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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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getan hast, war kein Lausebengelstreich, Rhys«, eröffnete er dem Jungen. »Es war das Verbrechen eines Mannes, und darum musst du wie ein Mann bestraft werden. Wie jeder hergelaufene Verräter. Also, runter mit dir.« Er schlang den freienArm um Rhys und wollte ihn anheben, aber irgendwie gelang es dem Jungen, sich dem Arm zu entwinden.
    »Das könnt Ihr nicht!«, keuchte er, offenbar drohte die Panik ihm die Luft abzuschnüren. »Die Köchin … Sie hat Euch gesehen! Sie wird es wissen!«
    »Na und? Wer wird ihr glauben, wenn mein Wort gegen ihres steht?«
    »Jeder Waliser!«
    Julian zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Aber Jasper nicht. Wenn du tot bist, bindet mich mein Schwur nicht mehr. Ich werde ihm erzählen, was du getan hast, und er wird glauben, du habest dich aus dem Fenster gestürzt, weil du nicht mit deiner Schande leben konntest. Was du auch tätest, hättest du nur einen Funken Anstand im Leib. Also dann.«
    Er packte wieder zu, hob den Jungen hoch und hievte ihn aus dem Fenster. Rhys schrie, krallte die Hände in den Rahmen und versuchte, um sich zu treten. Julian hielt ihn unbarmherzig gepackt und schob ihn eine Handbreit weiter hinaus. Er wusste ganz genau, wie der Junge sich jetzt fühlte. Seine Begegnung mit dem Duke of York auf dem Dach des alten Turms von Windsor war Julian in lebhafter Erinnerung. Das Brausen in den Ohren, der Schwindel in der Magengrube, so als falle man bereits, das Entsetzen angesichts des Abgrunds – er erinnerte sich gut.
    »Hast du der Welt noch irgendetwas Lohnendes zu sagen?«
    Rhys heulte und wehrte sich noch ein wenig heftiger. Er hatte jetzt Übergewicht nach vorn, und Julian lockerte seinen Griff für die Dauer eines Lidschlages, sodass Rhys zu stürzen begann. Der Junge stieß einen markerschütternden Schrei aus und verlor die Kontrolle über Blase und Darm.
    Julian zog ihn zurück, stellte ihn auf die Füße und ließ ihn los. Während er in aller Seelenruhe das Fenster schloss, sank Rhys auf die Knie, fiel zur Seite, vergrub den Kopf in den Armen und schluchzte.
    Julian sah unbewegt auf ihn hinab. Das war es, was er gewollt hatte. Das war das Mindestmaß an Rache, das ihmfür den toten Freund zustehen musste – eine viel zu milde Strafe, wenn man es genau betrachtete. Doch als ihm bewusst wurde, dass ihm der Anblick des weinenden, gedemütigten Knaben Genugtuung bereitete, wurde ihm unbehaglich. Einen Schwächeren zu drangsalieren und Vergnügen an dessen Not zu finden war immer Roberts bevorzugter Zeitvertreib gewesen.
    Du bist eine Schande für dein Haus, Julian. Schlimmer als Robert …
    »Ich werd Euch töten«, stieß der Junge undeutlich hervor. »Eines Tages töte ich Euch.«
    Julian verschränkte die Arme und lehnte sich an die Tischkante. »Es steht dir frei, das zu versuchen. Ich muss die Folgen meiner Taten tragen, genau wie jedermann, genau wie du.«
    »Es wäre besser gewesen, Ihr hättet mich wirklich runtergeworfen. Besser für Euch!«
    Viel Kampfgeist für einen Bengel mit vollen Hosen, musste Julian unwillig anerkennen. »Tja, wer weiß. Aber da Edmund nicht wollte, dass diese Geschichte dein Leben zerstört, stand es mir nicht zu, anders zu entscheiden.« Plötzlich überkam ihn der Kummer um Edmund mit solcher Macht, dass er ganz weiche Knie davon bekam. »Edmund Tudor besaß eine Art von Anstand, die ein tumber Bauernlümmel wie du überhaupt nicht begreifen kann. Er hat dich nicht einmal gehasst, als er wusste, dass du ihn umgebracht hast …«
    »Ich hab ihn nicht umgebracht!«
    »Aber so gut wie! Du trägst die Verantwortung dafür. Gott allein weiß, was nun aus Megan und ihrem Kind wird, und auch dafür trägst du die Verantwortung. Du kommst viel zu billig davon, und ich ersticke fast an meinem Schwur.«
    Er sah einen Moment auf den Jungen hinab, der immer noch im Stroh lag, die Arme um den Kopf geschlungen. Dann wandte Julian sich abrupt ab.
     
    Er stieg die Wendeltreppe hinauf und betrat Jaspers Privatgemach, wo der Burgherr und seine Gäste auch am Vortag gesessenhatten, als er angekommen war. Blanche hockte mutterseelenallein auf einem Schemel am Tisch. Sie sah auf, als die Tür knarrte. »Julian. Irgendwer hat geschrien, hast du’s auch gehört?«
    Er schloss die Tür und nickte. »Rhys.« Es hatte nicht viel Zweck, sie anzulügen; sie merkte es ja doch immer sofort. »Ich hatte ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.«
    »Hm, ich hab gestern schon gemerkt, dass du nicht gut auf ihn zu sprechen bist und er Angst vor dir hat.

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