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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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leise. »Niemand, der den Namen Beaufort trägt, könnte jemals das Schachbrett der Politik verlassen. Aber seid beruhigt. Ich habe keine finsteren Absichten, was das Mädchen betrifft, ganz gleich, welche Schauergeschichten man Euch über Richard of York erzählt hat.« Die Bitterkeit in seiner Stimme entging Julian nicht.
    Der junge Waringham nickte wortlos und sah über die Zinnen ins Land hinaus. Die Abendsonne hatte die Felder und Wiesen, die schmucken Dörfer Windsor und Eton und die Themse in ein warmes Licht getaucht, dessen Farbe Julian an reife Orangen erinnerte. Doch im Osten verschluckten die dräuenden Wolkentürme das Licht, wirkten in seinem Schein rabenschwarz und unecht, so als sehe man sie auf einem Gemälde. Es war ein Bild von bizarrer Schönheit.
    Der Herzog war neben ihn getreten und folgte seinem Blick, die Hände auf die Brüstung gestützt. »Ein wundervolles Land, nicht wahr?«
    »Das ist es«, stimmte Julian zu.
    »Und denkt Ihr, es hat das, was es verdient?«
    Julian wandte den Kopf und schaute ihn an. »Was hättet Ihr gewonnen, wenn ich ›nein‹ sagte, Mylord? König Henry einen bis dato unerschütterlich Lancaster-treuen Vasallen abspenstig gemacht? Zu welchem Zweck? Ist es Euch nicht ein bisschen zu zahm, einen Gegner zu bekriegen, der längst am Boden …« Er brach ab, obwohl es natürlich zu spät war. Ärgerlich über seine lose Zunge stieß er die Luft aus und blickte wieder nach Osten, wo Waringham lag. »Was wünscht Ihr von mir, Mylord?«
    »Ich will, dass Ihr in meinen Dienst tretet.«
    »Ich stehe im Dienst des Earl of Richmond, der, nebenbei bemerkt, mein Vormund ist.«
    »All das ließe sich ändern. Spätestens in drei Monaten bin ich Lord Protector, und Ihr wisst, was das bedeutet. Nur die wenigsten meiner Wünsche werden dann unerfüllt bleiben, und ich sage Euch, ein Aufatmen wird durch England gehen, wenn ich mein Reformwerk beginne. Ich will dieses Land heilen, und ich will, dass Ihr mir dabei helft.«
    Julian ging ein Licht auf. »Ihr wollt nicht mich, sondern meinen Namen.« Denn wenn ein Waringham König Henry den Rücken kehrte und sich dem Duke of York anschloss, konnte ein Damm brechen. Wer vermochte zu sagen, wie viele, die jetzt noch schwankten, seinem Beispiel folgen würden?
    »Was macht das für einen Unterschied?«, entgegnete der Herzog. »An meiner Seite könnten sich viele Dinge für Euch ändern, wisst Ihr. Ich kann dafür sorgen, dass Ihr noch vor Jahresfrist für mündig erklärt werdet. Dann könntet Ihr Eure Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen. Ihr würdet entscheiden, ob Eure Schwester einen lausigen Devereux heiraten muss oder nicht. Ich könnte Euch eine Abnahmegarantie für die nächsten fünf Jahrgänge Eurer Schlachtrösser geben, das wird Eure Gläubiger über die Maßen besänftigen.« Er lächelte flüchtig. »Ich kann Euch helfen, Junge, wenn Ihr mir helft.«
    Julian nickte versonnen. Er wusste, jedes Wort, das York sagte, entsprach der Wahrheit. Er trat einen Schritt zurück und verneigte sich förmlich. »Ich weiß Euer Angebot zu schätzen, Mylord. Aber ich bin nicht käuflich.«
    Er wollte sich abwenden, aber plötzlich stand Warwick hinter ihm und packte seinen Arm. »Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?«, zischte er wütend.
    »Sei so gut und lass mich los, Richard«, bat Julian höflich.
    Zögernd ließ Warwick die Hand sinken, aber Julians Rückzugsweg war versperrt; York stand zwischen ihm und der Tür ins Innere des dicken runden Turms. »Mir scheint, Ihr missversteht mich absichtlich, Waringham.«
    »Mir hingegen schien Euer Angebot unmissverständlich, Mylord.«
    »Ihr wollt mich nicht zum Feind, glaubt mir, Söhnchen.«Nicht so sehr seine Worte, aber der Blick seiner stahlblauen Augen war eine Drohung.
    Julian spürte einen Schauer seinen Rücken hinabrieseln. York hatte Recht, wusste er. Er konnte sich in seiner derzeitigen Lage keine Feinde leisten, einen so mächtigen schon gar nicht. Er war jung und hatte weder Verbindungen noch Einfluss. Edmund Tudors Schutz reichte nur so weit wie der Arm des Königs, war demnach kein sehr wirksames Bollwerk. Waringham, er selbst, seine Mutter, nicht zuletzt Blanche, sie alle konnte der Duke of York unter seinem Stiefelabsatz zertreten, wenn er Lord Protector wurde, ungehindert und ungestraft.
    »Du solltest dich entschuldigen, Julian«, riet Warwick eindringlich. »Und zwar schleunigst.«
    Doch York hob abwehrend die Hand. »Das ist nicht nötig.« Kopfschüttelnd

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