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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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hier verdammt ungemütlich für diejenigen, die sich ihm widersetzt haben, glaub mir.«
    Dann werde ich England womöglich den Rücken kehren müssen, dachte Julian. Es war ein furchtbarer Gedanke. Als tue sich ein Abgrund zu seinen Füßen auf. »Was denn, noch mehr Drohungen?« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Das kannst du dir wirklich sparen. Heute Abend zumindest kann mir nichts mehr Angst einjagen. Gute Nacht, Richard.«
    »Julian!«
    Aber er hatte sich schon abgewandt, rannte mit gesenktem Kopf durch den prasselnden Regen zur Halle hinüber, und als er merkte, wie die Sturzbäche ihm in den Nacken rannen, lachte er. Es war so gut, noch am Leben zu sein.
     
    Seine Schwester erwartete ihn mit Ungeduld und Missbilligung. »Wie siehst du nur aus.« Sie betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Was hast du getrieben, he?«
    »Wir brechen auf, Blanche. Wir reiten nach Hause.«
    »Was, jetzt?«
    »Jetzt.«
    »Hab die Güte und tritt einen Schritt zurück, du tropfst auf mein einziges Festtagskleid.«
    »Du wirst unterwegs noch sehr viel nasser werden«, prophezeite er. »Aber besser nass als tot.«
    »Was ist passiert, Julian?«
    »Das erzähl ich dir später.« Er sah sich kurz um. Die Halle hatte sich merklich geleert. Nicht nur der König und die Königin, sondern auch das Brautpaar hatte sich zurückgezogen. Julian dachte lieber schnell an etwas anderes. Die Vorstellung, was sich vielleicht gerade jetzt im prunkvollen Brautgemach zutrug, konnte er im Moment wirklich nicht gebrauchen. »Verdammt, ich müsste mit Edmund reden …«
    Wie so oft, wenn er den Kopf zu verlieren drohte, behielt Blanche die Ruhe. »Dann sprich mit seinem Bruder. Ich gehe mich umziehen und meine Sachen holen. Wir treffen uns im Stall.«
    »Abgemacht.« Er sah ihr nach, bis sie die hell erleuchtete Halle verlassen hatte, und ertappte sich dabei, dass er argwöhnte, irgendeine finstere Gestalt könne ihr nachschleichen. Aber anscheinend interessierte sich niemand für Blanches eiligen Abgang. Die adligen Herrschaften, Ritter und Kirchenmänner, die noch in der Halle weilten, waren in angeregte Gespräche vertieft oder heillos betrunken oder beides.
    Zögernd näherte Julian sich der hohen Tafel. Er nahm an, jetzt, da Henry und Marguerite sich zurückgezogen hatten, war es verzeihlich, dass er die Estrade betrat.
    Als spüre er die Präsenz in seinem Rücken, wandte Jasper Tudor den Kopf. »Julian.« Er zeigte nicht wirklich ein Lächeln. Das tat er höchst selten. Doch für einen Moment trat ein Schimmer freundschaftlicher Wärme in seine schwarzen Augen.
    »Jasper. Ich … müsste dich kurz sprechen.« Julian sagte es so unbeschwert, wie er konnte.
    »Natürlich.« Jasper erhob sich. Seinem Schritt nach zu urteilen, war er stocknüchtern, denn er ging auf schnurgeradem Kurs und leichtfüßig von der erhöhten Plattform der Ehrentafel und an den linken Seitentischen entlang, bis sie inden unteren Teil der Halle gelangten, wo die Wandfackeln in größeren Abständen hingen. Dort blieb er stehen. »Bist du in Schwierigkeiten?«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Julian entgeistert.
    »Ich habe deine Schwester hinauslaufen sehen. Und du bist nervös wie ein Fuchs, der die Meute wittert.«
    Julian schüttelte langsam den Kopf. »Wenn ich dir erzähle, was mir heute Abend passiert ist, wirst du mir vermutlich nicht glauben.«
    »Probier’s mal«, schlug Jasper vor. »Mein alter Herr behauptet gern, ich sei leichtgläubig.«
    Julian, der immer noch versuchte, die Augen überall gleichzeitig zu haben wie der besagte Fuchs, entdeckte Warwick, der zu seiner Gemahlin getreten war und eindringlich mit ihr sprach. »Nicht hier.«
    Jasper nickte und brachte ihn durch eine schmale Türöffnung zu einer Treppe, die auf die Galerie der Halle führte. Die Musiker, die hier oben bei festlichen Anlässen spielten, machten entweder eine Pause oder hatten, was wahrscheinlicher war, für heute Feierabend. Jasper Tudor setzte sich auf den Schemel hinter der Harfe und entlockte den Saiten einen leisen Seufzer. Er war ein ausgezeichneter Harfespieler. »Also?«
    Julian berichtete. Erst stockend und ein wenig verschämt, doch als er zu seinem Gespräch mit dem Duke of York und dem beinah blutigen Ende kam, kehrte sein Zorn zurück, und er redete sich in Rage. »Ich meine, ist das zu fassen? Was ist aus England geworden, wenn ein Mann mit dem Leben bezahlen soll, weil er etwas gesagt hat, das dem zukünftigen Lord Protector nicht passt? Was für eine wunderbare, Heil

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