Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Buckingham«, fuhr er mit einem – wie er hoffte – milden Lächeln und seiner besten Samtstimme fort. »Meine Mutter war der Bastard eines Bastards. Wenn nur noch Ihr und ich übrig wären, wäre Euer Anspruch auf die Krone eindeutig der bessere. Aber das ist ja nicht der Fall, nicht wahr? Henry Tudor, der Earl of Richmond, ist der einzige legitime Erbe der Krone. Jeder York, der etwas anderes behauptet, ist ein Lügner und ein Dieb, und jeder Buckingham, der etwas anderes behauptet, ist ein Träumer. Selbst wenn Ihr von der Rechtmäßigkeit Eures Anspruchs überzeugt wäret – woran ich zweifle –, so wisst Ihr doch, dass Ihr ihn niemals durchsetzen könntet, nicht wahr?«
Buckingham hatte das Kinn trotzig auf die Brust gepresst, während er lauschte. »Das bliebe abzuwarten«, entgegnete er. Es klang angriffslustig, aber gleichzeitig vage.
Unauffällig spielte Julian Morton den Ball zu, und der Bischof beugte sich ein wenig vor und faltete die Hände auf dem Tisch. »Ihr solltet auch an Eure unsterbliche Seele denken,mein Sohn«, sagte er behutsam. »Denn sie ist kostbarer als jede Krone. Ihr habt – natürlich unbeabsichtigt – einem Mörder und Ränkeschmied auf den Thron geholfen. Genau wie ich tragt Ihr eine Mitschuld am Tod der Prinzen, weil Ihr versäumt habt, ihn zu verhindern.«
Buckingham riss entsetzt die Augen auf. »Aber Exzellenz, ich hätte doch niemals …«
»Ich weiß«, versicherte Morton tröstend. »Ich weiß das genau, Buckingham. Aber wer Euch nicht so gut kennt wie ich, wer nur Eure Taten beurteilt, weil er nicht in Euer Herz blicken kann, wird Euch Richards Handlanger und Komplizen nennen.«
Buckinghams eben noch hochrotes Gesicht wurde fahl.
Julian war geneigt, vor Morton den Hut zu ziehen. Dieser gerissene Pfaffe spielte mit dem einfältigen jungen Herzog wie ein walisischer Barde auf seiner Harfe.
»Es wird Zeit, dass Ihr Euch distanziert«, fuhr der Bischof fort. »Und zwar deutlich, sodass die Welt es hört und sieht. König Richard bereist den Norden, während es im Süden brodelt. Ein Wort von Euch würde genügen, und Ihr hättet eine anti-yorkistische Armee hinter Euch. Auch die Waliser würden Euch zuströmen, wenn …«
»Die Waliser hassen mich«, quengelte Buckingham.
Wenigstens das hat er gemerkt, fuhr es Julian durch den Kopf, und er warf ein: »Aber sie lieben den Earl of Richmond und setzen ihre Hoffnungen auf ihn. Wenn Ihr für ihn kämpfen würdet, würden sie Euch folgen.«
»Warum sollte ich das tun?«, fragte Buckingham ungeduldig. »Ich kenne ihn nicht einmal, und sein Anspruch auf die Krone erscheint mir zweifelhaft, egal, was Ihr sagt.«
»Mag sein«, entgegnete Bischof Morton. »Aber nur mit ihm habt Ihr eine Chance. Ohne ihn werdet Ihr untergehen, mein Sohn. Und wenn Ihr Euch auf Richmonds Seite stellt und es gelingt, Richard zu entmachten, dann werdet Ihr keinen Grund haben, Euch zu beklagen.« Er nickte in Vater Christophers Richtung. »Die Mutter des Earl of Richmond – Eure TanteMegan Beaufort, die eine Cousine ersten Grades Eurer lieben Mutter ist …«
»Oh, erspart mir das«, stöhnte Buckingham.
»Sie hat Vater Christopher zu uns geschickt, um Euch Folgendes zuzusichern: Wenn Ihr Euch entscheidet, Euch der Sache des Earl of Richmond anzuschließen, sollen alle Ländereien und Titel, die Richard Euch versprochen und dann vorenthalten hat, Euer sein. Lord William Hastings’ gesamtes Vermögen, Buckingham.« Er lehnte sich noch ein bisschen weiter vor. »Überlegt es Euch, mein Sohn. Es wäre beinah ein Königreich im Königreich. Mehr als Ihr jetzt habt und je zu gewinnen hoffen könnt, wenn Ihr es allein mit Richard aufnehmt.«
Buckinghams Gesicht nahm erst einen nachdenklichen, dann einen verträumten Ausdruck an. Julian konnte nicht fassen, dass ein Mann, der schon so märchenhaft reich war, immer noch so gierig sein konnte, aber er erkannte, dass das ihrem Anliegen nur förderlich war.
»Woher soll ich wissen, dass Richmond, falls er König würde, hält, was seine Mutter mir verspricht?«, fragte der junge Herzog skeptisch.
»Ich verbürge mich dafür«, sagten Morton und Julian wie aus einem Munde, sahen sich verblüfft an und tauschten ein Grinsen.
»Ein Lancaster vergisst niemals, wer seine Freunde sind und wer ihm einmal einen Dienst erwiesen hat«, fügte Julian dann hinzu.
»Schöne Worte«, entgegnete Buckingham. »Aber schöne Worte sind billig, Mylord.«
»Wenn wir König Richard besiegen, ist es aus mit den
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