Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
unverzüglich zurückzustellen habe. Ich bin dieser Forderung nicht nachgekommen, weshalb Seine Gnaden vielleicht schon Besuch erhalten haben von Rat Gossembrot, der mich bei dero Gnaden verunglimpft haben könnte ...«
    Gregor errötete tatsächlich, als ich ein Grinsen nicht unterdrücken konnte. Er öffnete den Mund, als wollte er mir erklären, dass es sich bei dieser Geschichte keinesfalls um eine Lappalie handle, dann überlegte er es sich anders und knurrte den Schreiber an: »Schon gut, schon gut, nicht den ganzen Brief! Weiter unten!«
    »... habe ich die Aufforderung des Domkapitulars, die Anklageschrift gegen die Stadt wegen wiederholter Beschneidungen der Kompetenz des Burggrafenamtes zu vervollständigen, noch nicht befolgen können ...«
    Gregor verdrehte die Augen. »Zu meinem letzten Satz, du liebe Güte. Muss ich alles erklären?«
    »Zuletzt möchte ich Seine Gnaden beruhigen, dass es über diese Vorkommnisse hinaus keine unbilligen Ereignisse zu berichten gibt und ...«
    »Und was?«
    Der Schreiber schaute auf. »Das war Ihr letzter Satz.«
    Gregor funkelte ihn an. Dann dachte er nach. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Und möge Gott der Herr allezeit mit Seiner Gnaden sein und so weiter und so weiter ... das war's!«
    Der Schreiber zuckte mit den Schultern und verzog keine Miene. Er setzte sich wieder hin und begann mit schwungvollen Bewegungen, Gregors letzte überflüssige Worte festzuhalten. Gregor schüttelte sich, massierte seine Nasenwurzel, dann seinen Bauch und lächelte mich schließlich an.
    »Du kommst gerade zur rechten Zeit, Peter. Unser Mahl müsste bald fertig sein.«
    »Ich habe es bereits gerochen.«
    »Wir können vorher noch in den Vespergottesdienst hinüber in den Dom gehen und ... du hast es gerochen? Warst du in der Küche?«
    »Nein, in der Gesindekammer.«
    Er sah mich verblüfft an. Der Schreiber streute aus einer runden hölzernen Dose feinen Sand auf die frische Tinte und lehnte sich zurück, um das Abtrocknen abzuwarten. Geistesabwesend zupfte er an seinen schwarz gefleckten Fingern. Der Stein, der neben ihm auf dem Tisch lag und zum Abreiben fehlerhafter Worte diente oder eines alten Textes, den man vom Pergament entfernen wollte, um es ein zweites Mal zu verwenden, war ebenso befleckt. Wie es schien, war der Brief an Bischof Johann kein leichtes Unterfangen gewesen und hatte sowohl lange Zeit benötigt als auch mehrere Korrekturen.
    »Wo ist Bischof Johann eigentlich zurzeit?«, fragte ich den Schreiber.
    »Nürnberg.«
    »Was hast du denn in der Gesindekammer getan?«, erkundigte sich Gregor.
    »Ich bin zufällig hineingestolpert. Eine veritable Versammlung menschlicher Reife war dort zu finden.«
    »Eine was?«
    »Die alten Dienstboten, die vom Gnadenbrot leben.«
    Gregors Gesicht verzog sich. »Die Schar der Besserwisser. Ich sag dir was: Wenn es nach mir ginge ... ich meine, wenn Bischof Johann mich nicht ausdrücklich gebeten hätte ...«
    »Gehen die Nachrichten an den Bischof mit der üblichen Korrespondenz zwischen Augsburg und Nürnberg mit, oder kommt die Rotula gerade durch Augsburg?«
    Der Schreiber blies den Sand vorsichtig von dem Pergament und pustete ihn auf der Tischplatte zusammen, damit er ihn wieder in die Dose schieben konnte. Er blickte nur kurz auf.
    »Nein, der Klosterrundbrief dauert noch eine Weile. Wäre auch zu langsam. Der Bischof hat einen reitenden Boten, der ihm regelmäßig den Lagebericht des Burggrafen überbringt.«
    »Bist du endlich fertig?«, fragte Gregor ungeduldig. »Dann sieh zu, dass der Brief abgeschickt wird.«
    »Sie müssen noch siegeln.«
    Gregor seufzte dramatisch und stapfte zum Tisch hinüber, um seiner Pflicht nachzukommen. Der Schreiber faltete das Pergament zusammen und trat beiseite. Gregor drehte die Stange mit dem Siegelwachs über der Flamme der Öllampe, die dem Schreiber geleuchtet hatte. Ich wartete ab, bis das Siegeln erledigt war und der Schreiber die Stube verlassen hatte, dann ließ ich mich von meinem Posten auf der Fensterbank hinabgleiten und trat zu Gregor, der sich wieder auf den Stuhl hatte sinken lassen. Offenbar bestärkte die Position, die eigentlich dem Bischof gebührte, ihn mächtig in seiner Selbstsicherheit. Ich betrachtete sein übliches Gehabe: die Massage der Augenwinkel, die vom ewigen Zusammenkneifen der Augen wegen der nicht eingestandenen Kurzsichtigkeit schmerzten, und das Streicheln des flachen Bauches und wartete auf denunvermeidlichen Kommentar zu seiner schlechten

Weitere Kostenlose Bücher