Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Diener dieses Mal, bei dem der Burgherr Speisen und Wein in Auftrag gab. Dann führte er sie in einen dämmrigen Raum, dem das Licht vieler Kerzen und ein prasselndes Feuer im Kamin eine willkommene Behaglichkeit verliehen.
Am Tisch saßen zwei Priester über ein Buch gebeugt, die sich umwandten, als sie die Tür hörten.
»Waringham!«, rief der eine verwundert aus.
»Vater Christopher!« Es war Megans junger Beichtvater. Im letzten Moment hinderte Julian sich daran, ihn zu fragen, was zum Henker er hier verloren hatte. Denn die Antwort lautete vermutlich: Das Gleiche wie er selbst.
»Kennt Ihr Bischof Morton?«, fragte Christopher.
Julian kniete vor dem einst so mächtigen Bischof von Ely nieder und küsste seinen Ring. »Ich muss gestehen, ich hatte vergessen, dass Ihr hier … zu Gast seid, Exzellenz.«
Morton lächelte, und um seine Augen zeigten sich Kränze aus tiefen Lachfalten. »Das trifft es besser, als ihr ahnt, mein Sohn. Buckingham ist zu gutherzig, um einen strengen Kerkermeister abzugeben.«
Julian nickte und dachte bei sich, dass Buckingham vermutlich nicht wagte, Morton in ein Verlies zu stecken, weil er fürchtete, Gott könnte ihn mit Aussatz schlagen oder Blitze auf ihn herniederschleudern. »Ich wusste gar nicht, dass Ihr Vater Christopher kennt.« Julian sagte es im Plauderton, aber in Wahrheit platzte er fast vor Neugier. Welche Verbindung mochte zwischen den beiden Kirchenmännern bestehen?
Der junge Geistliche verneigte sich in Richtung des entmachteten Bischofs. »Seine Exzellenz war viele Jahre mein Lehrer und Mentor, Mylord. Ich wollte mich von seinem Wohlergehen überzeugen.«
Sieh an, sieh an. Megan schickte ihren Beichtvater zu dem berüchtigten Bischof, der gegen König Richard rebelliert hatte. Julian war überzeugt, dass mehr als alte Freundschaft dahintersteckte, und traktierte Vater Christopher mit einem forschenden Blick, den der Priester mit einem milden Hirtenlächeln erwiderte, so als könne er kein Wässerchen trüben.
Verfluchter Pfaffe, dachte Julian mit unfreiwilliger Bewunderung. Gib mir einen Hinweis. Ich muss wissen, was hier vorgeht …
Der Diener brachte Räucheraal und eingelegte Kalbsnieren und einen Krug Wein. Die Männer im Raum nahmen Platz, Edmund schenkte den Wein ein und verzog sich auf den Fenstersitz,vermutlich in der Hoffnung, dass alle ihn vergaßen, ehe irgendwer auf die Idee kam, ihn hinauszuschicken. Der Junge hatte eine spontane Antipathie gegen Buckingham gefasst – und Julian beglückwünschte ihn zu seinem Instinkt −, aber das änderte nichts an Edmunds Wissbegierde.
»Und was ist es nun, das Euch zu mir führt, Waringham?«, fragte Buckingham schließlich.
»Neugier«, erwiderte Julian und spießte ein Stück Aal auf seinen Dolch. Er biss ab, kaute genüsslich und schluckte mit geschlossenen Augen. »Vorzüglich«, lobte er dann. »Ein schönes fettes Stück Aal ist eine wahre Gaumenfreude.«
»Neugier?«, hakte Buckingham nach. »Was mag es sein, das Eure Neugierde geweckt hat, Mylord?«
Julian wandte sich ihm zu und schlug die Beine übereinander. »Nun, Ihr vor allem. Ihr habt alles getan, was in Eurer Macht stand, um König Richard auf seinen Thron zu setzen, und nun verkriecht Ihr Euch hier, während er seinen Siegeszug durch England absolviert. Dabei solltet Ihr an seiner Seite sein, oder?«
»Vielleicht«, gab der junge Herzog zurück. »Aber möglicherweise gibt es Gründe, die mich hier festhalten.«
»Zum Beispiel?«
»Warum sollte ich das ausgerechnet dem berüchtigtsten aller Lancastrianer anvertrauen?« Mit einem Mal war Buckingham feindselig.
Das erleichterte Julian. Er ist kein solcher Schwachkopf, wie ich befürchtet hatte, schloss er. »Weil ich Euch möglicherweise helfen kann.«
»Wie kommt ihr darauf, dass ich Hilfe brauche?« Der junge Mann schien ehrlich verblüfft.
Irgendwer trat Julian unter dem Tisch verstohlen gegen den Knöchel. Behutsam. Eine Warnung. Es konnte nur Morton sein, Vater Christopher saß zu weit weg. Julian gestattete sich nicht, den Bischof anzusehen, sondern fuhr an Buckingham gewandt fort: »Na schön. Erlaubt mir, offen zu sprechen, Mylord: Ich hörte, Ihr seiet verbittert darüber, dass Euer König Richard dieLändereien des Verräters Hastings nicht Euch, sondern dessen Witwe übereignet hat.«
Buckinghams Wangen brannten. Aber er nickte trotzig. »Er hatte sie mir versprochen.«
»Oh ja, das glaub ich gern. Richard ist wahrhaftig der König der gebrochenen Versprechen. Und
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