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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Dank verpflichtet, Jungfer Engelin. Ich weiß, dass es nicht zu Euren üblichen Pflichten gehört, als Küchenmagd zu arbeiten.« Dann vertiefte sich
sein Lächeln sogar noch. »Auch wenn der Brei gelegentlich ein etwas strenges Aroma hat.«
    Verflixt, er hatte es auch bemerkt.
    Dabei hatte sie den Brei gar nicht anbrennen lassen.
    Sie streckte ihr Kinn hoch und rauschte aus dem Raum.

Freundes Rat und Trost
    Ich hatte wieder einmal einen ordentlichen Stapel Feuerholz gehackt, um mich so dem Gerede über mich zu entziehen, das nach der Morgenandacht entstanden war. Diese war recht bedächtig ausgefallen, Magister Johannes hatte übernächtigt - oder eher verkatert - gewirkt. Auch einige andere zeigten schwere Lider und dünsteten schalen Weinatem aus. Nichtsdestotrotz waren mir einige sehr finstere Blicke zuteilgeworden, die mich ahnen ließen, dass nach dem letzten Gebet die Mutmaßungen beginnen würden.
    Allerdings war ein Blick nicht nur finster gewesen. Nein, der war sogar - ich wusste gar nicht, wie ich es nennen sollte - neugierig? keck? verheißungsvoll? gewesen. Meine Herrin schien wohl geruht zu haben, und ihr untergründiges Grollen mochte verflogen sein. Dieser Umstand wärmte mein Herz, sodass ich das nuschelige Psalmodieren des Kaplans gutmütig über mich ergehen lassen konnte.
    Anschließend hatte Ulrich mit ausgesucht trockenen Worten verkündet, dass zwei weitere Personen vom Verdacht des Mordes am Burgvogt Sigmund befreit seien. Dann empfahl er den Anwesenden, munter den Aufgaben nachzukommen, die Cuntz und Ida zu verteilen hatten.
    Wer rechnen konnte, der durfte sich jetzt an seinen Fingern abzählen, dass sechs der Besucher noch keinen Nachweis ihrer Unschuld erbracht hatten. Auch das hatte einen verstörenden Einfluss auf die Gäste.
    Nachdem das Holz ordentlich neben dem Backes aufgeschichtet
war, räumte ich auf Idas Geheiß drei leere Weinfässer aus dem Saal und begab mich anschließend in den Weinkeller, um neue nach oben zu bringen. Mit der Pechfackel in der Hand betrat ich den kühlen, säuerlich riechenden Keller und sah mich um. Er war wohl gefüllt, weit besser, als es einer Burg ohne Herrn anstand. Und nicht nur heuriger Sauerampfer befand sich in den Fässern, wenn man den Brandmarken glauben konnte, sondern schwerer Burgunder und süßer Rheinwein.
    Ein Luftzug zeigte mir an, dass oben jemand die Tür geöffnet und wieder geschlossen hatte, und Schritte kamen die Steinstufen hinunter. Meine Hand lag am Griff meines Dolches.
    »Lasst ihn stecken, Hardo. Ich komme nicht, um mich von Euch meucheln zu lassen.«
    Hager, mit leicht gebeugten Schultern und welligem Grauhaar stand der Domgraf von Speyer im Schein der Fackel.
    »Gottfried von Fleckenstein, welch unerwartetes Vergnügen.«
    Ich meinte es ernst.
    »Gestattet, Hardo, dass ich hier unten ein paar Worte mit Euch wechsle?«
    »Die Tür habt Ihr verschlossen.«
    »Und die Wände sind dick. Ich habe Euch als Fremden behandelt, weil mir schien, dass Ihr hier dem einen oder anderen nicht mehr von Euch preisgeben wolltet als unbedingt notwendig.«
    »Sehr richtig beobachtet.«
    »Und doch erkennen Euch nun die meisten.«
    »Nein, manche erkennen den Tölpel, manche den Dieb, andere den Sohn des Mörders.«
    »Ich verstehe. Unser Gastgeber, der Ritter Ulrich von der Arken, hat mich vorhin angesprochen - nur um das klarzustellen, Hardo. Ich habe an jenem Tag, als der Vogt zu Tode kam, wirklich auf dem Wachturm gestanden und über das
Land geschaut. Der Rhein ist ein beeindruckender Strom, und der Handel pulsiert. Aber das nur nebenbei. Ich dachte über Euch nach und versuchte, mir einen Reim aus Eurem Verhalten zu machen. Da sah ich Frau Ida, die einige Äste aufband und sich plötzlich wie von Kummer übermannt an die Mauer lehnte.«
    »Worauf Ihr nach unten gingt und sie nach ihrem Leid fragtet.«
    »Ich hatte am Morgen mitbekommen, wie ihr Mann sie geprügelt hat.«
    »Schade, dass ich das nicht gesehen habe. Er hätte anschließend die Stufen zum Bergfried hinauf nicht mehr geschafft.«
    »Und wäre noch am Leben, um sie weiterzuprügeln.«
    »Auch wahr.«
    »Kurzum, sie dauerte mich, und ich sagte ihr einige tröstende Worte. Sie begann zu schluchzen und vertraute mir an, dass Eure Geschichte vom Vorabend sie zutiefst gerührt habe. Ich erlaubte mir, Hardo, ihr zu versichern, dass diese Mär einen guten Ausgang nehmen würde.«
    »Dabei habt Ihr sie gekost, und das arme Novizchen hat geglaubt, dass Ihr unkeusche Gefühle zueinander

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