Das Spiel der Nachtigall
eingetroffen waren, damit er im Anschluss seinen neuen König krönen konnte.
Leider schien sich sein Glück zu wenden, als Berthold von Zähringen ihm eine gedrechselte Antwort sandte, die kein Ja und kein Nein war, statt sofort mit der Übergabe von Silbersäcken zu beginnen. Es war nicht zu fassen, dass der Mann so kleinlich war, um den Preis einer Königskrone feilschen zu wollen, denn welchen Grund konnte sein Zögern sonst haben? Ein Rivale würde ihm möglicherweise auf die Sprünge helfen. Also streckte Adolf vorsichtig Fühler in Richtung des Herzogs von Sachsen aus, der zu Weihnachten aus dem Heiligen Land zurückgekehrt war – und zu seiner Überraschung mitteilen ließ, er könne sich die Krone schlicht und einfach nicht leisten. Wahrlich, der Geiz der weltlichen Fürsten und ihr Mangel an Einsatz für das Wohl des Reiches waren betrüblich! Was stellten sich diese Tröpfe denn vor? Er brauchte das Geld doch nicht für sich, sondern für die Ehre Gottes. Es ging um den neuen Dom, der natürlich prächtiger sein sollte, als die in Worms oder Mainz es werden konnten.
Adolf sinnierte einmal mehr traurig darüber, als sich Gerhard Unmaze, der Münzmeister Constantin sowie die Kaufleute Lambert und Stefan bei ihm anmelden ließen. Nach gegenseitigen höflichen Grüßen und Geplaudere eröffneten sie ihm, ohne zu erröten, dass König Richard in seiner Eigenschaft als eingeschworener Vasall des Reiches durch eine Gesandtschaft bei der Wahl repräsentiert zu sein wünsche und dass er seinen Neffen Otto von Poitou als König vorschlage.
»Auch wir halten Graf Otto für den geeignetsten deutschen König, Euer Gnaden«, fügte der Münzmeister an.
Das war eine Unverschämtheit sondergleichen. Adolf argwöhnte, dass der permanent mit seinen Kriegen gegen den französischen König beschäftigte Richard von sich aus nie und nimmer auf die Idee gekommen wäre, sich bei der deutschen Wahl zu beteiligen, geschweige denn, einen Kandidaten vorzuschlagen. Das konnte nichts anderes bedeuten, als dass seine Pfeffersäcke, in deren Adern kein Tropfen adliges Blut floss und von denen zwei noch dazu getaufte Juden waren, es auf sich genommen hatten, sich in die Geschicke des Heiligen Römischen Reiches einzumischen. Gut, er hatte in der Vergangenheit ein, zwei Mal auf ihre Ratschläge gehört. Sie streckten ihm gelegentlich Geld vor, dessen ein Erzbischof von Köln, der seinem Stand keine Schande machen wollte, einfach bedurfte. Aber das hieß nicht, dass sie sich anmaßen sollten, sich in eine solch wichtige Angelegenheit einzumischen. König Richard musste annehmen, dass die Einladung zur Wahl von Adolf gekommen war. Wenn sein Neffe nicht König wurde, würde er es am Ende Adolf anlasten, und viel vom Kölner Handel hing von Richards Reich ab. Ganz zu schweigen davon, dass Berthold von Zähringen sich vielleicht von einem Rivalen wie dem Herzog von Sachsen doch befleißigt gefühlt hätte, nun schneller mit dem Silber herauszurücken – ein Rivale mit der Unterstützung des Königs von England, dessen Armee nicht allzu weit von Bertholds burgundischen Besitzungen entfernt stand, würde ihn bestimmt nicht motivieren.
Adolf holte tief Luft, um seine Empörung angemessen kundzutun, doch ehe er dazu kam, fügte der Kaufmann Stefan hinzu: »Graf Otto mag nicht das Vermögen des Herzogs von Zähringen besitzen, doch das größte Reich nach dem unseren steht hinter ihm. Überdies hat er alles zu gewinnen und nichts zu verlieren, wenn er sich um die Krone bemüht. Er wird denjenigen dankbar sein, die ihm helfen. Verzeiht, Euer Gnaden, doch wir bezweifeln, dass dies auch für den Herzog von Zähringen gilt.«
Zu leugnen, dass der Herzog von Zähringen sein Wunschkönig war, wäre unter Adolfs Würde, und so schluckte er zähneknirschend einen Fluch hinunter, zumal er ihn hätte beichten müssen. Außerdem fand er es beunruhigend, dass die Kaufleute von seinen Verhandlungen mit Berthold wussten; wer hatte das ausgeplaudert? Und wie konnten die Menschen, die er als seine Werkzeuge betrachtete, welche der Allmächtige ihm in seiner unendlichen Güte zur Verfügung gestellt hatte, sich für befugt halten, ihn zu manipulieren? Das erzürnte ihn, doch schlimmer, es verstörte ihn auch, denn er war sich bewusst, dass er die Kaufleute nicht hinauswerfen konnte. Er war bei ihnen allen verschuldet, und das Geld des Herzogs von Zähringen war noch nicht in seiner Hand. Wären sie Juden gewesen, hätte Adolf seine Schulden für ungültig
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