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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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fluchte zugleich. Seine Füße verloren den Bodenkontakt.
    »Vater?«, fragte eine junge Stimme unsicher. »Ich hab Euch schon überall …«
    Julians Sturz endete, noch ehe er richtig begonnen hatte. Die Wachen zogen ihn zurück über die Brüstung und stellten ihn wieder auf die Füße. Nur für einen Moment erahnte er die Gestalt eines jungen Mannes an der Tür, dann wandte erder Szene auf dem Dach den Rücken zu, klammerte die Hände um die steinernen Zinnen, kniff die Augen zu und versuchte, sich zu fassen. Sein Atem ging viel zu schnell und stoßweise, und ihm war so übel, dass er nicht sicher war, ob er sich würde beherrschen können. Besser der Aal tritt die schnelle Reise nach unten an als Julian of Waringham, fuhr es ihm durch den Kopf, und nun hatte er mit einem hysterischen Kichern ebenso zu ringen wie mit der Übelkeit.
    »Vater? Was geht hier vor?«
    »Edward!«, rief York aus. Er klang aufgeräumt, so als sei er hocherfreut über den Ankömmling. »Schau dir das an, mein Sohn, das scheint ein gewaltiges Gewitter zu werden. Wir sind so gut wie fertig mit der Politik für heute und wollten gerade hineingehen.«
    »Wirklich?«, fragte die junge Stimme. »Für mich sah es eher so aus, als wollten die Wachen einen Mann vom Dach stoßen, Mylord.«
    Julian hörte keine Schritte näher kommen, und als sich eine Hand auf seinen Arm legte, fuhr er mit einem halb unterdrückten Laut des Schreckens herum. Er fand sich Auge in Auge mit einem braungelockten Jüngling, der kaum älter als vierzehn Jahre sein konnte, aber nur ein paar Zoll kleiner war als er selbst.
    »Wer seid Ihr, Sir?«, fragte der Junge.
    »Ju…« Er musste sich räuspern. »Julian, Earl of Waringham.«
    »Edward, Earl of March«, stellte der Neunankömmling sich vor. »Geht es Euch gut, Sir?«
    »Bestens«, versicherte Julian nicht ohne Hohn. »Bestens …« Er trat einen Schritt zur Seite und befreite sich auf die Art unauffällig von der wohlmeinenden Hand.
    Der erste Blitz flammte gleißend auf, ein paar Herzschläge später folgte der Donner. Edward of March wandte sich an York. »Darf ich fragen, was das zu bedeuten hat, Vater?«
    »Nichts, was dich kümmern müsste«, antwortete York seinem Ältesten. »Waringham wollte sich gerade verabschieden.«
    »Und zwar schneller, als ich mir je hätte träumen lassen«, knurrte Julian.
    »Ihr solltet lieber Acht geben, was Ihr redet, mein Junge«, warnte der Herzog.
    »Ich bin nicht Euer Junge«, teilte Julian ihm mit.
    »Und genau das ist unser Problem.«
    »Es ist also wahr?«, verlangte March von Julian zu wissen. »Ich habe mich nicht getäuscht?«
    »Das solltet Ihr Euren Vater fragen, Sir.«
    »Nun, ich frage aber Euch. Wollten Sie Euch vom Dach stoßen, ja oder nein?«
    »Edward«, begann Warwick, der sich anscheinend von seinem Schrecken erholt hatte. »Lass uns …«
    Aber der Junge hob gebieterisch die Hand. Er sah Warwick, der hinter seiner linken Schulter stand, nicht einmal an, aber der Earl verstummte dennoch.
    Julian beneidete den Knaben um seine Selbstsicherheit. Er wusste, er selbst könnte niemals so sein, obwohl er doch ein paar Jahre älter war als Yorks Sohn. »Es hat verdammt danach ausgesehen, Sir«, antwortete er. Er sah keinen Sinn darin zu lügen.
    »Und was denkt Ihr, warum?«
    Julian wählte seine Worte ausnahmsweise mit Bedacht. »Weil Euer Vater offenbar der Ansicht ist, wer nicht für ihn sei, sei gegen ihn.«
    »Verstehe.« Edward verschränkte die Hände auf dem Rücken und sah ihm ins Gesicht. Seine Augen waren groß, mandelförmig und von einem warmen Haselnussbraun. Wieder zuckte ein Blitz, beleuchtete für einen kurzen Moment sein gut aussehendes, aber für einen so jungen Mann auffällig scharf geschnittenes Gesicht. »Es ist eine Haltung, für die allerhand spricht, Sir.«
    »Wirklich? Also nun doch ab über die Zinnen mit dem Letzten derer of Waringham? Sicher ist sicher?«
    Edward grinste und verriet, was Julian bislang nicht geahnt hatte: Der Earl of March war ein Draufgänger und ein Flegel.»Nein, ich denke, heute nicht. Ich räume Euch eine Gelegenheit ein, Eure Haltung zu überdenken.«
    »Zu gütig.«
    »Der Duke of York verfolgt uneingeschränkt die richtigen Ziele, wisst ihr«, belehrte Edward ihn. »Nur seine Mittel sind vielleicht manchmal ein wenig fragwürdig.«
    »Na warte, Bengel«, kam Yorks Stimme aus der Dunkelheit.
    Edward schien davon wenig beeindruckt. Er verzog das Gesicht zu einer frechen Grimasse und zwinkerte Julian zu. »Woll’n

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