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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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in der Wolfszahnau«, begann ich, während wir gemeinsam die Treppe hinunterliefen, er in seinem feinen Mantel und dem Hut auf dem Kopf, ich in meinen abgetragenen Sachen, mit Ärmeln voller Tintenflecken von meiner früheren Arbeit in Bischof Peters Schreibstube, »weshalb bist du uns wirklich gefolgt?«
    Er schwieg eine Weile und schien sich mühsam erinnern zu müssen. Das Ereignis, das sich mir so sehr eingebrannt hatte, dass ich noch immer die Todesangst in Rem Änderlins Gesicht zu sehen glaubte, hatte sich aus seinem Gedächtnis beinahe vollkommen verabschiedet. Er war mir ein Rätsel. Wir rannten den Hohen Weg hinunter und wichen den Kirchgängern, die zur letzten Messe des Tages heraufmarschierten und uns großäugig anstarrten, mit weiten Sprüngen aus. Wenn ich nicht das drängende Gefühl gehabt hätte, dass Menschenleben auf dem Spiel standen, hätte ich in die erschreckten Gesichter gelacht und mich meiner Kraft und meines Ungestüms gefreut.
    »Der Fisch hatte sich mit dem Falschen angelegt«, keuchte er schließlich, als wir in die Judengasse einbogen. »Stänkerte mich an, als ich einmal im Jakoberviertel herumlief. Ich wollte ihm das Maul stopfen.«
    Er war nicht wegen uns gekommen. Ich hätte es mir schon damals denken können, und dennoch war es wie ein Schlagvor den Kopf. Er hatte mit einem unbedeutenden Grobian und Schandmaul aus dem Jakoberviertel abrechnen wollen, dessen Beschimpfungen niemanden interessierten, weil er tagtäglich jedermann beschimpfte. Es war ihm nicht um ein paar verängstigte Jungen gegangen, so wenig wie es ihm jetzt um die Rettung von Menschen oder den Schutz der Stadt vor einer Feuersbrunst ging. Es war ihm einzig und allein um ihn selbst gegangen: sein Ansehen, seinen Ruf, den Klang seines Namens.
    »Sie waren stets zu dritt, Mann!«, stieß ich hervor. »Sie hätten dich kaltgemacht.«
    Er sah im Laufen zu mir herüber und lächelte. »Mm-mm«, machte er und schüttelte den Kopf. »Ich hatte ein Messer im Stiefel.«
    Der Weg zum Vogeltor war lang und die Dämmerung fast hereingebrochen, als wir es endlich erreichten, keuchend und taumelnd und fast zu keinem Atemzug mehr fähig. Mein Herz schlug heftig, und Gregor krümmte sich vor Seitenstechen. Wir waren gelaufen wie die Verrückten.
    Vermutlich war der Bischof genauso schnell zum Haus von Ulrich Wolfartshauser geeilt.
    Dennoch waren wir alle drei zu spät gekommen.
     
    Wolfartshauser hatte das Haus nicht angezündet; selbst in seinem maßlosen Zorn war er dazu nicht dumm genug. Die Wachmannschaft des Vogeltors hätte ihn auch daran gehindert. Woran sie ihn nicht hinderten, war, die drei Männer, die er und seine Freunde aus dem Keller des Hauses gezerrt hatten, grob zu misshandeln. Sie stießen sie zwischen sich hin und her und traten und schlugen sie. Es war ein Spießrutenlauf, den sie nicht beenden würden, bevor nicht wenigstens eines der Opfer besinnungslos zusammenbrach. Das jedoch war nicht das Schlimmste an der Szene; schlimmer war der Anblick von Bischof Peter, den zwei von Wolfartshausers Anhängern mit Messern bedrohten und so zum Stillhalten zwangen, Bischof Peter mit hochrotem Gesicht und noch immer keuchend von dem Weg, den er ausnahmsweise nicht in der Kutsche zurückgelegthatte. Seine Bezwinger waren derart aufgestachelt vom Anblick der Brutalität, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bis sie anfingen, an ihm ihr Mütchen zu kühlen. Doch auch das war noch nicht das Schlimmste.
    Das Schlimmste lag auf einem Karren inmitten des Geschehens, die Leichentücher vom Gesicht gewickelt und mit ausdruckslosen, tief in den Schädel gefallenen Augen in den dunkler werdenden Himmel starrend, umgeben von einem schütteren Ring aus Fackeln: Wolfartshausers ermordete Tochter. Die vergangenen Tage und die Sommersonne hatten den Zersetzungsprozess des Leichnams bereits weit vorangetrieben.
    »Bleibt, wo ihr seid«, rief Wolfartshauser und drohte uns mit der Faust.
    »Warum greift ihr nicht ein?«, schrie ich den Wachen zu. Der Wachführer blickte mich an und schüttelte den Kopf. Ich verstand nicht, was ihn und seine Männer bewog, und machte Anstalten, auf ihn zuzugehen, als auch der Bischof den Kopf schüttelte.
    »Es sind Teufelsanbeter«, sagte er und verdrehte die Augen. »Wolfartshauser und seine Freunde haben sie bei einer Beschwörung ertappt.«
    »Kurzen Prozess machen wir mit dem Gesindel!«, brüllte einer von Wolfartshausers Freunden und trieb sein Opfer mit einem Fausthieb weiter. Dieses,

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