Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Johannes sackte in die Knie.
    Es war nicht ganz lautlos vonstatten gegangen, und ein anderer Wachmann streckte müde seinen Kopf über den Wehrgang.
    »He, du da, gib Alarm!«, brüllte ich nach oben.
    Er befolgte meinen Befehl lautstark.
    Endlich tat sich etwas.
    Ein Halbdutzend Mannen, verschlafen, aber in voller Kleidung, stürmten als Erste aus ihrer Unterkunft herbei. Der Hahn krähte, die Hühner flatterten wild über den Hof. Ismael, Dietrich und Puckl, nur in kurze Tuniken gekleidet, kamen angelaufen. Eine Magd in verrutschtem Hemd und ein vollkommen nackter Wachmann stolperten aus dem Stall am Torzwinger. Sie wies ich barsch an, wieder zu verschwinden.
    Immerhin erwies sich der Hauptmann der Wache als etwas beweglicher im Geiste als seine Mannen. Er ließ den säumigen Torwächter in Ketten legen und in eine Kammer im Turm einsperren, die Mannpforte schließen und den Kaplan durch zwei Mannen mit Lanzen bewachen. So fand Ulrich ihn dann vor.
    »Bemerkenswert«, sagte er.
    »Nun ja, der andere Gang ist ja versperrt.«
    »Was meint Ihr, sollen wir ihn in das Verlies werfen?«
    Magister Johannes kam wieder zu Bewusstsein und zappelte und wimmerte. Doch die Lanzenspitzen nagelten sein Wams am Boden fest. Wenigstens konnten die Kerle mit den Dingern umgehen.
    »Keine gute Idee, ihn mit Cuntz zusammenzusperren. Es wird doch hier in den Türmen kleine, abschließbare Kammern geben, in denen man ihn für eine Weile aufbewahren kann«, schlug ich vor.
    Der Hauptmann bestätigte das. Er wirkte recht betroffen
über den Vorfall und zeigte sich bereit und willig, jedes Wort umgehend zu befolgen. Die Wachen stellten den Kaplan auf die Füße und zerrten ihn in die Torburg.
    »Wollen wir über die Bedeutung dieser Angelegenheit nachsinnen, Hardo, oder warten, bis der Magister gesprächig wird?«
    »Ich sann bereits über das eine oder andere nach. Der Schlaf war heute ein flüchtiger Gast bei mir. Sonst hätte ich dieses Schauspiel versäumt.«
    Ich erklomm wieder die Stiege, und der Ritter folgte mir.
    »Die Mannen sind nachlässig.«
    »Kein Wunder. Seit dem Überfall durch den Schwarzen Ritter hat es hier keine Bedrohung mehr gegeben«, sagte ich mit einem Lächeln.
    »Ihr meint, ich hätte es noch einmal versuchen sollen, was?«
    »Es erhöht die Wachsamkeit der Leute. Ansonsten ist das Leben langweilig für sie. Hier mal einen Besucher ankündigen, da mal einen Hausierer abweisen, Waffen putzen, auf dem Turm rumstehen - sie haben gelernt, im Stehen zu schlafen, das habe ich bei meinen nächtlichen Rundgängen gerne genutzt. Wenn das Tor offen ist, reiten sie die Wege ab, machen Waffenübungen, drangsalieren die Bauern und Pächter. Aber derzeit bleibt ihnen nur Essen, Schlafen und das Würfelspiel.«
    »Mich dauern sie nicht.«
    »Nein, mich auch nicht. Aber dieser Vorfall gibt Euch eine gute Gelegenheit für eine harsche Befragung der Mannen, Ulrich.«
    »Richtig. Und nun - was ist Eure Theorie zu der versuchten Flucht unseres Burggeistlichen?«
    »Das Wissen um den Geheimgang - Ihr habt ihn gestern darauf angesprochen. Wenn mich nicht alles täuscht, gehört auch er zu denjenigen, die damals zu der Anschuldigung gegen meinen Vater geschwiegen haben. Er hat Eberhart von Langel in der Kapelle aufgebahrt oder zumindest dabei
geholfen. Der Zustand des Toten wird ihm nicht entgangen sein. Oder wenn doch, so mag der eine oder andere, den das Gewissen deshalb drückte, es bei der Beichte geäußert haben. Das wäre die einzig harmlose Erklärung für sein Schweigen. Weniger harmlos wäre sein Schweigen gewesen, wenn er einen Grund hatte, Eberharts Mörder zu decken, und noch gefährlicher, wenn er als Handlanger für den Mörder fungiert hätte.«
    »Indem er es ermöglichte, dass der Tote - oder der Mörder - durch den geheimen Weg in die Burg hinein- oder hinausgelangte. Das ist richtig. Durch sein Schweigen würde er nicht nur die Falschaussage des Pächters stützen, sondern auch den Tod des Burgherrn billigen«, fasste Ulrich zusammen.
    »Bleibt wieder das Warum.«
    »Es gibt da Befragungsmethoden …«
    »Die ich nicht gerne anwenden würde. Lasst es mich auf meine Weise weiter versuchen, Ulrich. Der Tag ist eben erst angebrochen. Ach ja, und fragt den Domgrafen, ob er die Morgenandacht hält.«
    »Ah, richtig. Um was man sich alles kümmern muss.«
    »Ein hartes Los hat so ein Burgherr«, spottete ich.
     
    Gottfried von Fleckenstein, der Domgraf von Speyer, hielt eine ruhige, kurze Morgenandacht. Er war zwar zum

Weitere Kostenlose Bücher