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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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vollendet, was Bischof Peter nicht fertig gebracht hat.«
    Albert fuhr herum. »Lass den Namen von Bischof Peter aus dem Spiel, du alter Idiot«, brüllte er noch lauter als sonst. »Was weißt du schon davon?«
    »Ulrich Schwarz war überzeugt, dass der englische Mönch nur einer von vielen war. Nach außen war er ein Barfüßer, innen gehörte er einer ganz anderen Bruderschaft an.«
    Elisabeth seufzte.
    »Erzählen Sie von Ulrich Schwarz«, forderte ich sie auf. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass man bei ihm anfangen sollte, wenn man die Toten dieses Sommers zählt.«

7.
    »Verdammt richtig«, brummte Albert. Elisabeth spießte ihn mit einem ungehaltenen Blick auf und schüttelte den Kopf. »Nein, Ihr Gefühl trügt sie. Ulrich Schwarz wurde von einem kaiserlichen Gericht zum Tode verurteilt, weil er versuchte, die alte Ordnung umzustoßen und die Stadt zu so etwas Ähnlichem zu machen, wie es manche italienischen Städte sind.« Sie dachte über das ungewohnte Wort nach. Ich gab es ihr vor. »Eine Republik.«
    Sie nickte. »Das konnte der Kaiser nicht dulden. Sehen Sie – was kann weiter auseinander liegen als ein Umsturzversuch und die Beschwörung von Dämonen?«
    »Kaum etwas«, gab ich zu.
    »Ist doch alles gar nicht wahr«, brummte Albert. »Schwarz musste wegen der Hinrichtung der Brüder Vittel im letzten Jahr an den Galgen. Dass Jörg Vittel sich beim Kaiser über ihn beschwerte, hat ihn wütend gemacht. Er hätte die zwei begnadigen müssen, weil der Kaiser es verlangte, aber er war stur wie nur irgendwas ...«
    Wie es schien, begann Alberts Gedächtnis zu arbeiten, wenn man ihm lange genug die Gelegenheit gab, es in Gang zu bringen. Die altersdumpfe Trübheit war fast aus seinen Augen verschwunden.
    »Das hat man vorgeschoben«, sagte Elisabeth kurz. Albert gaffte sie an. Die anderen alten Männer taten es ihm gleich. Elisabeth wurde rot. »Was wollt ihr?«, rief sie ungehalten. »Ich arbeite im Haus eines der mächtigsten Männer der Stadt. Da hört man so das eine oder andere.«
    Die Männer auf der Bank beim Ofen begannen erregt durcheinander zu reden. Wenigstens für die nächsten Minuten warendie düsteren Nachrichten der Gegenwart durch erregende Einblicke in die Mechanismen der jüngsten Vergangenheit abgelöst. Ein Bürgermeister, der einen Umsturz plante, und ein Kaiser, der ihn unter falscher Beschuldigung hinrichten ließ. Lediglich Albert Klotz beteiligte sich nicht daran. Er starrte seine Hände an, die so nervig und knorrig waren, dass sie wie aus Wurzelholz geschnitzt schienen, und so voller Flecken, dass der Schmutzbelag auf ihnen nur an den schwarzen Fingernägeln zu erahnen war. Er seufzte tief.
    »Ich bin wirklich alt geworden«, knurrte er, »wenn so ein junges Ding daherkommt und Dinge über die Ereignisse in der Stadt erzählt, von denen ich überhaupt nichts wusste.«
    Er schlurfte zu seinem Platz auf der Ofenbank zurück. Plötzlich schien es, als wäre alle Energie wieder aus seinem Körper geronnen. Er setzte sich umständlich und stützte den Kopf in die Hände, ohne etwas zu sagen oder einen von uns anzusehen. Offensichtlich war er tief getroffen. Elisabeth betrachtete ihn besorgt.
    »Tut mir Leid, Großvater«, sagte sie leise. »Ich hätte wissen müssen, dass es dir wehtut.« Sie sah in die Runde. »Ich muss gehen«, erklärte sie laut. »Ich komme euch bald wieder besuchen.«
    Nur wenige reagierten auf ihre Verabschiedung und winkten ihr zerstreut zu. Im Augenblick waren die Enthüllungen über Ulrich Schwarz sogar interessanter als der Abgang ihres persönlichen Schutzengels. Elisabeth lächelte über ihren Eifer; darüber, dass auch Albert Klotz nicht aufblickte, lächelte sie nicht. Die Gelegenheit nutzend, verließ ich die Gesindekammer mit ihr zusammen.
    Ich war überrascht, wie düster es draußen auf dem Gang geworden war. Die alten Männer hatten eine Menge Unschlittlichter entzündet, um die Feuchtigkeit des Platzregens aus ihrer Kammer und vor allem von ihren Knochen fern zu halten. Ihr Schimmer hatte darüber hinweggetäuscht, dass das Licht, das durch das kleine Fenster hereinfiel, immer grauer geworden war. Augsburg bereitete sich unter dem in wenigen Stundenkühl und abweisend gewordenen Sommerhimmel auf eine verfrühte Dämmerung vor, und im Bischofspalast war der Abend bereits hereingebrochen.
    »Wenn diese alten Klatschbasen dort drin nicht einmal Gerüchte von Ulrich Schwarz' aufrührerischen Ideen gehört hatten, dann müssen seine Aktivitäten

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