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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Pächter? Was habt Ihr Meister Hardo vorzuwerfen?«
    »Das wisst Ihr doch selbst.«
    »Was weiß ich selbst?«
    »Damals, da habt Ihr gefragt. Und ich hab’s Euch gesagt, wie’s war.«

    »Ja, das habt Ihr. Wiederholt es noch mal, denn die anderen hier wissen es nicht.«
    »Na, das mit dem Mord. Wo doch der Herr Eberhart in den Stall kam. Und da ist der Stallmeister auf ihn los. Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Ich stand ja bei dem Ross vom Herrn.«
    »Er ist einfach auf ihn los und hat ihn erstochen?«
    »Nee, die haben gestritten.«
    »Worum ging es bei dem Streit, Pächter?«, fragte Ulrich.
    »Um den Trottel, den Hardo. Der wo doch nix gelernt hat. Und der Herr wollte ihn mitnehmen. Gutmütig wie der war. Aber der Gerwin wusste doch, wie blöd sein Sohn ist und dass der das Unglück anzieht. Und der wollt’ das nicht.«
    Auf der rechten Seite erhob sich Gemurmel.
    Tief in mir erwachte der alte Schmerz. Demütigung vergessen Kinder und junge Menschen nie.
    Ismael lehnte sich an mein Knie.
    Aber manches heilte.
    Ulrichs Stimme hinter mir erklang kühl.
    »Ich fasse also zusammen: Ihr, ehrwürdige Mutter, Herr Lucas, Frau Loretta und Cuntz, wünscht, dass Meister Hardo Lautenschläger bestraft und von der Burg verwiesen wird, weil sein Vater im Streit - um ihn - den Burgherrn Eberhart von Langel erstochen hat?«
    »Und weil er gefährlich ist und uns ermorden wird!«, fauchte die Äbtissin.
    »Ihr wollt jemanden für eine Tat strafen, die er noch gar nicht begangen hat und von der wir überhaupt nicht wissen, ob er sie begehen will?«, empörte sich van Dyke. »So etwas Verrücktes habe ich ja noch nie gehört. Ich kenne den Mann nicht, ich bin ihm noch nie vorher begegnet, und das, was ich hier von ihm gesehen habe, zeigt mir einen gespreizten Gockel, der sich aufs Musizieren und Geschichtenerzählen versteht, aber von harmlosem Gemüt ist.«
    Der Domgraf drehte sich zum Fenster um. Ich sah, dass es in seinem Gesicht verdächtig zuckte.

    »Sein Vater hat zwei faule Äpfel gezeugt, Kaufmann. Und die fallen bekanntlich nicht weit vom Stamm«, konterte die Äbtissin.
    »Ich habe auch Euren Gatten und seinen Stallmeister nicht gekannt, ehrwürdige Mutter. Aber Euch habe ich inzwischen kennengelernt. Ihr scheint mir reichlich rachsüchtig zu sein für eine gottesfürchtige Ordensfrau. Außerdem gefällt es mir nicht, wie Ihr meiner Tochter zusetzt, in Euer verdammtes Kloster einzutreten!«
    Ich hätte applaudieren können. Der knurrige Handelsherr fing an, mir zu gefallen.
    »Herr Ulrich, das muss ich mir nicht bieten lassen!«
    Die Äbtissin plusterte sich auf, und Ulrich hinter mir sagte in weiterhin kühlem Ton: »Hinrich van Dyke, das Kloster ist nicht verdammt.«
    »Nein, das ist es nicht. Verzeiht.«
    »Ansonsten habt Ihr das Recht auf Eure Meinung, und die Entscheidung darüber, ob Eure Tochter ins Kloster geht oder nicht, bleibt selbstverständlich die Eure.«
    Ida trat vor, was mich überraschte. Sie hatte die Schürze in den Händen verknäuelt, und sie stammelte zuerst, aber Ulrich hörte ihr ruhig zu, und schließlich kamen ihre Worte flüssiger.
    »Er war nicht blöde, Herr Ulrich. Und er hat nicht Schuld an dem Tod des Burgherrn. Er war nur einsam. Weil sich keiner um ihn kümmerte. Und es ist grausam, einen unbescholtenen Mann einer Tat zu zeihen, die er weder getan hat noch tun wird.«
    »Der und unbescholten? Ein Räuber, der im Kerker saß? Der mit einem Taschendieb umherzieht und Leuten die Beutel schneidet?«
    Die Äbtissin machte ein paar Schritte auf Ida zu, die vor ihr zurückwich.
    »Wer im Kerker saß, ist ein Verbrecher, und wer im Kloster sitzt, ist fromm?«, fragte Engelin mit klarer Stimme.
    Ich wäre beinahe in haltloses Gelächter ausgebrochen.
Die ehrwürdige Mutter sah aus, als ob sie jemand mit Teufels Grillspieß gepiekt hätte. Nun ja, meine Herrin hatte sie kennengelernt, damals, nachdem ich sie an der Klosterpforte abgeliefert hatte.
    Nicht Engelin aber fuhr die Äbtissin an, sondern ihre Tochter.
    »Casta, ich verbiete dir, auch nur noch ein Wort mit dieser Jungfer zu sprechen!«
    Das wiederum brachte die sanfte Casta nun auf, und sie erklärte: »Frau Mutter, Ihr habt mir verboten, mit Meister Hardo, Herrn Ulrich, Ismael, Frau Loretta und Herrn Lucas zu sprechen. Reicht es nicht, dass mein Bruder Karl ein Schweigegelübde abgelegt hat? Soll ich es ihm jetzt gleichtun?«
    Die Stimmung konnte man wirklich nur noch als gereizt bezeichnen, denn nun begann die Äbtissin ihre

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