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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Arme und grinste. Ich sah, dass ein Mann aufstand und an seine Seite schlich. Es war der junge Kerl, der in Stinglhammers Stube losgeschickt worden war, um denMajordomus zu suchen, und ihn dabei angetroffen hatte, wie er in die Angelegenheiten des Gesindes eindrang. Der junge Mann versuchte, den geringschätzigen Gesichtsausdruck Lutz' nachzuahmen. Ich hatte den Verdacht, dass es sich bei ihm um den Fall des kleinen Barschs handelte, der immer hinter dem Hecht herschwimmt, um sich in seinem Schutz zu sonnen und nach denen zu schnappen, die der Hecht bereits tödlich verletzt hat.
    »Der Nebel ist mir in die Knochen gefahren«, sagte Lutz zu seinen Kumpanen, und er sagte es so laut, dass ich wusste, dass eigentlich ich der Adressat seiner Rede war. Er sah betont über mich hinweg. Gestern hatte er mir geglaubt, dass ich ein persönlicher Abgesandter von Ulrich Hoechstetter war. Heute glaubte er es nicht mehr, oder er wäre nicht so großspurig aufgetreten.
    »Mir ist er ins Gemächt gekrochen«, lachte einer der Männer. »Deshalb habe ich es heute Morgen gleich in etwas Warmes hineingetan.«
    »Was denn, bist du heute schon im Schafstall gewesen?«
    Lutz kniff die Augen zusammen und ging nicht auf die groben Scherze ein. Er verfolgte eine bestimmte Taktik. »Ich brauche etwas Bewegung«, verkündete er.
    Seine Begleiter sahen sich an. Ich hätte den sauren Wein stehen lassen und einfach gehen können – ich spürte, dass es dazu noch nicht zu spät war. Ich ließ mir die Möglichkeit durch den Kopf gehen und blieb sitzen. Mein Herz schlug hart in meiner Brust. Es gibt einen Unterschied zwischen Rückzug und Flucht, auch wenn dieser Unterschied oft nur in wenigen Sekunden begründet liegt, in denen sich die Dinge von Geplänkel zu Mordlust verschieben. All die Männer hier waren im Hause Hoechstetter beschäftigt, und wenn ich jetzt den Schwanz einzog, würde ich bei keinem von ihnen mehr mit irgendwelchen unangenehmen Fragen aufzutauchen brauchen.
    Lutz schien zu viel Geld zu haben; so wie die anderen Männer. Sie begannen, ihren Vorrat an Münzen vor sich anzuhäufen, jeder mit seinem eigenen kleinen Häufchen. Der Termin, an dem man denjenigen Dienstboten einen Gulden schenkt, dieman im nächsten Jahr weiterbeschäftigen will, war lang vorüber, und es war unerklärlich, woher sie das viele Geld hatten – wenn nicht jemand im Hause ihrer Herrn die Absicht gehabt hatte, etwas von ihnen zu erkaufen. Schweigen, vielleicht, oder einen nach links gewandten Blick, während rechts etwas geschah?
    Alle außer Lutz, dem Wirt und mir machten sich jetzt am Tisch zu schaffen, bauten eine der Tischplatten ab (zufälligerweise die, an die ich mich gesetzt hatte, aber ich wechselte meinen Platz, ohne zu murren) und separierten sie mit ihren Böcken ein wenig weiter im Raum. Zu beiden Längsseiten des neuen Einzeltisches stellten sie zwei der Sitzbänke auf, die ebenfalls nicht mehr waren als über Böcke gelegte, breite Holzbretter. Es sah aus, als wollten sie ganz einfach für sich sein. Ich wusste, dass der Schein trog, und ich begann zu ahnen, was für ein Wettspiel Lutz und seine Kumpane vorhatten. Auch ich war einmal jung gewesen und hatte auf Tanzfesten meine Sprungkraft erprobt.
    Lutz kramte in seiner Börse nach einer weiteren Hand voll Geld und warf sie nachlässig auf die Platte des restlichen Tisches. Ein paar kleinere Münzen rollten bis zu mir herüber und sprangen auf den Boden. Ich fing sie nicht auf.
    »Reicht das für deine schäbigen Tonkrüge?«, rief Lutz. Der Wirt kam herüber und strich das Geld ein, ohne zu zählen. Er brummte etwas, das keiner verstand, Lutz aber offensichtlich als Zustimmung nahm. Er stieß seinen Trabanten, und dieser beeilte sich damit, alle in der Nähe stehenden Krüge und Becher einzusammeln. Ich erwartete fast, dass er auch zu mir herüberkam, aber er ließ es sein.
    Als sie anfingen, das Tonzeug zu zerschlagen, schrak ich zusammen. Sie streuten es hinter einer der beiden Bänke auf den Boden, bis eine Fläche von vielleicht einer Mannslänge eine mörderische Angelegenheit aus messerscharfen, spitzen Scherben wurde, in die zu treten einem die Fußsohlen erbarmungslos aufgeschnitten hätte. Das Ganze hatte wenig Ähnlichkeit mit den akrobatischen Vergnügungen meiner Jugendzeit; eher fühlte ich mich an Janas und meinen Aufenthalt in Venedigerinnert, wo ich Zeuge geworden war, wie zwei Kinder gegen Geld versucht hatten, eine gefesselte Katze mit Kopfstößen zu töten.
    Lutz hatte

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