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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Und du sagst, Warwick gehört York mit Haut und Haar.«
    Julian nickte düster. »Verlass dich drauf.«
    » Sie haben die Macht. Henry hat nichts mehr in der Hand. Er ist König von Yorks Gnaden.«
    Julian schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber noch gibt es ein paar mächtige königstreue Kronvasallen in England.«
    »Von denen Yorks Marcher Lords gerade zwei in Wales als Geiseln halten, hast du darüber schon mal nachgedacht?« Edmund schüttelte den Kopf. »Nein, Julian. Ich glaube nicht, dass sie uns bald laufen lassen.«
    Julian sah einen Moment auf seine Hände hinab. »Süßer Jesus«, murmelte er. »Trübe Aussichten.«
    Edmund kehrte auf seinen Schemel zurück. »Allerdings.«
    Eine Zeit lang war nichts zu hören als das Schaben von Klinge auf Holz und das gelegentliche Rascheln, wenn Edmund eine der großen Pergamentseiten umblätterte. Doch schließlich schob er die Bibel ein Stück von sich, streckte das Kreuz und rieb sich die Augen mit Daumen und Zeigefinger der Rechten.
    »Du verdirbst dir noch die Augen, wenn du immerzu liest bei dem schlechten Licht«, schalt Julian.
    »Gott, Waringham, du hörst dich an wie meine Amme.« Es klang halb amüsiert, halb grantig. Edmund stand auf, trat in die Ecke, die am weitesten vom Tisch entfernt war, stieß mit der Fußspitze geübt den Deckel vom Eimer und pinkelte hinein.
    Mag sein, dachte Julian und beobachtete ihn verstohlen. Aber es blieb eine Tatsache, dass Edmund sich von der Kopfverletzung, die er beim Fall der Burg davongetragen hatte, immer noch nicht richtig erholt hatte, und heute kam er ihm blasser vor als in den vergangenen Tagen.
    Mit einem unwilligen Brummen deckte Edmund den übelriechenden Eimer wieder ab und kehrte an den Tisch zurück.
    »Mein Vater hat lange nichts von Rhys’ Existenz gewusst«, begann er unvermittelt, als er sich wieder hingesetzt hatte. Nervös ergriff er eines der fertigen Holzpferdchen, die auf dem Tisch standen, und drehte es zwischen den Händen.»Nachdem meine Mutter gestorben war …« Edmund brach ab, dann schaute er plötzlich auf. »Mein Vater war vollkommen besessen von meiner Mutter, weißt du. Ich habe so etwas nie bei einem anderen Mann erlebt. Ich war sieben, als sie starb, aber selbst damals war mir klar, dass es das Ende für meinen Vater ist. Ich war absolut sicher, er würde ihren Verlust nicht überleben, und ich weiß noch, dass ich überlegt habe, wie ich allein zurechtkommen sollte mit meinen beiden kleinen Brüdern.« Er lächelte flüchtig und senkte den Blick wieder auf das Holzspielzeug. »Na ja, es kam irgendwie anders. Er lebte weiter, obwohl er nicht wollte. Jasper, Owen und ich kamen nach Barking ins Kloster, und er ist ein paar Jahre wie ein rastloser Geist durch England und Wales gezogen. Er hat noch ein Stück Land oben in Anglesey – das Einzige, was von dem gewaltigen Besitz meiner Ahnen geblieben ist –, wo er sich manchmal verkroch. Eines Tages kam er hin und traf ein Bauernmädchen, das meiner Mutter ähnlich sah. In England und Frankreich sagte man früher, meine Mutter sei die schönste Frau der Welt, aber vermutlich haben sie in Wales nicht nachgeschaut. Hier gibt es viele bildschöne Mädchen. Und dieses eine sah ihr eben ähnlich. Verblüffend, sagte er. Sie verbrachten ein paar stürmische Wochen zusammen, aber natürlich ging es nicht gut. Egal wie groß die äußerliche Ähnlichkeit, meine Mutter war eine Königin, dies ein walisisches Bauernmädchen. Es machte ihn völlig verrückt, dass er sie wiederhatte und doch nicht wiederhatte. Er verschwand, ehe er erfuhr, dass sie schwanger war. Letztes Jahr kam er zum ersten Mal wieder hin und fand einen zwölfjährigen Sohn vor. Rhys. Natürlich plagte meinen Vater sein Gewissen, und er schickte mir den Jungen, damit ich etwas aus ihm mache. Aber wie du dir vorstellen kannst, war Rhys auf seinen Vater und dessen Familie nicht sonderlich gut zu sprechen. Ein Bastard ist in Wales keine solche Katastrophe wie in England, aber mein Vater hatte seine Mutter sitzen lassen. Außerdem hält Rhys uns für Verräter, die das walisische Volk an den englischen König verkaufen. Er ist ein Hitzkopf wie mein Vater. Tja, was soll ich sagen, es ist eben passiert. Ich binsicher, er war überzeugt, das Richtige für sein Volk zu tun, als er uns an Devereux verriet. Und das ist kein Wunder, Julian.« Er hob den Zeigefinger. »Seit der erste König Edward Wales erobert hat, haben die Engländer die Menschen dieses Landes mit Füßen getreten, ihnen ihr

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