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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Kohlebecken und schlang die Arme um den Oberkörper.
    Edmund Tudor saß über eine Bibel gebeugt am Tisch und schaute nicht auf. »Hör auf zu jammern, Waringham. Wenn du dich nicht so dämlich aufgeführt hättest, bräuchtest du gar nicht hier zu sein.«
    Da hat er Recht, musste Julian einräumen. Er sagte nichts mehr, griff nach dem kleinen Schnitzmesser und begann, an einem Schiffsrumpf zu arbeiten.
    Ihre Gefangenschaft war alles andere als unerträglich. EinigeTage nach dem Fall der Burg, als die Gemüter sich wieder beruhigt hatten, hatte Walter Devereux angeordnet, ihnen die Ketten abzunehmen und sie zuvorkommend zu behandeln. Die Wachen waren höflich und erfüllten ihnen beinah jeden Wunsch. Sie hatten genügend Decken, Licht, bekamen anständige Verpflegung und Wasser, um sich zu waschen. Edmund hatte eine Bibel erbeten und bekommen, und als Julian versprach, jedem der Wachsoldaten ein Holzspielzeug anzufertigen, das sie ihren Kindern oder kleinen Geschwistern zu Neujahr schenken konnten, hatte er gar Holz und ein Schnitzmesser bekommen. Die Klinge war zu kurz, um jemandem ernstlich damit zu schaden, und die Wachen hielten die beiden Gefangenen auch nicht für besonders gefährlich. Tudor und Waringham waren in den politischen Wirren eben hier gestrandet, aber irgendwann, das wussten sie alle, mussten die Marcher Lords sie wieder gehen lassen.
    Trotzdem wurde Edmund Tudor von Tag zu Tag reizbarer, und Julian ging es nicht anders. Seit zehn Wochen waren sie hier zusammen eingepfercht – es war kein Wunder, dass sie anfingen, sich auf die Nerven zu gehen.
    »Lies ein Stück vor«, bat Julian.
    »Wozu? Ich denke, du kannst kein Latein.«
    »Jedenfalls nicht viel. Aber das macht nichts. Es beruhigt.«
    Edmund hob den Kopf und runzelte die Stirn. »Soll ich dir vielleicht ein Wiegenlied singen?«
    Julian warf Messer und Holzblock auf den Tisch. »Nein, danke. Es reicht völlig, wenn du aufhörst, auf mir rumzuhacken. Ich bin nach Carmarthen gekommen, weil du nach mir geschickt hast …«
    »Was nicht mehr als deine Pflicht und Schuldigkeit war.«
    »… und habe elf Männer für dich getötet.«
    » Elf? Ich bin schwer beeindruckt.«
    »Ja, du findest das vielleicht wenig, aber für mich ist es neu, und es macht mir zu schaffen. Ich habe meine Pflicht getan, genau wie du sagst, und darum wäre ich dankbar, wenn du deine miserable Laune nicht an mir auslassen würdest.«
    »Aber wenn du Devereux nicht an die Kehle gegangen wärst, müsste keiner von uns mehr hier sein, du verfluchter hitzköpfiger Narr!«
    »Du hast wirklich gut reden. Es war nicht deine Schwester, über die er Zoten gerissen hat«, gab Julian wütend zurück. »Und da wir gerade bei Schuldzuweisungen sind, sag ich dir noch was, Edmund: Wenn du es verstanden hättest, dich der Treue deines kleinen Bruders zu versichern, hätte er uns nicht an Devereux verkauft, und die Burg wäre nie gefallen.«
    Edmund stand auf. »Nur weiter, Julian.« Er musste ein wenig den Kopf einziehen – keiner von ihnen konnte in diesem Gewölbekeller aufrecht stehen –, aber das machte ihn nicht weniger gefährlich.
    »Er ist doch dein Bruder, oder?«, setzte Julian nach. »Jedenfalls ist er deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Und ap Owain bedeutet ›Sohn von Owen‹. Dein Vater. Owen Tudor. Richtig?«
    »Ganz recht. Rhys ap Owain ist mein Bruder. Und?«
    Julian hob ungeduldig die Schultern. »Gar nichts. Es kommt mir nur seltsam vor, dass wir noch keinmal über ihn gesprochen haben. Schließlich hat er uns das hier eingebrockt, nicht ich. Wenn du meinst, du musst mir aufs Maul hauen, weil ich das gesagt habe, bitte. Aber es ist nur die Wahrheit.«
    Edmund ließ sich auf die Tischkante sinken und rieb sich kurz mit beiden Händen übers Gesicht. »Tja. Ich sag’s ungern, aber du hast Recht. Übe Nachsicht mit mir, Julian. Langsam macht es mich mürbe, hier eingesperrt zu sein, während meine Frau allein und schwanger in Pembroke hockt.«
    »Denk nicht, ich könnte das nicht verstehen.« Julian nahm Messer und Holzklotz wieder auf. »Aber irgendetwas muss sich doch bald tun. Du bist des Königs Bruder. Er wird Fragen stellen, oder? Sie müssen uns laufen lassen, und wenn sie’s nicht tun, wird Jasper uns hier rausholen.«
    »Dafür müsste er wissen, wo wir sind. Und weder er noch Henry können im Moment viel tun. York ist Lord Protector. Warwick ist Befehlshaber der Garnison von Calais – der einzigenstehenden Truppe, über die die Krone noch verfügt.

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