Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Land und ihre Rechte genommen. Waliser dürfen keine englischen Frauen heiraten und umgekehrt, als fürchteten die Engländer, walisisches Blut sei minderwertig. Und es ist gerade einmal fünfzig Jahre her, dass das englische Parlament alle Waliser als ›barfüßige Schurken‹ bezeichnet hat!«
    Julian sah zu seiner Überraschung, dass der Finger seines Freundes bebte. »Edmund, ich habe ehrlich nicht gewusst, dass du so ein glühender walisischer Patriot bist«, erwiderte er verwundert. »Dabei kenne ich dich praktisch mein ganzes Leben lang.«
    »Es ist nicht gerade mein Lieblingsthema«, räumte Edmund unwillig ein. »Jasper, Owen und ich stecken in der kuriosen Klemme, dass wir gleich gute Gründe haben, für England, Wales und obendrein für Frankreich patriotische Gefühle zu hegen. Doch mit Rhys ist es etwas völlig anderes. Wenn man gerecht sein will, muss man ihm zubilligen, dass er für seine Tat gute Gründe hatte. Und man kann ihm kaum verübeln, wenn er denkt, dass er uns Tudors nichts schuldig ist, nicht wahr?«
    »Nein«, stimmte Julian beklommen zu. Diese Geschichte trug nicht gerade dazu bei, seine gedrückte Stimmung zu heben, aber er hatte es ja unbedingt hören wollen.
    »Die Sache ist nur die, Julian: Wenn mein Vater oder Jasper erfahren, was Rhys hier angestellt hat, werden sie ihn verstoßen, ihn bestrafen, wenn sie ihn finden, und noch unglücklicher sein wegen dieser ganzen unseligen Angelegenheit. Das würde ich allen Beteiligten gerne ersparen, verstehst du. Rhys hat einen schweren Fehler gemacht, aber er ist ein guter Junge. Er braucht einfach mehr Zeit, uns kennen zu lernen und zu verstehen. Genau wie umgekehrt. Worauf ich hinaus will …«
    »Ich soll niemandem sagen, dass es dein kleiner Bruder war, der uns in die Pfanne gehauen hat?«
    »So ist es.«
    Julian schnaubte. »Das heißt, er soll einfach davonkommen?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Aber ich werde das mit ihm ausmachen. Auf meine Art, und vor allem diskret. Also?«
    »Meinetwegen«, knurrte Julian.
    »Schwöre.«
    Julian seufzte, führte den Siegelring am linken Zeigefinger kurz an die Lippen und hob die Rechte. »Ich schwöre bei meinem Namen.«
    »Gut.« Edmund nickte zufrieden, rieb sich mit einer Hand die Kehle und schenkte sich das restliche Ale aus dem Krug auf dem Tisch ein. »Verflucht, ich krieg Halsschmerzen. Das kommt davon, wenn man so viel redet …«
    »Das ist keine Entschuldigung, mir das letzte Bier wegzutrinken.«
    »In spätestens einer halben Stunde gibt es neues, zusammen mit dem Nachtmahl.«
     
    Edmund hatte sich nicht getäuscht. Julian staunte immer wieder, wie gut das Zeitgefühl seines Freundes hier unten funktionierte, wo man doch weder Sonne noch Mond oder Sterne sehen konnte, geschweige denn eine Kirchenuhr schlagen hörte, wie sie in den Städten jetzt immer verbreiteter wurden. Nicht lange, und die schwere Tür zu ihrem Verlies öffnete sich. Zwei der jungen Wachen traten ein, brachten ihnen Brot, kalten Braten, heiße Suppe und Bier, und sie flachsten ein Weilchen herum, während die Wachen die Fackel und den Eimer austauschten, der immer Gegenstand ihrer derbsten Späße war.
    Die beiden Gefangenen aßen, tranken einen Becher, löschten bald darauf das Öllicht und rollten sich in ihre Decken, wie sie es immer taten. Die Tage des Nichtstuns kamen ihnen schon endlos lang und eintönig vor. Abends wussten sie einfach nichts mehr mit sich anzufangen, darum gingen sie früh schlafen.
    Julian träumte von seiner Schwester. Es waren wirre, düstereBilder, die er sah: Blanche hatte Blut an den Händen. Gerade lichtete sich der Traum, und er sah sie mit wehenden, offenen Haaren auf einem ungesattelten Pferd einen Hügel hinabgaloppieren, als ein Geräusch ihn weckte. Unwillig schlug er die Augen auf und lauschte. Meist waren es Ratten oder Mäuse, die sie nachts um den Schlaf brachten. Doch er merkte schnell, dass es sich heute um einen anderen Störenfried handelte, als er ein halb unterdrücktes Würgen hörte.
    Er setzte sich auf. »Edmund?«
    »Verflucht, das fehlte noch«, kam die matte Antwort aus der Dunkelheit. Wieder ein Würgen. »Schlaf weiter.«
    Das war leichter gesagt als getan. Julian hatte noch nie jemanden so diskret kotzen hören, dennoch fand er es unmöglich, bei dieser Untermalung wieder einzuschlummern. Die Suppe hatte einen etwas merkwürdigen Beigeschmack gehabt, erinnerte er sich jetzt. Ergeben wartete er darauf, dass ihm auch schlecht wurde, aber noch spürte er nichts. Er

Weitere Kostenlose Bücher