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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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betrachtete er Julian. »Es scheint, ich habe mich in Euch geirrt.«
    »Ich bedaure, wenn ich Euch enttäuscht habe, Mylord«, erwiderte Julian. Er hörte selbst, wie steif und unaufrichtig es klang.
    »Ich hörte einmal, Ihr hättet Euch mit Eurem Vater überworfen.«
    Julian warf Warwick einen bitterbösen Blick zu. An York gewandt antwortete er: »Ihr seid ausgesprochen gut informiert.«
    »Das ist der Grund, warum ich noch lebe. Also? Stimmt es?«
    »Ja, Mylord.«
    »Was war der Anlass?«
    »Ihr.« Jedenfalls hatte er das damals geglaubt. Heute war er nicht mehr so sicher.
    »Und trotzdem könnt Ihr die Vorurteile nicht überwinden, die Euer Vater Euch eingeflüstert hat?«
    »Ich habe ihm nie ein Wort geglaubt, wenn er gelegentlich etwas über Euch sagte, das nicht gerade schmeichelhaft war. Bis zu dem Tag, als Ihr ihn habt ermorden lassen.«
    »Er ist in der Schlacht …«, begann York empört.
    »Das ist er nicht«, fiel Julian ihm rüde ins Wort. »Scrope hat ihn ermordet.«
    Der Herzog hob die Hände zu einer Geste der Unschuld. »Ihre Fehde hatte nicht das Geringste mit mir oder dem König zu tun.«
    »Vielleicht nicht. Aber Scrope hätte trotzdem niemals gewagt, das zu tun, hätte er nicht Euren Segen gehabt. Und ganz sicher hätte er nicht gewagt, nach Waringham zu kommen in der Absicht, unser ganzes Geschlecht auszulöschen, nicht wahr?«
    »Julian, du redest dich um Kopf und Kragen …« Warwick klang beschwörend.
    Der junge Waringham tat, als habe er ihn nicht gehört. Du könntest überlegen, ob du nicht wenigstens ein klein wenig Zorn um deines Vaters willen empfinden solltest , hatte seine Mutter zu ihm gesagt. Bis zu diesem Moment war ihm nie klar gewesen, wie groß sein Zorn war. Mit erhobenem Zeigefinger trat er auf den mächtigsten Mann Englands zu. »Ich habe immer geglaubt, die Königstreue habe meinen Vater blind gemacht. Aber heute bin ich mir dessen nicht mehr so sicher, Mylord.«
    York nickte versonnen. »Ich verstehe.«
    »Dann darf ich jetzt gehen?«
    York zog die schmalen Brauen in die Höhe und betrachtete ihn amüsiert. »Oh, gewiss doch. Gehabt Euch wohl, Waringham.«
    Julian hörte den unzureichend verhohlenen Hohn in der Stimme, den er nicht so recht verstand, und ihm wurde unbehaglich. Er warf seinem Cousin einen unsicheren Blick zu, doch Warwick hatte nur Augen für York, starrte ihn unverwandt an, wobei er fast unmerklich den Kopf schüttelte.
    Nichts wie raus hier, dachte Julian. Mit einer knappen Verbeugung wandte er sich ab, und er fühlte sich geradezu lächerlich erleichtert, als er die Tür ins Innere erreichte. Er zog sie auf und nickte den beiden Wachen zu, die davor auf Posten standen. Doch sie sahen seinen Gruß nicht, denn sie spähten konzentriert über seine Schultern aufs Dach hinaus, und ehe er sich an ihnen vorbeigeschlängelt hatte, packten sie ihn linksund rechts an den Armen und stießen ihn rückwärts zurück ins Freie. Julian war so überrumpelt, dass er gestürzt wäre, hätten sie ihn losgelassen. Doch ihre großen Hände hielten ihn sicher gepackt und schleiften ihn bis an die Zinnen.
    »Ich fürchte, Ihr lasst mir mit Eurer Entscheidung keine Wahl, als das Werk fortzusetzen, das Scrope nicht mehr vollenden konnte, Waringham«, erklärte der Duke of York.
    »Mylord«, sagte Warwick eindringlich. »Ich bitte Euch, tut das nicht. Das … das dürft Ihr nicht. Dergleichen habt Ihr doch nicht nötig.«
    York legte ihm kurz die Hand auf den Unterarm. »Geht, mein Freund. Eilt Euch und geht, wenn Ihr es nicht sehen wollt. Denn es muss sein, ganz gleich, was Ihr denkt.«
    Julian warf in Panik einen Blick über die Schulter. Die Wolken waren inzwischen näher gekommen, und es war zu dunkel, um viel zu erkennen, aber er wusste, der Turm war an die fünfzig Fuß hoch. Er hatte keine Chance. Er würde sterben. Jetzt.
    »Richard …« Seine Stimme kippte. Jeder konnte seine nackte Todesangst hören. Aber das spielte keine Rolle mehr. »Richard, du … du musst dich um meine Schwester kümmern.«
    Warwick nickte wie im Traum, Entsetzen stand in seinen Augen. »Julian …«
    »Na los, runter mit ihm«, knurrte York.
    Die Wachen drängten Julian weiter zurück. Er spürte die Krone der Brüstung im unteren Rücken. Viel zu niedrig, um ihm den geringsten Halt zu gewähren. Obwohl er wusste, dass es keinen Sinn hatte, wehrte er sich, trat zu beiden Seiten aus und versuchte, sich den Pranken zu entwinden. Umsonst. Julian kniff die Augen zu, betete ein Ave Maria und

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