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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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…« Er konnte nur flüstern. Sein Atem war ein so mühevolles Röcheln, dass man kaum ertrug, es mit anzuhören. Jeder einzelne Zug war ein Kampf.
    »Ja.«
    »Danke, Julian, dass du …«
    »Schsch. Schon gut. Du hättest für mich das Gleiche getan. Streng dich nicht so an.« Er stand von seinem Sessel auf, setzte sich auf die Bettkante und legte dem Sterbenden die Hand auf die Stirn. Sie war heiß und trocken.
    »Bist du nicht krank?«
    Julian schüttelte den Kopf.
    Edmunds Gesicht waren keine Empfindungen mehr anzusehen. Julian konnte nur spekulieren, was sein Freund davon hielt, dass er sterben musste und Julian weiterleben durfte.
    »Hab ich gebeichtet?«
    »Das hast du.« Es war gewiss keine sehr vollständige, zusammenhängende Beichte gewesen, aber Vater Nicholas hatteEdmund die Absolution und die Sterbesakramente erteilt. »Mach dir keine Sorgen. Es ist alles erledigt, alles bereit. Die Brüder haben Lewys Glyn Cothi geholt.« Er war ein berühmter walisischer Dichter, der Edmunds Totenklage halten sollte. So war es üblich in diesem rätselhaften, fremden Land.
    »Sag ihnen meinen Dank. Ich hab … kein Testament gemacht. Ich will, dass die Brüder hier …« Er brach ab, versuchte zu schlucken und konnte nicht.
    »Zwanzig Pfund im Jahr?«, schlug Julian vor.
    »Gut.«
    Julian hielt seine Hand und wartete. Er spürte, dass es jetzt so weit war, und er haderte nicht mehr. Er wollte, dass dies hier ein Ende nahm. Dass Edmund sich nicht länger quälen musste.
    Plötzlich sahen die dunklen Augen ihn direkt an, klarer und wacher als in den letzten drei Tagen. »Julian, ich übertrage dir die Sorge um mein Kind.«
    »In Ordnung.«
    »Die Welt wird dunkel … Nicht nur für mich. Auch für euch. Dieses Kind … wird ein Lancaster sein. Aber Yorks Macht wächst, und er hat keine Gnade mit denen … die er fürchtet.«
    »Sei beruhigt. Ich werde mich um dein Kind kümmern.«
    »Wie um dein eigenes.«
    Wie um dein eigenes . Was für ein Versprechen. Was für eine Verpflichtung. Was für eine Bürde. Aber es war ihm gleich. Er wollte, dass Edmund in Frieden starb. In diesem Moment schien es ihm das Einzige zu sein, das zählte, wichtiger, vor allem realer als die Zukunft eines Ungeborenen. »Ja. Wie um mein eigenes. Ich schwöre es dir.«
    Edmund lächelte. »Gut. Sag ihr … Wenn es ein Junge wird, sag ihr, sie soll ihn nach meinem Bruder benennen.«
    »Jasper?«, fragte Julian. »Owen? Etwa Rhys?«
    »Henry.«
    Der Blick brach.

Pembroke, November 1456
    »Gawain hob die Axt hoch über den Kopf und führte einen raschen Streich, sodass die Klinge den Hals mitsamt Knochen durchtrennte. Da fiel der Kopf, schlug auf die Erde und rollte ein Stück. Das rote Blut schoss aus dem grünen Leib, doch weder wankte noch fiel der Recke, sondern schritt aus auf seinen langen Beinen, beugte sich vor, hob seinen schönen Kopf vom Boden auf und stieg in den Sattel. Er drehte den Kopf unter seinem Arm zur hohen Tafel, und der Mund sprach: Haltet Wort, Sir Gawain. Heute in einem Jahr erwarte ich Euch an der Grünen Kapelle. Kommt, um meinen Gegenschlag zu empfangen, oder seid auf ewig als Feigling gebrandmarkt…« Megan brach ab, sah mit großen Augen in die Runde und zog das wollene Tuch fester um die Schultern. »Mir wird immer ganz seltsam bei dieser Szene. Sie ist so schaurig.«
    »Warum liest du es dann?«, fragte Jasper. Seine Miene war nachsichtig, aber ein Hauch von Ungeduld schwang in seiner Stimme. »Nicht, dass du Albträume bekommst. Das wäre gewiss nicht gut für euren Stammhalter.«
    Sie legte die Linke auf ihren beachtlichen Bauch, während sie mit dem Zeigefinger der Rechten die Zeile in ihrem Buch markiert hielt. »Ich werde todsicher Albträume bekommen«, mutmaßte sie. »Immer wenn ich es lese, sehe ich nachts im Traum seinen Kopf auf mich zurollen.«
    Blanche bemühte sich nach Kräften, nicht an Thomas Devereux’ Hand zu denken. »Na ja, aber es geht doch am Ende alles gut aus«, gab sie zu bedenken. »Darum ist es nicht so schlimm, dass der Anfang gruselig ist, oder?«
    Megan nickte. »Im Übrigen kann es dir ja nie gruselig genug sein, nicht wahr? Du bist genau wie Julian. Die blutrünstigsten Geschichten waren euch doch immer die liebsten.«
    Blanche war sich nicht sicher, ob das immer noch der Fall war. Aber da sie Megan nicht erzählt hatte, was ihr passiert war, konnte sie nicht einwenden, dass man den Geschmack an Schauergeschichten verlor, wenn man selbst eine erlebt hatte.»Jedenfalls ist mir Sir

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