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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Frau.«
    Die Verständigung würde schwierig werden; sie sprach nur wenige Worte Deutsch und die mit einem schweren
Akzent. Immerhin hatte Ismael herausbekommen, dass sie vor zwei Jahren nach einer der zahlreichen Preußenfahrten mit dem Gefolgsmann eines Ritters in unser Land gekommen war. Der Mann war aber verstorben oder fortgegangen. Sie war allein und hatte versucht, ein kleines Stück Land zu bebauen. Den Dorfbewohnern war sie unheimlich, weil sie eine Heidin war.
    Mich dauerte sie. Sie war noch nicht alt, kräftig und hatte schöne, dicke blonde Zöpfe. Ihre Wunden waren zum Glück nicht allzu tief, und am nächsten Morgen wusste ich, wie ich ihr helfen konnte. Wir nahmen sie mit nach Bingen, und dort am Rhein vereinbarte ich mit einem Schiffer, der nach Köln fuhr, sie nach Langel zu bringen und sie dort in die Obhut meiner Mutter zu geben. Als Magd würde sie auf der Burg immer eine Arbeit finden.
     
    Hier machte ich eine Pause und genoss die flammenden Blicke von Loretta und die zärtlichen von meiner Herrin. Mir war zumindest von ihr verziehen worden.
    Ismael begann unaufgefordert die Trommel zu schlagen, und nach einem Vorspiel stimmte ich die nächste Strophe an:
    »Schönes Land, so reich und hehre,
was ich sonst noch hab gesehen,
so bist du ihrer aller Ehre.
Was ist Wunders hier geschehen!
Dass eine Magd ein Kind gebar,
höher als aller Engel Schar,
war das nicht ein Wunder gar?«
    Das Donnergrollen hatte sich gelegt, aber dann und wann erhellte Wetterleuchten die hohen, schmalen Fenster des Rittersaals. Noch war das Unwetter nicht vorbeigezogen, und die Spannung lag weiterhin in dem hohen Raum. Getuschel und Unruhe machten es mir schwer, einen neuen Anfang zu finden, und so spielte ich weiter auf der Laute
und gab Ismael das Zeichen, die Trommel kräftiger zu rühren. Das wirkte schließlich, und ich fuhr mit meiner Geschichte fort.
Verrat und neue Hoffnung
    Ismael und ich suchten in Eibingen ein Gasthaus auf und warteten darauf, dass meine Begleiterin erscheinen möge. Doch sie ließ auf sich warten. Darum besuchte ich einige Tage später die Kapelle auf dem Rupertsberg, in der die Gebeine der ehrwürdigen Äbtissin Hildegard in einem kostbaren Schrein lagen. Ich zündete eine dicke Wachskerze davor an und kniete nieder, um einige Fürbitten für meine Mutter zu sprechen. Und dann erinnerte ich mich an die Magie der Laute, die die Herzen der Frauen rührte, und hielt es für eine passende Idee, der hochverehrten Wohltäterin ein sanftes Lied vorzutragen. Ich stimmte die Saiten und sang ihr von der frommen Minne.
    Ganz versunken war ich in mein Spiel und bemerkte nicht, dass der Pfaffe aus jenem Dorf in die Kapelle gekommen war. Er hatte vier kräftige Gesellen bei sich, und sie fielen ohne Warnung über mich her. Die würdige Hildegard wurde Zeugin einer gewaltigen Schlägerei, bei der nicht nur ich und die tapferen Knechte Schaden nahmen, sondern leider auch meine Laute in die Hände des Pfaffen fiel.
    Er nannte sie ein verfluchtes Zauberding und zertrümmerte sie vor meinen Augen.
    Ich hätte schluchzen können!
    Mit einiger List gelang es mir schließlich dennoch, aus der Kapelle zu entkommen. Haken schlagend rannte ich vor meinen Verfolgern davon und versteckte mich, mit schmerzenden Gliedern, aber mit weit mehr schmerzendem Herzen, im Wald. Erst zwei Tage später traute ich mich wieder hervor und schlich mich wie ein geprügelter Hund zu unserem Quartier. Ismael und unsere Pferde waren verschwunden.
Den Wirtsmann wollte ich nicht nach ihrem Verbleib fragen, aus Angst, dass er mich verraten würde. Von meiner Begleiterin war jedoch auch keine Spur zu finden.
    Abgerissen und mittellos trieb ich mich am Rheinufer herum, und in einer heruntergekommenen Taverne endlich fand ich auch Ismael wieder, der ebenso wie ich vor den aufgebrachten Gefolgsleuten des Pfaffen geflohen war.
    Wie sich herausstellte, war dieser Überfall das Werk meiner hinterhältigen Geliebten gewesen. Sie hatte, ungehalten wegen meiner Vernachlässigung ihrer kostbaren Person, beschlossen, Schutz bei den Dorfbewohnern zu suchen, denen sie einige schaurige Geschichten über meinen unredlichen Lebenswandel aufgetischt hatte. Vor allem aber hatte sie dem Pfaffen gebeichtet, ich habe Zauberei betrieben und sie mit meiner magischen Laute verhext, sodass sie gezwungen war, mir auf immer zu folgen und, wann immer es mich gelüstete, mir zu Willen zu sein. Sie brachte die Leute so weit, dass sie mich verfolgten, und da sie wusste, wohin

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