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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ziemlich geheim gewesen sein«, sagte ich.
    Elisabeth nickte. »Selbst im Haus Hoechstetter hat man nur ganz kurz und ganz verstohlen davon gesprochen. Ich habe es gehört, weil man dazu neigt, Dienstboten, die im selben Raum sind, zu übersehen.« Sie verzog den Mund, ohne wirklich darüber betroffen zu sein. »Oder sie als Möbelstück betrachtet.«
    »Ich frage mich, wie der Kaiser davon erfahren konnte.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Irgendjemand, der es wusste, war nicht gut auf Schwarz zu sprechen. Es war klar, dass er das Urteil für Hochverrat zu erwarten hatte.« Sie blieb stehen und lächelte zu mir hoch. Nach einem winzigen Zögern streckte sie eine Hand aus.
    »Es hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte sie. »Es ist immer interessant, den Mann zu sehen, der hinter den Geschichten steckt, die man als kleines Mädchen gehört hat.«
    »Albert hat Ihnen von mir erzählt?«
    »Sind Sie erstaunt?«
    »Nach all dem, was ich heute mit Ihrem Großvater erlebt habe, ist es zwar kaum mehr möglich, mich noch zu überraschen, aber, ja, ich bin erstaunt.«
    Sie nickte langsam und hielt meine Hand eine Weile fest. »Ich glaube, Sie gehören zu den Menschen, für die Freundschaft etwas so Besonderes ist, dass sie es nicht für möglich halten, sie derart leicht erringen zu können.«
    Ich zuckte unangenehm berührt mit den Schultern. Sie löste ihre Finger und ließ den Arm sinken. Ihr Lächeln hatte sich nicht verändert. »Wollen Sie mir etwas versprechen?«
    »Was denn?«
    »Kümmern Sie sich ein bisschen um Großvater, so lange Sie hier sind?«
    Ich habe genügend eigene Sorgen, um mir auch noch einen halb tauben, vergesslichen alten Knaben aufzuhalsen, dachte ich. Laut hörte ich mich sagen: »Wenn es Sie glücklich macht.«
    »Das würde es. Ich tue für ihn, was ich kann, aber manche Dinge sind mir einfach nicht möglich.« Sie trat einen Schritt auf mich zu und streckte sich, als wollte sie mir etwas zuflüstern. Ich neigte ihr meinen Kopf unwillkürlich entgegen. »Sie könnten ihn zum Beispiel mal in ein Bad stecken«, raunte sie und blinzelte mir zu. »Er stinkt.«
    Sie lachte und ließ mich stehen, um ohne Eile über den Gang zu schreiten. Ihre Schritte klangen gedämpft auf dem steinernen Boden – irgendwie schaffte sie es, in ihrem groben Schuhwerk darüber zu tänzeln. Ich dachte an ihr Lächeln und ihre selbstverständliche, gelassene Kompetenz und konnte nicht umhin, meine eigene Tochter mit ihr zu vergleichen.
    Ein Umsturzversuch und eine Dämonenbeschwörung lagen tatsächlich extrem weit auseinander.
    Nicht weiter jedoch als die Charaktere von Elisabeth Klotz und meiner Tochter Maria.
     
    Die Glocke des Doms mahnte zur Vesper. Gregor war mit dem ältlichen Schreiber zusammen. Der Burggraf stand am Fenster und starrte hinaus in die verfrühte Dämmerung, während der Schreiber in seinem Stuhl saß und vorlas. Beide fuhren auf, als ich hereinstürmte. Sie sahen aus wie zwei Knaben, die etwas Verbotenes getan haben.
    »Um Himmels willen, Peter«, keuchte Gregor, »hast du schon mal was davon gehört, vor einer Tür zu husten, bevor man eintritt?«
    »Hast du was zu verbergen?«
    »Natürlich nicht, aber die Höflichkeit...«
    Der Schreiber stand stuhlrückend auf und versuchte, sein Pergament, die Tinte und die Feder gleichzeitig zusammenzuraffen. Er sah keinem von uns ins Gesicht.
    »Soll ich draußen warten, bis Sie zu Ende diktieren können?«, fragte er. Gregor warf ihm einen irritierten Blick zu. »Nein, ich brauch dich nicht mehr.« Der Schreiber räusperte sich.
    »Der Brief kann nicht warten, Herr«, sagte er. »Die andere Post an Seine Exzellenz muss noch heute abgeschickt werden.«
    Gregor sah von ihm zu mir. Ein trotziges Funkeln zeigte sich in seinen Augen.
    »Wir sind gleich fertig«, erklärte er mit aufgesetzter Leichtigkeit. »Setz dich irgendwo hin, Peter. Es ist ein Brief an Bischofjohann. Du kannst jederzeit hören, was darin steht.«
    Ich trat zu der Fensterreihe hinüber, an der auch Gregor stand. Er runzelte die Stirn und senkte den Blick, als ich ihn lange genug anstarrte.
    »Wo war ich? Lies vor!«, herrschte er den Schreiber an.
    »... muss ich Seine fürstliche Gnaden auf ein Ereignis aufmerksam machen«, leierte der Schreiber nach kurzer Suche. »Ich habe am Perlach einige Milchkannen wegen falschen Maßes einziehen lassen, worauf sich der Rat empört und mich darin unterwiesen hat, dass dergleichen noch nie vorgekommen sei und ich die Kannen

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