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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Verdauung, der jedoch diesmal ausblieb. Er warf den Kopf zurück und sah mir ins Gesicht.
    Du bist noch schwieriger geworden, hörte ich ihn sagen. Mag sein, Gregor, aber auch du hast deine schlechten Eigenschaften stärker ausgebaut als deine guten. »Wieso lächelst du?«, fragte Gregor.
    Ich ließ mich halb auf der Tischplatte nieder und legte die Hände in den Schoß. Ich musste vorsichtig sein, dass der Ärger, den ich verspürt hatte, als ich zur Tür hereingeplatzt war, nicht zu heftig wurde. Das schaffte ich, indem ich mir sagte, dass auch mein Gewissen nicht das reinste war.
    »Du hättest mir von dem englischen Mönch erzählen sollen«, sagte ich ruhig. Gregor zog die Brauen zusammen und machte eine überraschte Miene.
    »Von wem hast du's?«
    Ich deutete über die Schulter ungefähr in die Richtung, in der in dem weitläufigen Palast die Gesindekammer liegen musste. Gregor verstand den Wink und zog die Mundwinkel nach unten. »Dreimal verfluchte Schwätzergemeinde«, murmelte er.
    »Dreimal verfluchte Geheimniskrämerei.«
    »Also gut, ich habe es dir verschwiegen. Willst du wissen, warum?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte ich sarkastisch. Er schenkte mir einen ärgerlichen Blick.
    »Ich wollte nicht, dass du voreingenommen bist. Es genügt schon, wenn alle anderen in jeder Ecke Hexerei vermuten. Ich brauche deinen nüchternen Verstand, wenn ich die Morde aufklären will.«
    »Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich auch nur im Entferntesten von diesem Aberglauben berührt sein könnte?«
    »Reg dich nicht auf. Die Vermutung liegt doch nahe, oder? Ich meine, hier sitzen wir in dem gleichen Gebäude, in dem du vor zwanzig Jahren mit einer äußerst unorthodoxen Methode versucht hast, eine andere Mordserie zu beenden.«
    Ich starrte ihn sprachlos an. Nach wenigen Augenblicken errötete er und schlug die Augen nieder.
    »Entschuldige«, stieß er hervor. »Jetzt habe ich wirklich in einer offenen Wunde gebohrt.« Er hob den Blick und sah mich drängend an. »Peter, du musst diese Geschichte endlich ruhen lassen.«
    »Wie soll ich das?«, fragte ich heiser. »Ausgerechnet hier?«
    »Der Kerl wäre ohnehin zum Tod verurteilt worden. Du hast ihm einen Gefallen getan.«
    »Er war vielleicht unschuldig ...«
    »Ich bitte dich!« Er lächelte herablassend. »Und deine Anspielung auf diesen unseligen Engländer macht mir nicht gerade Mut, dass du die Sache hier rational angehen willst. Ich sag dir was: Ich bin nicht mal sicher, ob die zwei Chorknaben nicht nur eine wilde Geschichte erfunden haben. Das einzige Ritual, das der verdammte Mönch mit ihnen durchführte, war vermutlich, unter den Kutten an ihrem Gemächt herumzufummeln.« Er presste die Lippen zusammen und funkelte ins Leere. »Wenn es so war, freut es mich zweimal, dass er baumeln musste!«
    »Ulrich Schwarz schien zu glauben, dass mehr dahinter steckt.«
    »Ulrich Schwarz, lieber Gott. Wenn er wirklich zu einer Hexenjagd hätte blasen wollen, hätte ich es sogar verstanden ... er hätte damit von seinen eigenen Sorgen ablenken können – die Patrizier gegen ihn, die Brüder Vittel, die ihm das Leben schwer machten, die Beschwerde beim Kaiser ...« Gregor machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schwarz ist eine Mahlzeit für die Würmer – das ist die einzige Bedeutung, die er heute noch hat.«
    »Glaubst du, Jos Onsorg versucht Schwarz' Vorhaben zu verwirklichen? «
    Gregors Mund klappte auf, und seine Augen traten heraus. Nach ein paar Augenblicken schluckte er und schüttelte den Kopf. Ich war erstaunt über seine heftige Reaktion.
    »Also das ... nein, wirklich nicht!«, stieß er hervor. »Dawäre er ja noch dümmer, als ich dachte. Nein, das ist ganz unmöglich.«
    »Gregor«, sagte ich, »reitest du eigentlich auf deinem famosen schwarzen Wallach jemals durch die Gassen dieser Stadt? Weißt du überhaupt, was draußen los ist?«
    »Ich weiß, dass irgendein Vieh zwei Menschen umgebracht hat und ich es aufhalten muss. Das genügt doch wohl.«
    »Ich habe den Eindruck, auch das interessiert dich erst seit kurzem.«
    Gregor richtete sich halb auf, als wollte er auf mich losgehen. Dann ließ er sich wieder zurücksinken und nickte verdrossen.
    »Es hätte mir klar sein müssen, dass er sein Gift in deine Ohren träufelt. Und dass du ihm zuhörst – schon wegen damals.«
    »Wen meinst du? Albert Klotz?«
    »Der alte Kerl würde seine Enkelin verkaufen, wenn er mir damit schaden könnte.«
    »Warum hast du ihm aufgetragen, sich um dein Pferd zu

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