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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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vor zweihundert Jahren im Kloster zu Rüdesheim gewirkt, und auf dem Rupertsberg lag sie begraben.
    Mein Vorhaben fand nicht die Billigung meiner Geliebten. Ihr Sinn stand mehr nach weltlichen Vergnügungen, und sie drängte mich, König Rupert zu folgen, um an dessen Hof als Sänger meinen Ruhm zu mehren. Bedauerlicherweise hatte sie auch begonnen, meinen jungen Freund zu schmähen und zu schikanieren. Tausenderlei kleine Dienste verlangte sie von ihm, beschimpfte ihn ständig und hielt mir seine Schandtaten und seine Unfähigkeit vor.
    Ich bat sie daher, auf mich zu warten, während ich alleine nach Eibingen ziehen würde, doch auch davon wollte sie nichts wissen. Sie packte also ihren Putz zusammen - und davon besaß sie viel - und schloss sich uns an. Wir kamen nur langsam voran, da sie in einer Sänfte getragen werden wollte, und nach und nach beschlich mich die Erkenntnis,
dass die Schöne beständig mehr von mir verlangte, als sie selbst zu geben bereit war. Sehnsüchtig dachte ich immer mal wieder an Line, die nicht nur bereitwillig auf steinigen Wegen neben mir hergetrottet war, sondern auch wissbegierig alles Neue aufgenommen hatte und sich über allerlei Themen zu unterhalten wusste. Ja selbst ihre spitzzüngigen Zänkereien vermisste ich, denn meine Begleiterin hatte nur einen Gegenstand, über den sie zu plaudern in der Lage war - sich selbst.
    Aber Line war verschwunden, ohne Abschied, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich selbst hatte in meinem Liebesrausch zwar nicht nach ihr gesucht, aber Ismael hatte es getan. Und auch er war ratlos über ihren Verbleib.
    Wir wanderten bereits über fünf Tage durch die Wälder des Taunus, was mir großes Vergnügen bereitete, meiner Geliebten jedoch die Stimmung gänzlich verdarb. Der Schlaf unter dem Blätterdach behagte ihr nicht, die Mahlzeiten am offenen Feuer zubereitet schmeckten ihr nicht, das klare Quellwasser erquickte sie nicht. Ihre Nörgeleien nahmen kein Ende, ihre Vorwürfe wurden von Tag zu Tag herber.
    Und dann kamen wir am sechsten Tag auch noch einer zornigen Menge in die Quere. In einem Dorf nahe unserem Ziel traf plötzlich ein spitzer Stein die Sänfte. Geworfen wurde er von einem aufgebrachten Bauern, der eigentlich auf eine fliehende Frau gezielt hatte. Zehn oder zwölf andere Bewohner der Ansiedlung warfen ebenfalls Steine auf das arme Wesen, das blutend und stolpernd diesem bösen Hagel zu entgehen suchte.
    Was immer sie sich hatte zu Schulden kommen lassen, ich fand die fluchende und brüllende Gruppe, die eine Wehrlose zu steinigen beabsichtigte - allen voran der Pfaffe mit Weihwasserkessel und Wedel, der dieser Strafmaßnahme offensichtlich seinen Segen gab -, ausgesprochen unfreundlich. Mein Ross war genügsam und gehorchte meinem Befehl; ich sprengte auf die Gruppe zu, entriss dem Pfaffen seinen Wedel und schlug ihn ihm um die Ohren.

    Das lenkte die Aufgebrachten auf der Stelle ab, und ihr Zorn richtete sich auf mich. Doch waren es lediglich wütende Worte, die mich trafen, nicht Steine.
    Aus ihnen entnahm ich, dass man dem Weib vorwarf, eine diebische Heidin zu sein, aus dem Preußenland hergekommen, um Verderben über das Dorf zu bringen.
    Worte aber waren meine Waffen, und ich ließ einen Sermon auf die Menschen niederprasseln, der eines feurigen Predigers würdig war. Ich sprach von Nächstenliebe und Gottesminne, und dass der Herr die Christen, die Juden und die Heiden gleichermaßen geschaffen hatte. Ich fesselte sie mit Phrasen und Versen, während Ismael das Weib auf sein Pferd nahm und das Weite suchte.
    Als ich ihn in sicherer Entfernung wähnte, gab ich unangekündigt meinem Ross die Fersen. Es bäumte sich auf, schlug aus und machte mir den Weg durch die Menge frei.
    Ich folgte Ismael.
    Ich bekenne, die Sänfte mit meiner Geliebten beachtete ich nicht weiter. Die beiden Männer, die sie trugen, wussten, welches Ziel wir hatten. Sie würden uns folgen.
     
    Ich fand Ismael an der Nothgottes, einer Kapelle mitten im Wald. Hier hatte er die Frau auf das weiche Gras gebettet und ihre Wunden mit einem nassen Tuch gekühlt. Sie war bei Bewusstsein und schreckte auf, als ich vom Pferd sprang.
    »Beruhigt Euch, Nele. Er ist mein Meister«, sagte Ismael zu ihr, aber ihre Augen waren noch immer voll Angst.
    »Was hat die Dorfbewohner gegen Euch aufgebracht?«, fragte ich sie und setzte mich neben sie auf den Boden.
    »Sie hat Weihwasser aus der Kirche geklaut.«
    »Hast du, Weib?«
    »Nein. Nicht Wasser. Nur bringen Blumen an stille

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