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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ausnahmsweise sogar ehrlich. Ich weiß, dass Ihr Julian immer ein guter Freund und ein großes Vorbild wart. Und er ist nicht so leicht zu beeindrucken.«
    Er sah ihr tief in die Augen, einen Moment länger, als eigentlich schicklich war. »So wenig wie Ihr, möchte ich wetten. Also? Leiht Ihr ihn mir ein Weilchen?«
    Sie nickte. »Wenn Ihr versprecht, ihn irgendwann zurückzubringen.«
    »Ihr habt mein Wort.«
     
    Sie verließen die Halle und traten hinaus in die drückende Abendluft. Es dämmerte, und im Osten flammte Wetterleuchten auf. Unheil verkündende Wolken kamen themseaufwärts gekrochen.
    Als sie durch das gewaltige innere Torhaus – aus unerfindlichen Gründen Normannentor genannt – in den unteren Hof traten, konnte Julian seine Neugier nicht länger beherrschen. »Machen wir einen Spaziergang?«
    »Hast du etwas Besseres vor?«, konterte Warwick.
    »Ich war gerade dabei, die beste Aalpastete aller Zeiten zu vertilgen.«
    »Ich bin überzeugt, deine Schwester wird dir etwas aufheben.«
    »Was soll das werden?«, beharrte Julian. »Ist einer deiner Gäule krank? In dem Falle sollten wir Blanche lieber mitnehmen, denn sie …«
    »Ich will dich jemandem vorstellen«, unterbrach der ältere Cousin. Er führte Julian den steilen Burghügel zum Runden Turm hinauf, dem ältesten Gebäude der Anlage. Zwei Wachen mit einer weißen Rose am Mantel standen vor der Tür, ließen Warwick aber anstandslos passieren.
    Julian folgte ihm nicht gleich über die Schwelle. »Richard, ich weiß nicht, ob heute …«
    »Oh, jetzt zier dich nicht.« Warwick nahm seinen Arm, als fürchte er, Julian werde kehrtmachen und davonlaufen, zog ihn ins Innere des alten Gemäuers und die Treppe hinauf ins Hauptgeschoss. Sie betraten jedoch nicht die dortige Halle, sondern erklommen zwei weitere Treppen. Durch eine ebenfalls von zwei Mann bewachte Pforte gelangten sie auf das zinnenbewehrte Dach des gewaltigen Turms.
    Warwick trat zu einer großen Gestalt in einem langen, dunklen Mantel. »Mylord? Julian of Waringham.«
    Der Angesprochene wandte sich ohne Eile um und kam zwei Schritte näher. Er musterte Julian aus kühlen blauen Augen. »Das ist nicht zu übersehen«, sagte er dann. »Im Gegensatz zu Eurem Vater sieht man Euch auf den ersten Blick an, dass Ihr ein Waringham seid.«
    Julian verneigte sich. »Mylord of York. Eine hohe Ehre, Euer Gnaden.« Er konnte nicht so richtig fassen, wie ihm geschah. Natürlich hatte er geahnt, wem er hier oben begegnen würde, als er die weiße Rose an der Livree der Wachen bemerkt hatte, doch war ihm kaum Zeit geblieben, sich zu wappnen. »Ich wusste nicht, dass Ihr in Windsor seid.«
    »Wir sind vor einer Stunde eingetroffen«, erwiderte der Herzog. »Ich beabsichtige, dem König erst morgen früh meine Aufwartung zu machen. Hätte ich gewusst, was hier heute vorgeht, wäre ich ein paar Tage später gekommen. Ich will Euch nicht zu nahe treten, Waringham, aber Ihr werdet sicher verstehen, dass ich lieber ein Pesthaus betreten würde als der Hochzeitsfeier einer Beaufort beizuwohnen.«
    Er sprach bedächtig. Weder sein Tonfall noch sein Gesichtsausdruck ließen den geringsten Schluss auf seine Empfindungen zu. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah Julian abwartend an.
    Das also ist der Duke of York, dachte Julian, der mächtigste Adlige in England, der zukünftige Lord Protector. Der Mann, der nach Henrys Krone trachtet, weil er überzeugt ist, dass sie ihm zusteht. Und jetzt, da er York vor sich sah und ihn im Geiste mit dem König verglich, fand er bestätigt, was er immer geahnt hatte: Der Herzog wirkte weitaus königlicher als Henry. Er war groß und athletisch von Gestalt, sah aus, als hätte er viel mehr Jahre im Krieg verbracht, als tatsächlich der Fall war. Im hellen Tageslicht entdeckte man wahrscheinlich graue Fäden in seinem kinnlangen blonden Haar, vermutete Julian, denn sein kurzer Bart war schon fast gänzlich silbern. Doch der Herzog wirkte kraftvoll, entschlossen und klug. Richard of York strahlte eine Würde aus, die König Henry auch in Staatsroben und Hermelin niemals besitzen konnte.
    »Nein, Mylord, um ehrlich zu sein, habe ich Mühe, das zu verstehen«, antwortete Julian. »Megan Beauforts Vater und Onkel waren Eure erbitterten Feinde. Aber sie heiratet heute einen Tudor und verschwindet damit vom Schachbrett der Politik. Wäre das … wäre das nicht eine gute Gelegenheit, den Groll zu begraben, der mit ihr doch nicht das Geringste zu tun hat?«
    York lachte

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