All das kam in einem hastigen, beinah unverständlichen Schwall.
»Verstehe. Nun, man kann dir nicht vorwerfen, du hättest Zeit verschwendet«, spöttelte Julian.
Janet stieß ihm den Ellbogen in die Seite. »Nun lass ihn nicht so zappeln.«
Julian stand auf und legte seinem Ritter die Hände auf die Schultern. »Natürlich bekommst du sie, Mortimer.«
Die fünfzehnjährige Juliana und Mortimer verbrachten jede freie Minute über den Büchern, die sie beide so liebten, und es war schon lange ein offenes Geheimnis, dass diese Leidenschaft nicht das Einzige war, was sie verband.
Mortimer strahlte, bedankte sich verlegen und hastete davon, um seiner Liebsten die guten Nachrichten zu bringen.
»Ein Glück, dass wir nur zwei Töchter haben«, raunte Julian seiner Frau zu. »Noch ein paar dieser Hochzeiten, und wir wären ruiniert. Mortimers Großvater, mein Onkel Mortimer, hatte fünf oder sieben, ich weiß nicht mehr genau. Stell dir das nur vor. Ich frag mich, wie er …« Er verstummte abrupt und wurde so bleich, dass Blanche einen schrecklichen Moment lang fürchtete, ihren Bruder habe der Schlag getroffen.
Dann stellte sie fest, dass er unverwandt zur Tür starrte, und folgte seinem Blick. Ihr fuhr selbst der Schreck in die Glieder, als sie sah, wer dort stand, aber sie war gewappnet, als Julian plötzlich aufsprang und die Hand ans Heft legte, und sie erwischte ihn gerade noch am Ärmel. »Julian. Du willst auf der Hochzeit deiner Tochter kein Blut vergießen, oder? Waringham-Blut obendrein.«
Sie war nicht sicher, ob er sie gehört hatte, aber er ließ das Schwert stecken.
Hilfesuchend sah Blanche zu Jasper.
»Wer ist das?«, fragte
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