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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gut«, knurrte ich. Seine idiotische Idee, die Preußen mit dem Schwert zu bekehren, hatte auch an anderer Stelle für Leid und Elend gesorgt.
    »Ja, das tut es wohl, Meister Hardo. Und ich hätte Herrn Ulrich gerne einen Ausweg gezeigt. Mein Bruder hatte mir damals schon anvertraut, dass er sich nicht zum Burgherrn berufen fühlte, und in seiner stillen Art widersetzte er sich dem Drängen meiner Mutter, diese Aufgabe zu übernehmen. Karl und ich sprachen darüber, dass ich es zum Kunkellehen bekommen sollte und somit für den Ritter eine angemessene Mitgift vorweisen konnte. Doch bevor Karl mit ihm darüber reden konnte, hatte Herr Ulrich eine andere Ehevereinbarung getroffen. Und meine Mutter lag mir in den Ohren, ins Kloster einzutreten oder einem anderen Bewerber die Hand zu reichen. Sie ist sehr herrschsüchtig, und es hat viele Zerwürfnisse zwischen uns gegeben in den letzten Jahren.«
    »Ihr habt Euch behauptet, und der Ritter ist noch immer unbeweibt. Was hindert Euch jetzt, eine Ehe zu arrangieren? Braucht Ihr einen Fürsprecher, nachdem Euer Bruder das Schweigen gewählt hat?«
    »Ich habe einen, Meister Hardo. Mein Oheim, der Domgraf, sprach heute für mich. Doch der Ritter lehnte es ab.«
    »Aber warum nur?«
    »Sein Stolz, Meister Hardo. Er glaubt, mich störe seine Narbe, seine Mittellosigkeit, sein Alter, Georgs Verlust und - Herrgott noch mal - weiß der Teufel, was sonst noch. Dabei liebe ich ihn!«
    Die Tränen begannen wieder zu fließen, und ich drückte sie an mich, um ihren Rücken zu streicheln.

    »Edles Fräulein, fasst Euch. Ulrich hat seinen eigenen Kampf auszufechten, und ein Teil davon hat auch mit mir zu tun. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich mich für Euch einsetzen. Denn wenn mich nicht alles täuscht, Casta, ist er Euch inniglich zugetan.«
    Langsam hob sie wieder den Kopf. Ich wischte ihr mit dem Finger die Tränen von der Wange und lächelte sie an.
    »Ihr seid ein seltsamer Mann.«
    »Das sagtet Ihr schon einmal.«
    Dann sah sie mich an, und ich merkte, dass für sie eine ganze Kaskade ungeordneter Wörter zu einem vollständigen Gedicht wurden.
    »Line ist Engelin, nicht wahr?«
    »Ja, damals war Engelin Line. Eine garstige kleine Kröte.«
    »Diese Beschreibung hat sie ungeheuerlich gefuchst.«
    »Ich weiß. Sollte es auch.«
    »Oh! Aha! Na ja, Meister Hardo, da habt Ihr Euch aber etwas vorgenommen!«
    »Hat sie einen solch abgrundtiefen Hass gegen mich entwickelt?«
    Casta legte den Kopf ein wenig schief, und wieder huschte ein Lächeln über ihre sanften Züge.
    »Hass? Sie ist teuflisch wütend. Ihr müsst ihr reichlich Anlass dazu gegeben haben.«
    »Habe ich.«
    »Überzieht es nicht, Hardo. Sie ist auch verletzlich.«
    »Auch das weiß ich.«
    »Ich habe sie erst vor dreieinhalb Jahren kennengelernt, und damals hat sie mir von jener Zeit am Drachenfels und bei der Witwe des Lautenbauers nichts erzählt. Nur dass sie Zuflucht bei meiner Mutter im Kloster gesucht hatte.«
    »Und mir hat sie nichts davon erzählt, dass sie die Tochter eines wohlhabenden Kaufherrn ist. Das habe ich erst sehr viel später herausgefunden. Zu spät beinahe.«
    »Wir sind eine verschwiegene Gesellschaft, nicht wahr?«
    »Oh, ich trage mein Herz ganz und gar auf der Zunge.«

    »Euer Herz vielleicht, Meister Hardo, aber Eure Gedanken wisst Ihr wohl zu hüten.«
    »Seht Ihr, edles Fräulein, nun könnt Ihr wieder lächeln. Geht zurück in Eure Kemenate und schlaft. Das Rad der Fortuna dreht sich weiter.«
    »Und der Stern ist nicht vom Himmel gefallen.«
    Ich begleitete sie über den Wehrgang zurück und sah ihr nach, wie sie die Treppe emporstieg. Dann ging auch ich zu Bett.
    Und träumte von Engelin.
    Was, das erzähle ich Euch besser nicht.

Der fünfte Tag
    So saß ich auf Fortunas Thron,
stolz emporgehoben,
mit der bunten Blumenkron
des Erfolgs umwoben.
Wie ich auch gegrünet hab
glücklich einst vor Zeiten,
ach, ich stürzte tief hinab,
bar der Herrlichkeiten.

Abakusgeklapper
    Engelin hatte besser geschlafen in dieser Nacht, und offensichtlich hatte auch Casta, als sie endlich von ihrer Wanderung über den Wehrgang zurückgekommen war, einen friedlichen Schlummer gefunden.
    Obwohl - Engelins Schlaf war nicht so ganz friedlich gewesen. Sie hatte lebhaft geträumt, und Casta hatte sie sogar einmal wecken müssen, weil sie so heftig das Kopfpolster umarmt hatte.
    In ihrem Traum war es aber kein Polster gewesen.
    Sondern ein Minnesänger.
    Dabei taugten Minnesänger doch gar

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