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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Geschichte.«
    »Ihr habt den Anwesenden recht deutlich klargemacht, welchen Fehler sie einst - und vielleicht auch jetzt noch - gemacht haben.«
    »Tat ich das?«
    »O ja, Hardo. Und das war die Absicht, die hinter dieser Mär steckte, nicht wahr?«
    »Eine davon.«
    »Es ist fatal, einen Menschen zu unterschätzen, nur weil er anders ist als andere. Das haben viele bei Euch getan. Allen voran Euer Vater.«
    »Ja, doch kann ich das heute zumindest verstehen, Ulrich. Mein Bruder war blöd geblieben, sein Geist war der eines kleinen Kindes. Meiner ging so ganz andere Wege, die mein Vater genauso wenig zu verstehen in der Lage war. Darum war Gerwin enttäuscht über seine Söhne, beschämt vermutlich auch.«
    »Eberhart aber hat erkannt, dass Ihr einen weit lebendigeren Geist besaßt - eine hohe Begabung, die sich nicht in feste Formen pressen lassen wollte.«
    »Das hat er möglicherweise erkannt, nicht aber, dass mein Vater das nicht sehen wollte. Daher ihr Zerwürfnis über meine Ausbildung und meine zukünftige Position.«

    »Mein Oheim, Urban der Sänger, war ein weltkluger Mann, Hardo. Er kannte Eberhart schon aus der Zeit, als er als Knappe in Jülich Dienst tat. Wusstet Ihr, dass er selbst ihm damals das Lautenspiel beigebracht hat?«
    »Nein, aber es nimmt mich nicht wunder. Urban war in den Sälen der Vornehmen gern gesehen, und an den Fürstenhöfen rühmte man seinen Gesang und seine Geschichten.«
    »Er hat Eure Fähigkeiten erkannt.«
    »Und hat mich geprüft, damals im Wald. Das weiß ich heute.«
    »Vermutlich mit weit findigreicheren Fragen als mit zwei einfachen Rätseln und einer Rechenaufgabe, nehme ich an. Er war ein hochgebildeter Mann und sein Wissen umfänglich wie eine ganze Klosterbibliothek.«
    »O ja, es war eine lange Unterhaltung, die wir führten, und seltsamerweise empfand ich sie nicht als Prüfung. Es bereitete mir Freude, seine kniffeligen Fragen zur Natur, den Maßen, Gewichten und Größen und meiner Sicht der Welt zu beantworten. Aber in einer Mär, wie ich sie den Menschen erzähle, muss weniges für vieles stehen.«
    »Pars pro toto.«
    »Wie man sagt.«
    »Die lateinische Sprache habt Ihr inzwischen auch gemeistert?«
    »Das, was man als Händler so braucht«, sagte ich grinsend. »Psalmen kann ich noch immer nicht rezitieren.«
    »Euer Seelenheil wird nicht davon abhängen. Also hat Urban Euch dazu gebracht, aufzubrechen und die magische Laute zu suchen?«
    Ich lachte - ja, inzwischen konnte ich über diesen Trick lachen, den er angewendet hatte, um einen törichten Jüngling dazu zu bringen, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
    »Ja, er hat mich auf die Fährte gelockt. Und doch wäre ich feige hier auf der Burg geblieben, hätte weiter die Schikanen
geduldet und mich, wenn es mir zu viel wurde, in die Wälder geflüchtet, wäre nicht der Schwarze Ritter gekommen, um die Burg anzugreifen und mich in panische Angst zu versetzen.«
    »Ich kam nie, um sie anzugreifen, Hardo. Ich kam, um Fragen zu stellen. Zwei Jahre, nachdem ich Euren Vater dem Henker übergeben hatte, war mein Gewissen erwacht - aus verschiedenen Gründen. Ich kam, aber der Burgvogt wollte mich nicht empfangen, sondern ließ das Fallgitter herunter, zog die Brücke hoch und ließ einen Pfeilhagel auf uns niedergehen.«
    »Was heute verständlich scheint, denn er musste befürchten, dass Ihr seine Tat entdecken würdet, wenn Ihr genauere Fragen stelltet.«
    »So nehme ich es jetzt ebenfalls an. Damals verärgerte er mich nur gründlich, weshalb einige tapfere Mannen auf den Zinnen zu Schaden kamen. Von Eurer Flucht durch den Tunnel ahnte ich natürlich nichts, Hardo, weshalb ich auch nicht wusste, dass Ihr mit Eurer Mutter und Jonata bei Cuntz Obdach gefunden hattet. Ich wollte auch den Pächter lediglich befragen, nicht plündern und brandschatzen. Aber Ihr seid geflohen - und Cuntz war verschwunden. Das allerdings gab mir damals schon zu denken.«
    »Ihr habt ihn nicht gefunden?«
    »Nein, er ist ebenfalls ein gewitzter Mann, und er wusste sehr wohl, was auf dem Spiel stand.«
    »Eigentlich erstaunlich, dass er so arglos hier auf die Burg kam, als Ihr zur Lehnsvergabe zusammenrieft«, überlegte Ismael laut.
    »Er mag misstrauisch gewesen sein, aber zehn Jahre sind eine lange Zeit, und ich hatte mich anschließend nie wieder hier sehen lassen. Er und Sigmund mussten geglaubt haben, dass Gras über die Angelegenheit gewachsen war.«
    »Bis sie meinen Meister sahen.«
    »Ja, Ismael, bis sie Hardo sahen

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