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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Edmund!«, mahnte Julian erschrocken.
    »Dass er mich mit sechsundzwanzig abberuft, ist in Ordnung. Dagegen … hab ich keine Einwände. Aber dass meine Megan mit dreizehn Jahren Witwe wird und mein Kind als Waise zur Welt kommt, das ist … das ist …« Er schloss die Augen. »Warum trifft Gottes Strafe immer die Falschen?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Das Zittern des Kranken hatte sich wieder verschlimmert.Als Julian aufging, dass es dieses Mal von Schüttelfrost rührte, deckte er ihn zu und holte ihm auch noch seine eigene Decke. »Wir fragen ihn, wenn wir ihn sehen.«
     
    Als die Wachen am nächsten Morgen kamen und Edmund Tudor sahen, ergriffen sie entsetzt die Flucht.
    »Holt Devereux oder Herbert«, brüllte Julian ihnen nach. »Und einen Priester!«
    Er war nicht sicher, ob sie ihn gehört hatten. Doch es verging kaum eine Viertelstunde, bis der schwere Riegel wieder zurückgezogen wurde und die Tür aufschwang. Sir Walter Devereux stand auf der Schwelle, trat aber nicht ein. Mit ausdrucksloser Miene sah er auf den todkranken Mann im Stroh hinab.
    Edmund hatte so hohes Fieber, dass er der Welt schon entrückt schien. Er warf sich unruhig hin und her, und sein Atem ging rasselnd. Ein fleckiger Ausschlag entstellte sein Gesicht und bedeckte auch den restlichen Körper unter der Decke.
    »Heiliger Antonius, steh uns bei«, murmelte Devereux.
    Julian machte wütend einen Schritt auf ihn zu. »Möge der heilige Antonius Euch seinen Schutz verwehren und die Pest über Euch und Euer Haus kommen, Devereux! Das hier habt Ihr zu verantworten.«
    Devereux wich unauffällig einen Schritt zurück. »Wie könnt Ihr das sagen? Gott bestimmt, wie viel Zeit uns zugemessen ist, niemand sonst.« Er bekreuzigte sich.
    Seine Frömmelei widerte Julian an. Er wandte sich ab. »Verschwindet, und holt uns einen Priester.«
    »Nein, Söhnchen. Ihr werdet verschwinden. Und zwar mitsamt der Pestbeule.«
    Julian sah ihn ungläubig an. »Ausgerechnet jetzt setzt Ihr uns vor die Tür? Wie soll ich ihn hier wegschaffen in seinem Zustand?«
    Devereux hob die Schultern. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gleichgültig mir das ist.«
    »Aber … aber wo soll ich hin?«
    »Runter von dieser Burg. Ehe hier eine Epidemie ausbricht.Ich lasse Euch einen Wagen bereitstellen. Lebt wohl, Waringham.« Er lächelte schmallippig. »Ihr seid ein freier Mann.«
    »Oh, das ist … großartig. Wird irgendwer mir helfen, ihn nach oben zu schaffen?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.« Devereux ging ohne Eile davon. Die Tür ließ er offen.
    Julian starrte ihm ungläubig nach. Dann kniete er sich neben Edmund ins Stroh und legte ihm die Hand auf die Schulter. Sein Freund nahm ihn überhaupt nicht wahr. Die Augen blieben geschlossen. Er hustete schwach, und aus einem Nasenloch rann ein dünner Blutfaden.
    »Heiliger Antonius«, sagte auch Julian. »Heiliger Adrian, heiliger Franziskus und heiliger Edmund.« Er überlegte einen Moment. Es wusste, es gab mindestens zwei Dutzend Pestheilige, aber kein weiterer fiel ihm ein. »Helft mir. Macht meine Arme stark, damit ich meinen kranken Freund tragen kann, und vor allem mein Herz, damit ich ihn nicht hier allein verrecken lasse und die Flucht ergreife …«
    Er schloss die Augen, betete eine Weile stumm, und tatsächlich wurde es besser. Die Verzweiflung, die ihn hatte übermannen wollen, wich einer grimmigen Entschlossenheit. Mit der rechten Hand nahm er Edmunds linken Arm, richtete den Kranken auf und zog ihn sich über die Schultern. Ein wenig schwankend kam er auf die Füße. Edmund war so groß wie er selbst, und Julian war überzeugt, sein Kreuz werde durchbrechen, ehe er den Burghof erreichte, aber noch hielt es. Er trug ihn aus dem Verlies, stützte sich an der Wand ab und arbeitete sich langsam zur Treppe vor.
    Als er ins Freie trat, war er nassgeschwitzt und keuchte. Aber weder seine Knie noch sein Kreuz hatten größeren Schaden genommen, und gleich vor der Tür des gedrungenen Turms stand ein offener Karren, vor den ein hübsches, stämmiges Pferd gespannt war. Irgendein guter Geist hatte den Karren mit Decken ausgelegt. Sie waren löchrig und schmutzig, aber Julian war nicht wählerisch.
    Unsanfter als beabsichtigt ließ er Edmund auf die Ladeflächegleiten. Der Kranke regte sich, hustete erstickt und murmelte: »Megan.«
    Julian deckte ihn zu. Dann sah er sich um. Ein bitterkalter Wind wehte ihm mit Schnee vermischten Regen in die Augen. Im Burghof war weit und breit niemand zu

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