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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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haben zwei Marcher Lords meinem Bruder diese Burg abgenommen.« Er wies kurz über die Schulter. »Sie haben Edmund gefangen genommen, aber nach ein paar Tagen laufen lassen, heißt es. Nur seltsam, dass Edmund aus Carmarthen verschwunden sein soll, ohne im Kloster vorbeigeschaut zu haben. Das sieht ihm nicht ähnlich. Er ist spurlos verschwunden, genau wie …« Er brach abrupt ab.
    Blanche schaute auf. »Genau wie wer? Mein Bruder?«
    Sie bekam keine Antwort.
    »Habt die Güte und seht mich an, Sir! Ist Julian zusammen mit Edmund verschwunden?«
    Jasper schaute von seinem Verband auf und nickte. »Es tut mir leid. Schlechte Nachrichten sind gewiss das Letzte, was Ihr im Moment gebrauchen könnt.«
    »Denkt Ihr … Denkt Ihr, sie haben sie …«
    »Nein, nein«, antwortete er scheinbar gelassen. »York hat seine Marcher-Bluthunde hergeschickt, damit sie ihm ein möglichst großes Stück vom walisischen Kuchen sichern. Aber wenn dabei der Bruder des Königs oder sonstige Lancastrianer draufgingen, wäre Henry gewiss ziemlich verstimmt, und York könnte sein kostbares Protektorat verlieren. Noch ist nämlich Henry König von England.«
    »Wenn das so ist, warum belagert Ihr Carmarthen dann nicht und holt unsere Brüder heraus?«
    »Weil ich nicht glaube, dass sie dort sind. Devereux schwört das Gegenteil, und ich habe keinerlei Veranlassung, seinEhrenwort in Zweifel zu ziehen – mal abgesehen davon, dass ich ihn nicht ausstehen kann. Es gibt einfach keinen vernünftigen Grund, warum er meinen Bruder festsetzen sollte. Oder Euren.«
    Er zerteilte das Ende des Verbands der Länge nach, wickelte die beiden Hälften entgegengesetzt um ihren Fuß und machte eine kleine Schleife. Erstaunlich geschickt für so große Männerhände.
    »Die Devereux sind nicht so ehrenhaft, wie viele glauben, Sir«, warnte Blanche.
    »Und woher wollt ausgerechnet Ihr das wissen?«
    »Ich bin mit einem von ihnen verheiratet. Oder vielleicht bin ich inzwischen auch verwitwet – keine Ahnung.«
    Jasper betrachtete sie, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Der Blick seiner dunklen Augen war offen, nur ein kleiner Funken Spott glitzerte darin. Er forderte sie heraus, dieser Blick. Also erzählte sie ihm, was sie mit Thomas Devereux getan hatte.
    »Allmächtiger«, murmelte Jasper, als sie geendet hatte. »Wenn Ihr das nächste Mal sagt, ich soll die Finger von Euch lassen, werd ich auf Euch hören, Madam.«
    Blanche lachte, plötzlich eigentümlich unbeschwert.
    Er stand auf und verneigte sich leicht. »Aber Ihr gestattet, dass ich Euch auf Euer Pferd setze, damit wir endlich von hier verschwinden können?«
    »Ich bitte darum, Sir«, erwiderte sie artig.
    Er schob einen Arm unter ihre Knie, legte den anderen um ihre Schultern und hob sie hoch. Blanche fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes gut aufgehoben, und es beschämte sie ein wenig, dass seine Nähe ihr nicht unangenehmer war. Doch ehe sie erröten konnte, hatte er sie schon auf Calliopes Rücken verfrachtet. Er holte die Decke, die zusammengerollt vor seinem Sattel lag, und reichte sie ihr. »Hier. Nicht ganz makellos nach drei Tagen in der walisischen Wildnis, fürchte ich, aber es sind dreißig Meilen bis nach Pembroke, und das Wetter wird nicht besser.«
    Dankbar schlang Blanche sich die Decke um die Schultern.»Ihr habt nicht zufällig auch noch etwas zu essen in diesen großen Satteltaschen?«
    Er ging wieder zu seinem Pferd, kramte eine Weile in den Taschen und kehrte mit einem kleinen Leinenbündel zurück, das er ihr wortlos reichte.
    »Danke.« Blanche wickelte es gierig aus und enthüllte ein weiches Früchtebrot. Sie biss heißhungrig hinein. Es war würzig und saftig. »Hm. Wunderbar.« Jasper wandte sich ab und saß auf, und sie nutzte den Moment, um noch einen unbescheidenen Bissen zu nehmen. Sie konnte sich nicht erinnern, je so hungrig gewesen zu sein. »Werden wir heute noch in Pembroke ankommen?«, fragte sie, als Jasper neben sie ritt.
    »Das hängt davon ab, wie schnell Ihr reitet.«
    »Ich werde Euch bestimmt nicht aufhalten«, entgegnete sie ein wenig spitz.
    »Gut. Megan bringt sich fast um vor Sorge um Edmund, und ich will sie nicht länger als nötig allein lassen.«
    »Megan? Sie ist dort?« Blanche schnalzte Calliope zu und ritt an, ohne auf Jasper zu warten.

Carmarthen, Oktober 1456
    »Ich fass es nicht, Edmund. Seit über zwei Monaten kleben wir jetzt hier fest. Und langsam wird es verdammt frisch hier unten.« Julian rückte den Hocker näher ans

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