Das Spiel der Nachtigall
erklären können, doch sie waren allesamt Christen, also war ihm dieser Weg versperrt.
»Graf Otto steht es natürlich frei, sich um die Krone zu bewerben, und gerne höre ich die Empfehlungen König Richards«, sagte er mit einem freudlosen Lächeln. »Doch wen die Fürsten wählen, liegt nur in Gottes Hand. Wie sollte ich da irgendwelche Versprechungen abgeben können?«
»Euer Gnaden sind zu Recht der angesehenste Bischof im Reich«, sagte Gerhard Unmaze, »und man wird auf Euch hören. Dürfen wir davon ausgehen, dass Ihr zur Wahl Graf Ottos raten und Eure eigene Stimme zu seinen Gunsten abgeben werdet?«
Wie es schien, blieb Adolf nichts anderes übrig, als deutlicher zu werden. »Nein«, sagte er ungnädig. »Gern werde ich ihn in meinem eigenen bescheidenen Haus unterbringen, sollte er selbst nach Köln kommen, denn schließlich handelt es sich um einen vaterlosen jungen Mann. Aber Herzog Berthold scheint mir bei weitem der erfahrenere Fürst. Er wird uns nicht in Kriege mit den Franzosen stürzen oder erwarten, dass wir Geld für König Richards Feldzüge aufbringen. Ist Euch überhaupt bewusst, dass das Bistum Köln heute bis zur Weser reicht, wo vorher welfisches Land war? Wie schnell wird Otto das wieder fordern, wenn er erst König ist?«
Das waren höchst vernünftige Einwände, auf die er stolz sein konnte, obwohl es bereits demütigend war, sie überhaupt machen zu müssen. Eigentlich sollte es genügen, zu sagen, er wünsche nicht, Graf Otto zu unterstützen, und damit Punktum.
»Euer Gnaden«, sagte der Münzmeister Constantin, »Graf Otto ist bereit, selbst hier zu erscheinen und den Verzicht auf das Herzogtum zu bestätigen, auch auf die Gefahr hin, durch einen Verlust der Wahl gedemütigt zu werden. Er will dafür alles geben. Könnt Ihr das von Herzog Berthold behaupten? Wie Ihr richtig bemerkt, ist er kein Jüngling mehr. Wenn er wirklich König werden wollte, wäre er nicht schon längst bei Euch oder hätte zumindest feste … Versicherungen in Eure Hände gegeben? Kann man einem Mann trauen, der Euch hinhält und den Thron Karls des Großen wie einen Kuhhandel angeht?«
Leider sprach er Dinge aus, die Adolf selbst beunruhigten. Zum ersten Mal tauchte in Adolf der unglaubliche Verdacht auf, dass Berthold von Zähringen ihn nicht nur in der Absicht hinhielt, weniger Geld zahlen zu müssen, sondern vielleicht überhaupt nicht bereit war, König zu werden. Gleich darauf verscheuchte er den Gedanken wieder. Wer wollte nicht König werden? Nun, bis auf den geizigen Herzog von Sachsen vielleicht.
»Ein Vorschlag zur Güte«, sagte Stefan, »um Euer Gnaden vor unlauteren Machenschaften zu schützen. Ihr solltet von Herzog Berthold verlangen, Euch Geiseln zu stellen, um für sich zu bürgen. Für sein Kommen und für seine Dankbarkeit gegenüber Euer Gnaden. Wenn er das tut, beweist er, dass er die Krone so sehr wünscht wie Graf Otto. Aber erst dann!«
»Auch, wenn er Euer Gnaden nie im gleichen Maß dankbar sein wird«, fügte Lambert hinzu. »Leider sind Herren, die schon vom Glück verwöhnt wurden, oft geneigt, Hilfe für selbstverständlich zu nehmen. Wohingegen der tapfere Otto, Sohn des so grausam verbannten Heinrich des Löwen, aufgewachsen in der herzlosen Fremde, geradezu nach dem väterlichen Rat eines Mannes wie Euer Gnaden lechzt und bereits versprochen hat, das Erzbistum Köln zum Juwel seines Reiches zu machen.«
»Ganz wie sein Onkel, der vornehmste Ritter der Christenheit, zutiefst beeindruckt vom Edelmut Euer Gnaden nach seiner Freilassung aus den Klauen des Österreichers und des Staufers war, als Ihr ihn hier in Köln so großmütig willkommen hießt«, sagte Gerhard Unmaze. »Die Stadt Köln ist ihm so unvergessen, dass er uns den Zoll für sein gesamtes Reich erlässt … falls Graf Otto unser König wird.«
Zum ersten Mal begann etwas in Adolf zu schwanken. Bisher hatte er keinen Vorteil in Otto gesehen, nur die Gefahr, das ganze Westfalen wieder abgeben zu müssen, aber Gott ging in der Tat manchmal unerforschliche Wege. Derartige Zollprivilegien waren nicht zu verachten; auch er würde durch die Steuern und Einfuhrzölle davon Gewinn ziehen. Außerdem würde sich ein junger Niemand in der Tat viel eher seiner Führung anvertrauen als jener viel zu selbstsichere Zähringer mit seinen ausweichenden Antworten.
Andererseits würde Ottos Dankbarkeit nicht sofort die klare und klingende Form annehmen, die Adolf brauchte, um seine Schulden zu begleichen und danach die
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