Das Spiel der Nachtigall
Kaufleute wieder auf ihren Platz zu verweisen.
Geiseln waren keine schlechte Idee. Ja, er würde Geiseln verlangen. Und dann würde sich zeigen, ob er weiter auf Berthold bauen konnte oder einen anderen als König in Erwägung ziehen musste.
* * *
»Der Zähringer ist ein gerissener Hund«, sagte Heinz von Kalden, als er mit Philipp alleine war. »Zuerst hatte er die Stirn, für seine Hilfe das Herzogtum Schwaben zu verlangen, aber das war natürlich nur deshalb, damit ich ihn herunterhandeln konnte auf das, was er wirklich wollte, und das hört sich immer noch gewaschen an: Er will nicht nur die Vogtei über Schaffhausen als Lehen, sondern auch das Recht, die Burg Breisach zu zerstören. Anscheinend hat Euer verstorbener Bruder dort nicht nur Frauen geschändet.«
Philipp zog eine Grimasse, doch er bemerkte nichts weiter dazu. »Und?«, hakte er nach.
»Elftausend Silbermark.«
»Elftausend?«
»Ganz recht. So hoch schätzt er sein Versprechen ein, sich nicht um die Krone zu bewerben und sich für Euch als König zu erklären. Was uns natürlich auch all seine Lehnsleute und Bündnispflichtigen zuführt. Aber elftausend sind eine Menge Geld. Von dem englischen Silber ist kaum mehr etwas da, nicht nach dem letzten Kreuzzug.«
»Grundgütiger«, sagte Philipp, halb entsetzt, halb belustigt. Allmählich wurde er sich bewusst, welchen Unterschied der Tod seines Bruders machte. Um die Fürsten für die Wahl seines Neffen zu gewinnen, hatte er auch ein paar Vorteile versprechen müssen und mehr erbliche Lehen in Aussicht gestellt, aber so schamlose Forderungen waren nie erhoben worden. Hätte sein Bruder damals nicht den Kronschatz der Normannen aus Sizilien herschaffen lassen, hätte er nicht noch einen Rest des Lösegelds von Richard, ihm würden alle wirklich überzeugenden Argumente für seine Wahl fehlen. Vor Heinrich hätten sie Angst gehabt, aber vor ihm …
»Wie viele von den Fürsten sind inzwischen wieder zurück?«, fragte er. Berthold konnte mit seinem Pfund wuchern, solange er einer der wenigen Hirsche am Platz war, aber er musste wissen, dass sich dieser Umstand ändern würde, sobald der Winter vorbei war.
»Nicht sehr viel mehr als zu Weihnachten«, erwiderte Heinz von Kalden bedauernd. »Der Sachse und der Landgraf von Thüringen, aber der Rest hat noch nichts von sich hören lassen. Bis auf den Herzog von Österreich, doch da gibt es schlechte Nachrichten. Friedrich hat auch eine der Seuchen erwischt, und in der Botschaft, die uns der Bischof von Passau schickt, heißt es, dass es nicht viel Aussicht auf eine Genesung gibt.«
Das war in der Tat eine schlechte Nachricht. Friedrich von Österreich war einer der wenigen deutschen Fürsten, die reich und mächtig waren, ohne selbst den Anspruch auf die Krone erheben zu wollen, und bei denen man sich darauf verlassen konnte, dass sie das Haus Hohenstaufen unterstützten. Außerdem hatte Philipp den Herzog bei den wenigen Malen, die sie einander begegnet waren, als einen guten Mann empfunden, der es nicht verdient hatte, in der Fremde an einer Seuche zu sterben. Er bekreuzigte sich; dann fiel ihm etwas an den Worten des Reichshofmarschalls auf, das noch einer Erklärung bedurfte.
»Wie kann der Bischof von Passau uns Botschaften aus Italien schicken, wenn sich niemand über die Alpen wagt?«
»Sein Bote hat den Weg um die Alpen an der Rhone entlang genommen«, entgegnete Heinz von Kalden. »Es ist nur allzu wahrscheinlich, dass auch der Zähringer die Nachrichten hat.«
Sie sprachen vom Landgrafen von Thüringen, der es gerade noch vor Wintereinbruch zurückgeschafft und bereits klargemacht hatte, dass die Markgrafschaft Meißen für seinen Schwiegersohn nur der bescheidene Anfang von dem war, was er für seine Treue erwartete, als einer von Philipps Dienern Herrn Walther von der Vogelweide anmeldete. Philipp fiel auf, dass sein Reichshofmarschall keineswegs meinte, jetzt sei nicht die Zeit für einen Sänger. Als er danach fragte, sagte Heinz offen: »Der Dreckspatz ist nützlich. Die Sache in Frankfurt hätte ein einmaliger Treffer sein können, aber auf dem Weg von Freiburg hierher bin ich in einer Schenke abgestiegen, wo der Spielmann tatsächlich ein Lied dieses Kerls zur Königswahl zum Besten gab. Ich war nie versessen auf Reime und Lieder, aber dieses hatte einen sehr erinnerungswürdigen Schluss.« Er begann, mit seiner rauhen Stimme zu singen: »Die Fürsten dünken sich zu hehr, die armen Könige drängen dich. So setz Philipp den
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