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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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in der Wildnis zu leben. Wollt Ihr mich ernsthaft glauben lassen, dass Ihr mit lauterer Absicht gehandelt habt?«
    »Ihr sagt es, wohledler Herr, sie war ein Kind. Nichts mehr, und das auch noch lästig. Und hässlich obendrein!«
    »Meine Tochter ist weder lästig noch hässlich!«, blaffte er mich an und schüttelte mich erneut.
    »Heute nicht mehr, wohledler Herr.«
    »Und auch nicht in Lahnstein, wo Ihr sie zum zweiten Mal in Eure Gewalt gebracht habt.«
    »Nein, da war sie bereits eine hübsche Jungfer. Aber in meiner Gewalt war sie nie. Oder hat sie es Euch so geschildert?«
    Die Frage brachte ihn für einen Moment zum Schweigen, und ich machte seine Fäuste an meiner Kleidung los. Es tat ihm etwas weh, denn ich musste seine Daumen dabei ein wenig malträtieren.

    »Ihr seid ein Weiberheld«, fauchte er jetzt. »Und ich soll Euch glauben?«
    »Nun, es bleibt Euch nicht viel anderes übrig.«
    »Ich habe jetzt endlich verstanden, warum sie keinen der Bewerber nehmen will. Beschädigte Ware, was? Ihr habt ihr die Ehre genommen und sie dann in die Gosse gestoßen. Ihr habt Schande über meine Tochter gebracht. Ihr habt ihre Zukunft zunichtegemacht! Wie soll ich einen Gatten für sie finden? Zur Dirne habt Ihr sie gebrandmarkt.«
    Er redete sich immer mehr in Rage, und voller Wut schlug er mir plötzlich mit der Faust auf das Kinn. Mir flog der Kopf nach hinten, und ein greller Schmerz schrillte durch meinen Kiefer. Heilige Apollonia von den Zahnschmerzen!
    Den zweiten Faustschlag fing ich ab. Genug des Märtyrertums.
    »Lasst es, van Dyke, ich kenne üblere Tricks als Ihr, wenn es ums Raufen geht.«
    »Hochnäsiger Kerl!«, brüllte er und wollte wie ein Stier mit gesenktem Kopf auf mich losgehen.
    Ich sprang zur Seite und fasste ihn am Ärmel seiner Heuke, damit er nicht über meine Hacke stolperte.
    »Wohledler Herr, hört mir zu!«
    Doch die gelbe Galle hatte Besitz von ihm ergriffen, und ein cholerisch heißes Gemüt kann man nur beruhigen, wenn man es abkühlt. Als er wieder auf mich losging, leerte ich den Wassereimer über seinen Kopf.
    Er blieb verwundert stehen und schüttelte sich.
    »Verzeiht, wohledler Herr, aber meinen Argumenten gegenüber wart Ihr nicht mehr zugänglich.«
    Er schüttelte sich nochmals, und Tröpfchen flogen von seinen ergrauenden Haaren. Dann fuhr er sich mit beiden Händen über das nasse Gesicht.
    »Bin ich ein Idiot, Meister Hardo?«
    »Nein, ein guter Vater.«
    Er stapfte tropfend zwischen den Gräbern auf und ab. Dann blieb er wieder vor mir stehen.

    »Ich weiß, wie junge Männer sind!«
    »Ja, das denke ich mir. Aber welche Versicherung kann ich Euch geben, dass ich die Jungfer Engelin nie angerührt habe? Ich weiß, das Wort des Sohnes eines Mörders gilt nichts.«
    »Quark.«
    »Jungfer Engelin kann, wenn es nötig ist, ein wenig durchtrieben sein, wohledler Herr. Könnte es sein, dass ihre Darstellung nicht mit der meinen übereinstimmt?«
    »Angelogen hat sie mich!«
    »Ich denke, um Euch zu schonen. Ihr habt ein aufbrausendes Gemüt.«
    »Ist das ein Grund?«
    »Ja, in meinen Augen schon.« »Und Ihr seid kalt wie eine Hundeschnauze!«
    »Nein, wohledler Herr. Ich trage meine Gefühle nur nicht offen zur Schau.«
    »Sie hätte es mir sagen müssen.«
    »Und dann? Hättet Ihr Euch auf die Suche nach mir gemacht, um mich im Rhein zu ersäufen?«
    »Verdammt gerne.« Er fuhr sich mit den Fingern durch die nassen Haare. »Der Ritter schätzt Euch sehr.«
    »Ja, Ulrich von der Arken bringt mir Achtung entgegen, und ich ihm ebenfalls.«
    »Trotz allem?«
    »Manches ist nicht so, wie es scheint.«
    »Ihr seid ein Ehrenmann?«
    »In einigen Dingen durchaus.«
    »Gebt mir Euer Wort, dass Ihr Engelin nicht geschändet habt.«
    »Mein Wort habt Ihr. Und sie wird es Euch bestätigen. Ebenso Ismael. Denn er ist auf seine Art auch ehrlich.«
    »Ein Schlawiner.«
    »Aber ein ausgesucht kluger.«
    »Was habt Ihr mit der Äbtissin?«
    »Einen alten Händel.«

    »Meine Tochter spricht nicht viel über sie. Was ist da vorgefallen?«
    »Ich glaube, Eure Tochter ist eine ebenso gute Beobachterin wie Ihr, Hinrich van Dyke.«
    Er nickte. Die animalische Ausdünstung der ehrwürdigen Mutter war ihm nicht entgangen.
    Er atmete ein paarmal tief durch und begutachtete die Grabsteine. Sein Blick blieb an dem des Eberhart von Langel hängen.
    »Wie ist der Burgherr eigentlich zu Tode gekommen, Meister Hardo? Ihr wart zu jener Zeit noch hier auf der Burg.«
    »Ich war nicht dabei, auch ich kann

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