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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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dreißig Jahre gealtert war. Er blinzelte.
    »Der Dämon«, kreischte ich und wedelte mit den Händen. Dabei merkte ich, wie ich mich in die Panik hineinsteigerte, die ich vorschützte. »Wenn er einen von ihnen als Gefäß ausgesucht hat, und ihr zerstört das Gefäß, dann fährt er in einen von euch.«
    Die Freunde Wolfartshausers hinter mir fuhren plötzlich auseinander. In der frei gewordenen Mitte sanken die Männer zu Boden, die sie verprügelt hatten, auf einmal unberührbar. Der Getretene wand sich keuchend und hielt seinen Brustkorb, die anderen stöhnten. Wolfartshausers Freunde wichen noch weiter vor ihnen zurück. Plötzlich war es beinahe still, das Ächzen der Geschlagenen und das Schluchzen des Mannes vorn am Karren waren die einzigen Geräusche. Wolfartshausers Schwert hing in der Luft. Der Augenblick war wie eingefroren, nur die Schwertspitze zitterte.
    »Gib acht, Mann«, sagte einer von Wolfartshausers Freunden rau.
    Ich spürte eine Bewegung an meiner Seite. Der Bischof hatte sich losgemacht und war neben mich getreten. Er sah Wolfartshauser an, als sei er es, der als besessen galt, und vielleicht war es auch so.
    »Ich beschwöre dich, Unhold«, sagte er mit seiner tragendsten Stimme und machte das Kreuzzeichen, und fast alle der Umstehenden taten es ihm nach, »im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, bei Abraham, Isaak und Jakob, bei allen Patriarchen, Propheten, Aposteln, Märtyrern ...« Er holte Atem und zischte mir zu: »Bring den armen Teufel aus der Reichweite des Schwerts, bevor ich nicht mehr weiter weiß!«, und breitete die Arme aus, »... bei allen Bekennern, Jungfrauen und Heiligen Gottes ...«
    Ich machte einen Satz nach vorn, aber Wolfartshauser brüllte auf, ließ das Schwert fallen, riss stattdessen das Fässchen in die Höhe und schlug den Deckel ab.
    »Wenn ein Dämon in dir ist, sollst du brennen!«, stöhnte er. »Brenn, du Teufel!«
    Er hob das Fässchen in die Höhe und ergriff gleichzeitig die letzte der Fackeln vom Karren. Der zähe Inhalt des Fässchens rann heraus und über die kauernde Gestalt auf dem Boden. Pech und Lampenöl: Im Belagerungsfall goss man es gern brennend auf die Köpfe der Belagerer, im Fall einer Hinrichtung bedeckte es die Bohlen des Scheiterhaufens. Ich zuckte zurück.
    Eine lange Gestalt schoss an mir vorbei und fiel Wolfartshauser in den Arm, und plötzlich waren das Fässchen und die Fackel Gegenstand eines heftigen Gerangeis. Wolfartshauser machte sich frei und hieb mit der Fackel nach Gregors Gesicht, und dessen Hut wirbelte brennend davon. Gregor duckte sich, Wolfartshauser schlug erneut mit der Fackel zu, Gregor bekam den anderen Arm mit dem Fässchen in den Griff und hieb auf das Handgelenk. Das Fässchen flog davon, prallte auf den Karren und verspritzte seinen Inhalt über die Ladefläche und die Tote. Die Fackel schwang zurück und wieder über Gregor hinweg. Dieser schlug Wolfartshauser ins Gesicht, und was dann geschah, geschah so langsam wie im Traum.
    Wolfartshauser verlor die Fackel.
    Sie wirbelte auf den Karren hinunter und landete in einem Funkenregen.
    Das Pech fing Feuer.
    Wolfartshauser öffnete den Mund zu einem Schrei. »NEE-EE-IIINN!«
     
    Der Karren flammte auf.
    Wolfartshauser wollte sich in das Feuer stürzen, doch Gregor hielt ihn zurück. Wolfartshauser kämpfte, aber seine Kraft war erlahmt, und schließlich sank er laut stöhnend zu Boden. Der Karren brannte wie der Scheiterhaufen des Johannisfeuers, die Deichsel, die Räder, die Ladefläche, die Tote darauf, ihr Haar, das Leichentuch, alles brannte und sandte dicken schwarzen Qualm in die Abendluft.
    Die Torwachen kamen zu sich und stürzten zum Vogeltor hinüber, um die Wassereimer zu holen.
    Gregor schleifte den halb besinnungslosen Wolfartshauser vom Feuer weg. Ich konnte sehen, dass Gregors Stirnhaare und seine Augenbrauen von der Fackel versengt waren. Der Bischof klopfte mir auf die Schulter und stapfte zu der Stelle hinüber, an der Gregor den Steinmetz hatte zu Boden sinken lassen. Als die Wachen mit den Eimern wiederkamen, füllten sie sie unten im Lechgraben. Dann standen sie jedoch um den Karren herumund brachten es nicht übers Herz, das Feuer zu löschen und Wolfartshauser den halb verschmorten Körper seiner Tochter zum Begräbnis zu überlassen. Die umstehenden Häuser waren nicht in Gefahr. Wolfartshausers Freunde standen mit hängenden Köpfen und bleichen Gesichtern da. Es war alles ganz anders gekommen, als sie gedacht

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