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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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das vierte Gebot verstoßen.«
    »Nicht Eurer Mutter gegenüber.«
    »Nein, ihr gegenüber habe ich immer Liebe und Achtung empfunden. Aber mein Vater war auch nicht gut zu ihr.«
    »Ich weiß.«
    »Meister Hardo …«
    »Welche Sorge drückt Euch noch? Sollte ich noch etwas mehr wissen?«
    Es war ein sehr schwerfälliges Gespräch, aber da ich bereits ein Goldkörnchen aufgepickt hatte, wappnete ich mich weiterhin mit Geduld.
    »Es ist, weil der Ritter Cuntz fortgeschickt hat. Sonst wäre ich nicht gekommen.«
    »Er ist zwei, drei Tage unterwegs, um eine dringende Besorgung zu machen, sagte mir Herr Ulrich. Was sollten wir wissen, wenn er zurückkommt, und wie können wir Euch helfen, damit Ihr keinen Schaden davon habt?«
    »Er, der Cuntz, betreibt unrechte Geschäfte.«
    Goldkörner in Mengen!
    »In welcher Form?«
    »Mit den Pferden, Meister Hardo. Der Burgherr hielt seine Rösser auf seinen Weiden, und auch mein Vater ließ es dabei. Wir … wir haben einige Einnahmen aus der Zucht. Aber Cuntz zweigt immer was ab. Er verkauft manchmal alte Pferde für junge.«
    »Wie habt Ihr das bemerkt?«
    »Wegen der Farbe, der Bilsensamen und dem Pfeffer im Stall.«
    Ein Rosstäuscher, sieh an. Mit Wallnusstinktur wurden
Mähne und Schweif oft gefärbt, um die Tiere jünger aussehen zu lassen, Bilsensamen oder gar Pfeffer machte sie lebhaft - eine Quälerei in meinen Augen. Vermutlich hatte er auch die Zähne der Tiere bearbeitet. Ich hatte lange genug mit Pferden zu tun gehabt, um solche Betrügereien schnell zu durchschauen, aber manch unbedarfter Kunde mochte sich davon täuschen und sich eine alte Mähre andrehen lassen. Dann aber war der Pferdehändler oft schon über alle Berge.
    »Der Ritter ist die Bücher Eures Vaters durchgegangen und hat einige Ungereimtheiten gefunden. Mag sein, Jonata, dass Ihr uns gerade eine Erklärung dafür gegeben habt. Ich werde mich mit Herrn Ulrich beraten, was zu tun ist. Und wie wir Euch und Euren Kindern helfen können.«
    »Danke, Meister Hardo. Aber sagt auch meiner Mutter nichts davon. Sie hat Sorgen genug.«
    »Ich werde schweigen, soweit es geht. Und nun sollten wir zur Andacht schreiten; die Glocke hat bereits gerufen.«

Sechster Abend
    Ich nahm beim abendlichen Mahl, wie am Vortag, am Tisch neben van Dyke Platz. Er begrüßte mich mit einem schiefen Lächeln.
    »Wird es der Braten sein, oder werdet Ihr mit Brei vorliebnehmen, Meister Hardo?«
    »Könnt Ihr mit den Fingern essen, oder muss ich Euch füttern?«
    Er betrachtete seine Faust und schüttelte den Kopf.
    »Ich muss auf einen Fels getroffen sein. Sie schmerzt noch immer.«
    »Ihr übertreibt, wohledler Herr, so empfindlich seid Ihr nicht. Aber - habt Ihr mit dem Stiftsherrn ebenfalls einen Händel gehabt?«

    »Mit dem van Huysen? Nein, gewiss nicht, warum?«
    »Mir scheint, er leidet an einer aufgeplatzten Lippe.«
    Van Dyke blickte zur Hohen Tafel, an der heute nur der Ritter und der Stiftsherr saßen, die Äbtissin schien diesmal wirklich in ihrer Kemenate das Mahl zu sich zu nehmen. Oder zu fasten.
    »Tatsächlich, je nun, die Stimmung ist gereizt. Ich hörte auch den Kaplan mit dem Stiftsherrn hadern und Frau Loretta gar giftig ihre Jungfer auszanken.«
    Hildegunda hatte offensichtlich auch eine herzhafte Abreibung erhalten, denn sie saß mit gesenktem Haupt und völlig verschüchtert an ihrem Platz.
    Ich sagte nichts weiter dazu, denn das Essen wurde aufgetragen, und während der Handelsherr sich dem Fleisch widmete, sah ich zu meiner Herrin hin, die mir gegenübersaß. Sie hatte ein anderes Kleid an. Nicht mehr das lichtblaue, das sie abends immer angelegt hatte, sondern eines in blassem Grün, und ihre Wangen leuchteten rosig. In ihrem Chapel aus grünen und weißen Bändern steckte eine rote Rosenknospe. Sicher nicht jene, die ich ihr geschenkt hatte, aber doch eine Erinnerung daran. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen, dann aber senkte sie wieder züchtig die Lider.
    Ein wenig überraschte es mich, dass auch Casta lieblich errötete, wenn sie in Richtung der Hohen Tafel schaute. Sollte Ulrich endlich Mut gefasst haben? Für die zarten Schwingungen der Minne war ich derzeit recht empfänglich. Casta bemerkte, dass ich sie musterte, sah mich lächelnd an und fragte: »Werdet Ihr uns heute von Euren Fahrten in ferne Länder berichten, Meister Hardo?«
    Aha, eine Jungfer Neugier!
    »Nein, wohledles Fräulein. Dazu müsst Ihr Euch noch ein wenig gedulden. Aber ein Lied von einer Fahrt ins Heilige Land

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