Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Mann in die Arme der Kirche treiben kann, verwundert mich, ehrlich gesagt.«
    »Vielleicht muss man daran Loretta nicht die Schuld geben. Die Ehe war kinderlos geblieben.«
    Engelin überdachte das und fällte ihr Urteil: »Dann hätte der Idiot nicht heiraten sollen.«
    Casta zuckte mit den Schultern.
    »Männer eben. Sie haben wohl oft so komische Vorstellungen von Tugenden und Pflichten. Jedenfalls weigerte sich Loretta, in ihr Vaterhaus zurückzukehren, und blieb als Hofdame in Nürnberg. Sie wurde die Geliebte des Schatzmeisters. Diese Beziehung aber fand kurz vor der Versammlung der Kurfürsten in Lahnstein ein Ende. Sie zog dennoch mit dem Hofstaat mit und suchte dort erneut ihr Glück.«
    »Und dort fiel ihr Auge auf den anmutigen Höfling Lucas. Vermutlich weniger wegen seines angenehmen Wesens als wegen der Tatsache, dass er im Dienste Ruperts von der Pfalz stand, der der neue König wurde.«
    »Macht und Einfluss üben großen Zauber aus.«
    »Ja, aber größeren noch Hardo mit seiner Laute und seiner rauen Stimme«, fügte Engelin hinzu.
    »Der Lucas bemüht sich weidlich, eine Augenweide zu sein, Engelin, aber sowie man etwas an ihm kratzt, entpuppt er sich als hohler Balg. Das dürfte bei deinem Hardo etwas anders sein.«
    Engelins Gedanken huschten eben zu dem harten, muskulösen Leib, der sie unter den Linden umfangen hatte, und sie erschauderte vor Wonne.
    »Engelin? Engelin, wo bist du?«
    Sie seufzte: »Unter der Linden, auf der Heide …«
    »Dazu kommen wir gleich noch«, kicherte Casta. »Dich hat er also nicht enttäuscht, wohl aber Loretta, wie wir heute hörten. Nachdem sie ihn verraten hatte - vorüber sie keine Reue zu empfinden scheint -, wandte sie sich von Bingen
aus nach Heidelberg, wo der neu gekrönte König Rupert Hof hielt. Hier trat Ännchen dann auch in ihren Dienst. Rupert jedoch war nach Italien aufgebrochen, und Loretta fristete zunächst ein ziemlich dürftiges Dasein, lieh sich hier und da Geld zusammen, und dann begegnete sie Lucas wieder.«
    »Und hatte diesmal Erfolg bei ihm.«
    »Richtig, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie nicht besonders glücklich ist, Engelin. Er wird sie nicht heiraten, und treu ist er ihr auch nicht.«
    »Sie ihm auch nicht. Sie hat mit Cuntz im Heu gelegen, sagt Hardo, als der Burgvogt vom Söller fiel.«
    »Ja, und heute Abend ist sie ebenfalls noch nicht zurückgekommen.«
    »Sie ist ein lockeres Weib, aber ich vermute, sie sucht dennoch verzweifelt nach Sicherheit.«
    »Dann soll sie zu ihrer Familie gehen oder in ein Stift eintreten und ein anständiges Leben führen«, sagte Casta. »Mit dem Höfling - bah, Engelin. Ich habe heute Nachmittag das getan, was du mir geraten hast. Und das wäre beinahe schiefgegangen. Der Mann hat eine gezierte Oberseite, aber darunter ist der ein brutaler Kerl. Ich habe tatsächlich mit dem Feuer gespielt, und nur weil der Ritter ihm fast den Arm gebrochen hat, bin ich noch mal davongekommen.«
    »Au weh.«
    »Ja. Immerhin, Ulrich hat mich beschützt, und er war auch aufrichtig besorgt um mich. Aber auch ungeheuer grimmig und hat mir befohlen, nicht wieder in die Nähe des Höflings zu kommen.«
    »Wie freundlich.«
    »Mhm.«
    Engelin fing an, sich für die Nacht zu entkleiden, und Casta half ihr schweigend dabei. Anschließend löschten sie die Kerzen und krochen unter die Laken.
    »Das mit meiner Mutter, seit wann wusstest du das?«
    »Seit ich damals aus dem Hospiz kam und bei den Novizinnen lebte. Erst wollte ich es auch nicht wahrhaben,
aber - da waren immer Männer, weißt du. Und die Laienschwestern tuschelten.«
    Casta nickte verstehend.
    »Ja, man lernt recht bald, wie es um die Fruchtbarkeit bestellt ist. Frauen im Haus und in der Nachbarschaft werden schwanger, kommen ins Kindbett, gebären und erzählen. So unwissend wie Hildegunda war ich nie, und du sicher auch nicht.«
    »Nein, auch ich nicht. Ich habe zwei ältere Schwestern, die beide Kinder bekamen, noch bevor ich fortlief. Deswegen verstand ich ziemlich gut, worum es bei den Tuscheleien über die Äbtissin ging.«
    »Es ist entsetzlich. Mein Bruder wusste auch davon. Darum hat er schließlich das Schweigegelübde abgelegt. Ich vermute, dass er sogar noch mehr unter seinem Schweigen verbirgt. Mein Gott, wenn Ulrich das alles erfährt.«
    »Er weiß es schon.«
    Casta fuhr auf.
    »Hardo - nein, Ismael hat es von Ännchen erfahren. Leg dich wieder hin, Casta. Er hat dir ja trotzdem befohlen, von dem schönen Lucas

Weitere Kostenlose Bücher