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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Boxentür öffnete. Die blanken Eisen blitzten gefährlich auf. Buckingham wich unwillkürlich zurück.
    Julian blieb einen Moment an der offenen Tür stehen, und obwohl er die Gabe der Waringham nicht besaß und in seinem Geist keine Verbindung zu dem Pferd herstellen konnte, beruhigte es sich doch augenblicklich.
    Buckingham schüttelte verwundert den Kopf. »Wie macht Ihr das nur?«
    »Ich tue gar nichts, Mylord«, erklärte Julian wahrheitsgemäß und ging langsam in die Box, freilich nicht ohne die kleinen Pferdeohren aus den Augen zu lassen. Sie zuckten nervös, aber das war alles. Julian trat näher, fuhr mit einem langen, festen Strich über den Hals und legte die andere Hand sacht auf den Nasenrücken. Das Pferd ließ sich das anstandslos gefallen. Doch als Julian die weichen Lippen auseinanderschob, um ihm ins Maul zu schauen, riss es den Kopf weg und schnaubte.
    »Er hat Angst«, sagte Edmund von der Tür.
    Julian nickte, schnalzte leise und kitzelte das Tier an der Kinnkettengrube, woraufhin es die Lippen öffnete. »Da. EinSchinder hat ihn geritten. Dieses Maul war eingerissen, Buckingham, und zwar öfter als einmal.«
    Buckingham steckte den Kopf durch die Tür. »Woher wisst Ihr das?«
    »Weil man die Narben sehen kann.« Geoffrey muss blind gewesen sein, als er ihm diesen Gaul ausgesucht hat, dachte er verwundert.
    Doch Buckingham klärte ihn umgehend auf. »Ich hätte auf meinen Stallmeister hören sollen«, murmelte er betrübt. »Er hat mir abgeraten. Aber ich wollte dieses Pferd unbedingt haben. Was mach ich jetzt nur mit ihm? Es fängt an zu schwitzen und gerät außer Rand und Band, sobald es einen Sattel auch nur aus der Ferne sieht.« Er klang geradezu verzweifelt.
    Julian strich dem nervösen Tier nochmals über den Hals, dann befühlte er die Vorderbeine. »Wie alt ist er? Sieben? Acht?«
    »Vier, hat der Pferdehändler gesagt.«
    »Und das habt Ihr geglaubt?«, entfuhr es Edmund. Verächtlich wandte er den Kopf ab und murmelte: »Na ja, wieso nicht. Wer auf Richard of Gloucester hereinfällt, traut auch einem Pferdehändler …«
    Buckingham wurde mit einem Mal bleich. »Was erlaubst du dir, Söhnchen …«
    »Ich bin nicht Euer Söhnchen«, gab Edmund zurück und sah zu seinem Vater. »Ich halt das nicht aus, Sir, kann ich gehen?«
    Julian schüttelte den Kopf, auf grimmige Weise amüsiert darüber, wie sein siebzehnjähriger Sprössling den mächtigen Duke of Buckingham aus der Fassung gebracht hatte. »Du bleibst hier und übst dich in der Kunst, deine lose Waringham-Zunge zu hüten.«
    Edmund seufzte. »Aye, Captain …«
    Julian trat aus dem Stall und betrachtete das schreckhafte Tier noch einmal von der Tür aus. »Ihr habt ein gutes Pferd gekauft, Buckingham, seid unbesorgt. Aber Ihr braucht jemanden, der es wieder Vertrauen lehrt und neu ausbildet.«
    Buckingham nickte niedergeschlagen. »Ich hatte einengroßartigen Mann hier, der sich auf so etwas verstand, aber er ist mir davongelaufen.«
    Julian erkannte mit einem Mal, dass der Duke of Buckingham kein besonders gescheiter Mann war. Das erklärte so einiges, was ihm bislang rätselhaft gewesen war. »Ich weiß, Mylord«, antwortete er. »Auch seinetwegen bin ich hier.«
    »Seinetwegen?«, wiederholte Buckingham verdutzt.
    »Ihr wusstet nicht, dass Geoffrey Scott mein Cousin ist?«
    Buckingham riss die Augen weit auf. »Ich hatte keine Ahnung …«
    Julian betrachtete ihn nochmals, jetzt beinah mit so etwas wie Nachsicht. »Wollen wir vielleicht irgendwohin gehen, wo wir in Ruhe reden können?«
    »Was? Oh, gewiss, gewiss.« Mit einiger Verspätung schien Buckingham ein paar Schlüsse zu ziehen. »Ihr müsst hungrig und müde sein.«
    »Woher denn«, raunte Edmund seinen Stiefeln zu. Es waren dreißig Meilen von der Küste nach Brecon, und die Straßen in Wales waren nicht besser geworden, seit Julian sie zuletzt bereist hatte.
    Mit einem kummervollen Blick auf seine vierbeinige Fehlinvestition schloss der junge Herzog die Boxentür und führte seine Besucher in den Innenhof von Brecon Castle. Es war eine Burg wie so viele in Wales: einst von den Normannen angelegt, seither alle hundert Jahre oder so verstärkt, trutzig, erhaben und – zumindest für Julians Geschmack − abweisend. Buckingham schienen die hohen grauen Mauern jedoch nicht zu bedrücken. Er plauderte unverdrossen über Pferde, während er die Gäste in einen dicken Turm mit kleinen Fenstern brachte. Auf der Treppe begegnete ihnen noch ein mürrischer Waliser, ein

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