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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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sich dieses Problem für ihn sehr schnell, wenn er erst entdeckt, dass der Herzog von Zähringen ihn nur hinhält. Vielleicht ist er auch vorher schon mit dem Spatz in der Hand zufrieden, denn man könnte in diesem Fall sehr wohl von einem Täuberich sprechen.«
    »Und wie lautet dessen Name?«, fragte Philipp, nicht gewillt, noch länger Ratespielchen mitzumachen. Wenn Walther zuerst eine Bezahlung haben wollte, würde er sich künftig anderer Quellen bedienen. Vielleicht war er ungerecht, doch er war jetzt nicht in der Stimmung, sich von einem wetterwendischen Sänger hinhalten zu lassen.
    »Ihr seid mit ihm verwandt«, sagte Walther. »Sein Bruder ist mit Eurer Base vermählt.« Er musste an Philipps Miene abgelesen haben, dass dies nicht der Zeitpunkt für weitere Ausflüchte war, und fügte hastig hinzu: »Graf Otto von Poitou.«
    »Himmelherrgott«, fluchte Heinz von Kalden, während Philipp stumm blieb. »Noch nicht einmal der Älteste der Welfenjungen?«
    »Anscheinend hat König Richard auf Otto bestanden«, sagte Walther. »Vielleicht sieht man das in adligen Kreisen anders, aber wenn ich der Pfalzgraf Heinrich von Braunschweig wäre und bei meiner Rückkehr aus dem Heiligen Land hörte, dass mein jüngerer Bruder als deutscher König vorgeschlagen wurde, dann wäre ich gekränkt … und nicht gesonnen, für die Sache meines jüngeren Bruders zu streiten.«
    Dietrich von Meißen und dessen verstorbener Bruder tauchten vor Philipps innerem Auge auf; auch seine eigenen toten Brüder, vor allem Konrad, dessen immer wildere Handlungen vielleicht auch darin begründet waren, sich am Ruf von Heinrich messen zu wollen. Es stimmte, brüderliche Rivalität war allgegenwärtig, und es mochte sich lohnen, dem Pfalzgrafen von Braunschweig einen Boten zu schicken. Aber das verminderte nicht die Gefahr, die sich durch Walthers Eröffnung sofort für Philipp darstellte. Ein Herzog wie Berthold war reich und mächtig, aber als Rivale nicht gefährlich, wenn er schon im Vorfeld klarmachte, dass er sich lieber für einen Verzicht auf die Krone kaufen ließ. Ähnliches galt für den Herzog von Sachsen. Aber die Welfen hatten die Fehde mit den Staufern von ihren Vätern geerbt. Sie würden sich nie durch Geld oder Drohungen abbringen lassen. Was Otto betraf, so wusste Philipp von ihm nur, dass er sich bei König Richards Feldzügen hervorgetan haben musste. Schlimmer als dergleichen Kampfesruhm war, dass Otto als Richards Neffe auch auf dessen Heer zurückgreifen konnte. Ein Welfe war genau der Rivale, den Philipp nicht hatte haben wollen.
    »Inwieweit hat der Erzbischof sich auch Otto verpflichtet?«, fragte er, denn der Umstand, dass Adolf noch mit dem Zähringer in Verhandlungen war, stellte einen Vorteil dar, der aber nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen würde.
    »Seine Geldgeber haben es«, erklärte Walther. »Einige der wichtigsten Kölner Kaufleute zögen es vor, wenn …«
    »Die Pfeffersäcke nehmen es sich heraus, bei einer Königswahl mitzumischen?«, unterbrach Heinz von Kalden. »Jetzt haben wir das, was ich immer befürchtet habe! Die verfluchten Städter verdrängen die Fürsten von der Macht; erst immer mehr in Italien, jetzt hier in unseren deutschen Landen.«
    »Ich fürchte, es wird bald niemanden im Reich geben, der sich das nicht herausnimmt«, sagte Philipp resigniert. »Eines steht fest, wir können es uns nicht mehr leisten, darauf zu warten, dass alle unsere Verbündeten aus dem Heiligen Land zurückkehren. Wir müssen die Wahl jetzt einberufen und dürfen keine Zeit mehr verlieren.« Er fasste Walther ins Auge. »Wisst Ihr, wohin Euch Euer Weg als Nächstes führen wird?«
    »Zurück nach Köln«, sagte Walther prompt. Er schien sich dessen sehr sicher zu sein und lächelte sogar bei der Aussicht.
    »Nun, ich würde vorschlagen, dass Ihr umgehend nach Wien zurückkehrt, Herr Walther«, sagte Philipp, »um Herzog Leopold in der Stunde seines drohenden Verlustes beizustehen und Eure Pflicht gegenüber Eurem Gönner zu leisten. Und bei dieser Gelegenheit könnt Ihr Leopold auch eine Nachricht von mir überbringen. Wenn Friedrich gesundet, dann stifte ich gerne ein paar Messen, doch in jedem Fall möchte ich Leopold so bald als möglich an meiner Seite sehen, mit allen Männern von Rang, die er aufbringen kann.«
    * * *
    »Es ist zu deinem eigenen Besten«, sagte Stefan herzlich. Judith traute ihren Ohren nicht. Sie ließ ihren Mantel sinken, an dem sie herumflickte, und starrte ihren Onkel ungläubig

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