Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Yorkisten«, sagte Julian nüchtern. »Und darum wird der neue König sehr viel Land zu verteilen haben.«
»Nun ja, das ist wahr …«, musste der junge Herzog einräumen.
Julian verspeiste noch ein Stück Aal.
Buckingham saß in seinem Sessel, die Beine steif vor sich ausgestreckt, die Hände um die Lehnen gekrampft. Er wirktenicht besonders glücklich. Lange grübelte er – vermutlich weil er nur langsam denken konnte –, aber zu guter Letzt rang er sich seufzend zu einem Entschluss durch. »Also meinetwegen. Sagt meinem Cousin Richmond, er kann auf mich rechnen. Sagt ihm, ich werde zu seinen Gunsten auf meinen eigenen Thronanspruch verzichten.«
Er hob den Kopf und sah in die Runde, als erwarte er, dass sie ihm dafür die Schulter klopften, wenngleich sein Thronanspruch kein Bein, nicht mal ein Füßchen hatte, auf dem er stehen konnte.
Morton erbarmte sich. »Die Geste beweist Eure Klugheit ebenso wie Eure Größe, Mylord.«
Buckingham nickte zufrieden und schaute Julian an. »Sagt ihm, ich bin gewillt, ihn als rechtmäßigen König von England anzuerkennen und … und gelobe ihm Vasallentreue.«
Vannes, Oktober 1483
»Ich wünschte, du gingest nicht, Richmond«, sagte Jasper, die Stirn in tiefe Furchen gezogen. »Es ist zu gefährlich.«
Sein Neffe lachte. »Und das sagst ausgerechnet du? Wer war es doch gleich wieder, der ein Jahrzehnt lang mit einer Hand voll Banditen in Wales über mein Leben gewacht und derweil dem bedauernswerten Black Will Herbert das Leben bitter gemacht hat?«
»Das war etwas anderes«, gab Jasper zurück. »Denn es hatte einen Sinn .«
Richmonds Heiterkeit verging auf einen Schlag. »Und Buckinghams Rebellion hat keinen? Wann soll ich mir meine Krone holen, wenn nicht jetzt?«
»Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Und nicht wenn deine jugendliche Ungeduld dich drängt und verantwortungslos macht.«
»Jasper …«, mahnte Blanche. Onkel und Neffe standen sich in der stillen Halle gegenüber. Blanche nahm sie beide beim Handgelenk und packte fest zu, damit sie es merkten. »Das führt zu nichts«, hielt sie ihnen vor. »Also nehmt euch zusammen.«
Richmonds Miene war so finster geworden, wie wohl nur ein Tudor es zustande brachte. Er trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dergleichen habe ich verdammt lange nicht von dir gehört, Onkel«, bemerkte er steif.
Jasper zuckte die massigen Schultern. »Es war verdammt lange nicht nötig.«
»Mein Entschluss steht fest.«
Jasper betrachtete ihn einen Moment. Auch er war wütend, aber Blanche kannte ihn gut genug, um das verräterische Funkeln in den schwarzen Augen zu sehen. Der Eigensinn seines Neffen gefiel ihm. Trotzdem versuchte er noch einmal, ihn von seinem leichtsinnigen Vorhaben abzubringen. »Sieh aus dem Fenster. Abscheuliches Wetter. Es ist fraglich, ob du überhaupt über den Kanal kämst, ohne zu ertrinken.«
Richmond würdigte das Fenster keines Blickes, aber das war auch nicht nötig. Man hörte den prasselnden Regen und das Heulen der stürmischen Böen. »Wir sind schon in schlimmerem Wetter gesegelt.«
»Mag sein. Aber selbst wenn du ankommst, rennst du ins Verderben.«
»Buckingham …«
»Buckingham ist ein Narr, genau wie Julian gesagt hat«, unterbrach Jasper. »Es war vereinbart, dass er in Brecon auf uns wartet, richtig? Und was tut dieser Schwachkopf? Er zieht alleine los, mit dem Ergebnis, dass kein Waliser ihm folgt. Jetzt hat er Richard unsere Pläne offenbart, ehe wir bereit waren, und Richard eilt zurück nach Süden. Ich sage dir, Buckingham ist erledigt.«
»Nicht, wenn wir uns sputen«, widersprach Richmond. »Die Waliser werden sich erheben, wenn ich sie anführe, das weißt du.«
»Nicht alle, aber viele«, musste Jasper einräumen.
»Rhys hat versprochen, dass er in Powys eine Armee für mich aufstellt.«
»Oh Gott, mein Bruder Rhys …« Jaspers Tonfall war eine Mischung aus Ungeduld und Nachsicht. »Er hat immer gern große Reden geschwungen, aber ich an deiner Stelle würde nicht zu fest mit dieser Armee rechnen. Du hast gesagt, du wartest, bis Julian uns Nachricht schickt, dass der richtige Zeitpunkt für dich gekommen sei. Aber wir haben kein Wort von Julian gehört.«
»Weil er mit den kentischen Rebellen auf London marschiert. Er tut wenigstens etwas. Halb England erhebt sich in meinem Namen, und ich sitze hier rum.« Er trat an den Kamin und starrte in die rastlosen Flammen. » Das nenne ich verantwortungslos.«
»Du solltest dich von
Weitere Kostenlose Bücher