Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Geoffrey. Lasst uns reden. Und dann werde ich entscheiden, ob ich Euer Schwert annehmen will oder nicht. Einverstanden?«
Erleichtert kam Geoffrey auf die Füße. Anscheinend hatte er mehr erreicht, als er zu hoffen gewagt hatte. »Ich danke Euch, Mylord.«
Richmond sah zu den Feiernden hinüber, und er lächelte, als sein Blick auf die tanzende Braut fiel. »Wie Ihr seht, haben wir heute eine Hochzeit.«
»Und ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass meine Tochter ausgerechnet heute noch einmal wiederholen muss, was sie gehört und gesehen hat«, warf Julian unwirsch ein.
»Das wird wohl kaum nötig sein«, erwiderte Richmond. »Aber hol Sir Lucas, sei so gut. Lasst uns nach nebenan gehen.«
Er führte seinen Besucher zu der bescheidenen Kammer neben der Halle, die ihn beherbergte. Blanche beobachtete, dass Robin, Owen und Mortimer ihm fragende Blicke zuwarfen, aber Richmond winkte diskret ab. Blanche selbst und Jasper folgten ihm, und kurz darauf kam Julian mit Lucas. Letzterer schloss die Tür, ging auf Geoffrey zu und schloss ihn in die Arme. »Willkommen in der schönen Bretagne, Geoffrey!«
»Es besteht kein Anlass zu solcher Brüderlichkeit, Lucas«, rügte Julian verdrossen.
Sein Ritter hob unbeeindruckt die Schultern. »Ein guter Mann bleibt ein guter Mann, Julian, und ein alter Freund ein alter Freund. Darüber hinaus ist er mit meiner Cousine verheiratet, und wenn du erlaubst, entscheide ich selbst, wie ich einen Verwandten begrüße.« Und als er daraufhin nichts als einen finsteren Blick erntete, deutete er eine spöttische Verbeugung an. »Untertänigsten Dank, Mylord.«
Blanche sah, dass ihrem Bruder eine scharfe Erwiderung auf der Zunge lag, aber Richmond kam ihm zuvor und lud seinen Gast mit einer Geste ein, auf einem der beiden Holzschemel am Tisch Platz zu nehmen. »Ihr müsst verzeihen, Sir, unsere Verhältnisse sind ein wenig … beschränkt.«
Geoffrey schaute sich in dem schlichten Gemach um: ein Bett mit müden Vorhängen aus ungefärbter Wolle, ein Tisch unter dem unverglasten Fenster, ein Kruzifix an der Wand, eine grob gezimmerte Holzkiste mit einem losen Brett als Deckel, die Richmonds gesamte Garderobe enthielt. Das einzig Kostbare waren die drei Bücher, die auf dem Tisch aufgestapelt lagen.
Geoffrey zeigte ehrfürchtig auf die Bibel. »Wundervoll.«
Richmond nickte. »Master Gutenberg in Mainz hat sie gedruckt. Schaut nur hinein, wenn Ihr wollt.«
Die Bibel war ein Geschenk seiner Mutter. Und Megan hätte Richmond noch viel mehr Bücher geschickt, wenn er sie gelassen hätte, aber er lebte nach dem Grundsatz, nie mehr Besitztümer anzuhäufen, als er in einer halben Stunde packen und ohne fremde Hilfe tragen konnte. Zehn Jahre Geiselhaft und zwölf Jahre im Exil hatten ihn dazu erzogen, sich auf das Notwendigste zu beschränken, und Blanche wusste, Richmond hielt große Stücke auf die Tugend der Bescheidenheit. Genau wie Megan.
Geoffrey legte die Hand auf den Einband der Bibel, und ein kleines Lächeln hellte seine angespannten Züge auf. »Sie hat mich ermutigt, zu Euch zu kommen, Mylord. Lady Megan Beaufort.«
Jasper und Julian, die nebeneinander an der Türwand lehnten, tauschten einen vielsagenden, missvergnügten Blick.
»Ich bin nicht überrascht«, erwiderte Richmond. »Und nun berichtet uns, was in England vorgeht.«
»Es wird unruhig, vor allem im Süden«, erzählte Geoffrey. »König Richard zieht mit seiner Gemahlin und seinem Sohn durchs ganze Land, und in York haben die Menschen die Straße gesäumt und ihnen zugejubelt, heißt es. Aber in London und im ganzen Süden fangen die Menschen an zu fragen, wo die beiden Söhne seines Bruders sind. Niemand glaubt diese lächerliche Geschichte von dem früheren Verlöbnis König Edwards mit dieser Eleanor Butler, und die Menschen fürchten um die Prinzen.«
»Sie sind tot, Geoffrey«, sagte Blanche.
Ihr Cousin senkte den Kopf. Ein paar Atemzüge verharrte er reglos, dann bekreuzigte er sich.
Blanche setzte sich neben ihn und ergriff seine Linke. »Euer König Richard hat eine Hand voll Männer angestiftet, es zu tun. Wir kennen nicht alle Namen. Aber James Tyrell war dabei und Malachy Devereux. König Richard hat ihm den Titel des Earl of Waringham dafür versprochen.« Und sie fasste in kurzen Worten zusammen, was Alice gehört und gesehen hatte. »Wir glauben, dass Malachy vor Entsetzen über seine eigene Tat den Verstand verloren hat«, schloss sie.
»Auf jeden Fall wird er nicht in den Genuss seiner
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